03| Ein guter Aushilfsarzt

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5 Jahre vor Tag X
Barcelona
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Beeil dich!«

»Das mach ich ja schon!«

»Ich weiß nicht, wie lange sie schon das Bewusstsein verloren hat, aber zehn Minuten sind sicher schon vergangen!«

Eine kurze Pause trat ein.

»Wir hätten die Hauptstraßen nehmen sollen!«

»Um Gefahr zu laufen, der Polizei direkt in die Arme zu laufen? Valeria ist nicht schwer verletzt worden, um nach einem Krankenhausaufenthalt im Gefängnis zu landen!«

»Das ist mir bewusst, aber wenn sie uns verblutet, dann hat ihr der Umweg auch nichts gebracht!«

Die Stimmen wurden immer lauter und klarer, sodass ich sie bald problemlos Jakov und Andrés zuordnen konnte.

Flatternd schlug ich die Augen auf. Das nur spärlich beleuchtete Gesicht von Andrés tauchte in meinem Sichtfeld auf. Wir befanden uns auf der Rückbank eines Autos. Mein Kopf lag auf dem Schoss des Mannes, doch er bemerkte mich gar nicht, sondern hatte seinen Blick angestrengt nach vorne gerichtet, um Jakov – neben seinen wilden Anschuldigungen – den Weg zu erklären.
Ich wollte mich aufrichten, doch ein grässlicher Schmerz fuhr durch meine rechte Schulter und auch meine Rippen sendeten dumpf, aber deutlich spürbar, ein Pochen aus. Verfluchter Mist! Um ein Stöhnen zu unterdrücken, biss ich die Zähne zusammen.

Sofort lag Andrés Aufmerksamkeit auf mir. »Jakov, sie ist wieder wach!«, rief er und ich meinte in dem kargen Lichteinfall der vorbeiziehenden Straßenlaternen so etwas wie Erleichterung auf seinem Gesicht erkennen zu können.

»Ja, sie ist wach und hat eure jämmerlichen Gespräche die ganze Zeit mit anhören müssen«, brummte ich und versuchte vergeblich, die schwarzen Punkte aus meinem Sichtfeld zu blinzeln und den Schwindel aus meinem Kopf zu verbannen.

»Du bist wirklich unmöglich, Valeria!«

»Ich fühle mich geschmeichelt«, antwortete ich Andrés, lächelte ihn übertrieben an und verzichtete nur aufgrund der höllischen Schmerzen auf eine wegwerfende Handbewegung.

»Ich unterbreche euch Turteltäubchen, wirklich nur ungern, aber wir sind da«, kam es vom Fahrersitz.

Sein Blick flog kurz nach draußen, ehe er mich wieder eindringlich taxierte. »Kannst du laufen?«

»Selbstverständlich kann ich laufen!«, schnaubte ich verächtlich und richtete mich auf. Sofort hüllte die Dunkelheit mich ein und das Pochen in meiner Schulter steigerte sich zu einem qualvollen Grad, der sich kaum aushalten ließ. Fluchend sank ich wieder zurück. »Sonst immer gerne, aber heute scheint mir das keine so gute Idee zu sein.«

Jakov öffnete die Autotür und bitterkalte Luft – oder zumindest sollte sie das sein - strömte in das Gefährt herein. Für mich war lediglich nur der Luftstrom wahrnehmbar. Das wird sicherlich in einer fetten Erkältung enden!

»Dann trage ich dich«, hörte ich den Mann sagen, ehe das Polster unter meinem Körper verschwand und meine Beine in der Luft baumelten. Eine Welle der Übelkeit überkam mich. Schnell presste ich die Lippen zusammen, um Schlimmeres zu verhindern.
Nachdem seine braunen Seelenfenster kurz prüfend auf mir geruht hatten, setzte Jakov sich in Bewegung, was mir sämtliche Selbstbeherrschung abverlangte. Sie stiegen eine Treppe – oder vielleicht waren es auch mehrere, mein vom Blutverlust geschwächter Verstand ließ mich in diesem Punkt einfach im Stich – hoch.

El Corazón Del Ladrón | LCDPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt