01| Ein perfekter Plan

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5 Jahre vor Tag X
Barcelona
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Scheiße!«, fluchte ich, als ich einen kurzen Blick durch die Jalousien warf und einen Haufen Polizeiautos vor dem Gebäude stehen sah. Abwechselnd erhellten rote und blaue Lichter die dunkle, klare Novembernacht. »Andrés, mi corazón, wir haben ein kleines Problemchen!«

»Was ist denn los?«, kam es von dem Mann aus dem anderen Raum zurück.

»Unsere ungeladenen Gäste sind früher aufgetaucht als erwartet«, rief ich und machte mich daran, die wenigen Schmuckstücke, welche mir noch nicht in die Finger gefallen waren, in den Rucksack zu stopfen und sprintete anschließend zur Tür, hinter der sich mein Komplize befand.
»Denkst du, sie werden den Braten auch kalt herunterbekommen?«, wollte ich wissen.

»Wir werden ihnen keine andere Wahl lassen«, erwiderte der Mann bloß frech grinsend und ließ seine braunen Seelenfenster spielerisch in dem bunten Lichterspiel der Blaulichter aufblitzen.

Meine Mundwinkel zuckten ebenfalls nach oben. »Das klingt nach einem Plan, der mir gefällt!«
Schnell half ich ihm, das restliche Geschmeide in einer Tasche zu verstauen, denn es würde definitiv nicht mehr lange dauern, bis die Kriminalbeamten zu uns stoßen würden und mein überaus feines Bauchgefühl sagte mir, dass sie nicht freundlich an der Tür klopfen würden...

In meinem Kopf begannen sich sämtliche Rädchen in Bewegung zu setzen. Wir hatten uns selbstverständlich nicht ohne den ein oder anderen Gedanken an unsere Flucht in dieses luxuriöse Schmuckgeschäft geschlichen, doch die Polizei war uns beachtlich schnell auf die Schliche gekommen – nicht, dass ich sie für ihre Arbeit loben würde.

Mein Herz schlug in einem schnelleren Tempo als üblich, pochte laut und schien schier in meiner Brust zu zerspringen. Ein eiskaltes Gefühl kehrte in meine zitternden Hände ein, derweilen meine Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren.
Werde ich gerade etwa nervös? Ich und nervös? Der Gedanke war so absurd, dass ich fast angefangen hätte zu lachen, aber ich verkniff es mir rasch.

»Ich denke, es ist an der Zeit zu verschwinden«, murmelte Andrés und schulterte den Beutel mit dem Diebesgut. Nichts lieber als das!

Wir eilten aus dem Zimmer und folgten im Laufschritt dem mit einem purpurnen Teppich ausgelegten Flur, der ein krassen Kontrast zu der weiß gestrichenen Wand darstellte. Mein Blick blieb kurz an einem Plakat hängen, das einen riesigen altägyptischen Skarabäus zeigte. Aus zuverlässigen Quellen – schlecht gedrehten Dokumentationen – wusste ich, dass diese Dinger einen reich machen konnten, wenn man sie an die richtigen Leute verkaufte.

Ich schüttelte den Kopf. Konzentrier dich, tadelte ich mich selbst und fokussierte meine Gedanken wieder auf unseren Fluchtplan. Eine Ausstellung mit teuren Diamanten besetzten Ketten und Armbändern auszurauben, erlebte man sicher nicht alle Tage, aber auch bei diesem Beruf war Professionalität gefragt – so unglaublich das auch klingen mochte!

Schlitternd bogen wir um die Ecke und sprinteten auf die Türen zu, auf denen mit großen Buchstaben die Schriftzüge ›Männertoilette‹ und ›Damentoilette‹ angebracht waren. Gleichzeitig griffen wir nach der Klinke. »Eigentlich müsste ich das der Security melden!«

Andrés verdrehte genervt die Augen. »Die haben momentan sicherlich andere Probleme, als einen Mann auf der Damentoilette gefangen zu nehmen.«

El Corazón Del Ladrón | LCDPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt