10| Spionage

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Ein Tag nach Tag X
Madrid
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Mein Magen grummelte bestätigend, als ich in das Sandwich biss. Ich erlaubte es mir für wenige Augenblicke die Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Wenn ich gestresst war, brauchte mein Körper keinen Schlaf oder Meditation, um wieder auf Vordermann zu kommen, sondern eine gute und große Mahlzeit.

Ich hatte es mir in einem kleinen Café gemütlich gemacht und wartete. Allerdings nicht darauf, dass meine Mittagspause vorbei ging. Ich wartete auf eine ganz spezielle Person, die meines Wissens nach ebenfalls bald hier aufschlagen würde.

Mit gerunzelter Stirn kam eine Kellnerin an meinen Tisch und servierte mir meinen bestellten Zitronensaft. Es war mein zweites Glas und mein Teller war noch nichtmal halb leer. »Muchas gracias«, murmelte ich und lächelte sie übertrieben freundlich an. Mir lag bereits ein passender Spruch für ihren kritischen Blick auf der Zunge, als plötzlich die Tür aufschwang und ein Glöckchen klingelte.
Die Frau zog weiter, um sich mit der neuen Kundschaft zu beschäftigen.

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als Raquel sich an einen der Tische setzte und etwas bestellte. Praktischerweise hatte ich mich hinter meinem Laptop verschanzt, sodass man mich nicht sofort erkannte. Durch meine zwischenzeitliche Berichterstattung hatte ich wertvolle Zeit verloren. Die Versuchung war groß, Armando die nötigen Informationen zukommen zu lassen und mich nur auf die Recherche und das Filtern von Informationen zu konzentrieren, allerdings wollte es sich mein Ego nicht nehmen lassen, diese Artikel selbstständig, Wort für Wort, zu verfassen.

Aufgrund des regen Treibens bekam die Inspectora schnell, was sie verlangt hatte. Sie sah ausgelaugt aus, aber das verwunderte mich nicht.
Konzentriere dich auf den Artikel, beschwor ich mich und legte mein Hauptaugenmerk wieder auf meine Arbeit. Unentwegt flogen meine Finger über die kleine Tastatur, während die Gespräche der Gäste und die im Fernseher laufenden Nachrichten zu einem leisen Rauschen wurden. Als die Tür ein weiteres Mal aufging und erneut ein angenehmes Läuten die Luft erfüllte, blickte ich nicht auf. Ich wusste, wer den Laden betreten hatte.

Kurz hielt ich inne, als sich eine männliche Stimme von den anderen Geräuschen abhob. »Diese Leute dadrin... wie verzweifelt muss man sein, um so etwas zu machen?«

Beinahe hätte ich laut losgelacht, konnte mich in aller letzter Sekunde allerdings noch zurückhalten. Sergios Unschuldsnummer war grauenhaft! Mit jedem Wort, das er an Raquel richtete, redete er sich mehr um Kopf und Kragen. Er drängte sich ihr regelrecht auf, was mich verwunderte, denn normalerweise war er nicht darauf erpicht, ellenlange Monologe zu führen.

»Na ja, nur kann man eine staatliche Banknotendruckerei nicht mit einer Gummischleuder überfallen«, rutschte es ihm heraus, als die Inspectora hinterfragte, wieso die Geiselnehmer bewaffnet seien, obwohl sie niemandem ein Haar krümmen wollten.

Ich erstarrte. Jetzt ist es vorbei! Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie aufstand und an der Theke darum bat, bezahlen zu dürfen. Doch wieder ließ sich der Mann nicht abwimmeln. Verdammte scheiße, Sergi! Gerade als ich aufstehen wollte, um dazwischen zu gehen, schoben sich ein Paar blaue Augen in mein Sichtfeld.
»Was soll das? Verfolgen Sie mich etwa?«, platzte es aus mir heraus, derweilen ich versuchte an Kiano vorbeizuschauen.

»Die Inspectora ist ebenfalls hier«, war seine lahme Antwort.

Verärgert funkelte ich ihn an. Es ging mir auf die Nerven, dass ›Rumpelstilzchen‹ mir jemanden auf den Hals hetzte, nur um zu verhindern, dass ich einen skandalösen Artikel nach dem anderen veröffentlichte!
»Falls es Ihnen entgangen ist, Kiano, ich habe mich vertraglich verpflichtet, nur bestimmte Informationen preiszugeben. Ich möchte Ihnen helfen, diese Geiselnahme so schnell wie möglich zu beenden, verstanden? Sie können Prieto ausrichten, dass ich-«

El Corazón Del Ladrón | LCDPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt