Mags

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Ich trete in das Krankenzimmer von Mags ein und sehe Finnick schon an ihrem Bett sitzen.
Er dreht sich zu mir um und ich sehe Tränen in seinen Augen schimmern.
„Sie hat Mittel bekommen, damit sie sich noch richtig verabschieden kann"
Erklärt uns Rem.
Ich renne zu ihrem Bett und greife nach ihrer Hand. Finnick und ich wechseln einen schmerzerfüllten Blick miteinander aus.
„Oh Mags es tut mir so leid"
Wimmere ich.
Finnick streichelt ihr sanft mit seiner Hand über ihre, von Schweißperlen besetzte Stirn und gibt ihr einen Kuss. Sie lächelt schwach und möchte ihre Hand heben, doch ich halte sie auf.
„Nicht. Bitte überanstreng dich nicht"
Fordere ich sie mit weinerlicher Stimme auf.
„Es tut mir so leid, wenn ich doch nur besser auf dich aufgepasst hätte"
Entschuldigt sich Finnick, geplagt von Schuldgefühlen.
Sie schüttelt leicht mit den Kopf, um zu Verstehen zu geben, dass es nicht seine Schuld war.
Jetzt kann selbst er sich nichtmehr zusammenreißen und weint, während er sie umarmt.
Ich schließe mich der Umarmung an und aus uns Dreien wird ein riesiger menschlicher Trauerkloß.
„Ich liebe dich, Mags"
Weine ich.
Finnick redet nichtmehr, sondern kommuniziert mit ihr auf einer ganz anderen Ebene. Sie tauschen Blicke aus, mit denen sie sich ganz ohne Worte verstehen. Wenn ich damals nicht in diesen verdammten Zug gestiegen wäre, könnte ich jetzt vielleicht auch in ihrer Sprache an ihrem Sterbebett mit ihr kommunizieren. Jetzt schenkt sie mir auch einen Blick, ihren letzten. Ich kann es genau spüren, es ist jetzt soweit.
Schuldgefühle übermannen mich. Die ganzen Jahre über konnte ich nicht für sie da sein, die Frau, die mich aufgenommen und wie ihr eigenes Kind behandelt hat. Jetzt liegt sie im Sterben und ich kann nichtsmehr für sie tun.
Finnick und ich halten jeweils eine Hand fest umklammert, als sie ihren letzten Augenschlag macht und anschließend in einen tiefen Schlaf sinkt.
„Mags"
Schreit Finnick, doch ihre Augen antworten nichtmehr. Sie ist tot.
„Mags"
Ertönt erneut seine gequälte Stimme.
„Finnick sie ist tot"
Rufe ich mit schmerzerfüllter Stimme.
„Nein... nein"
Murmelt er verloren.
Er versucht sie wach zu rütteln, doch da ist kein Leben mehr in ihr, was hätte aufgeweckt werden können.
„Finnick"
Sage ich.
Er schaut mich mit glasigen Augen an.
„Mags ist tot"
Wiederhole ich.
Ich laufe um ihr Bett herum und ziehe ihn in eine Umarmung.
Die folgenden Momente sind die mit Abstand schmerzhaftesten, die ich je durchgehen musste.
Ich habe es selbst noch nicht richtig realisiert, ich will es auch garnicht. Ich weiß nicht was ich gerade will, aber eins auf jeden Fall nicht. Finnick von der Seite zu weichen. Er ist gerade das Einzige, was ich habe.
„Es tut mir leid"
Weine ich.
„Ist schon gut"
Sagt er leise und wir beide starren verloren in das Nichts.

„Wir müssen das Zimmer räumen"
Meldet sich Rem zu Wort und wir beide schrecken auf.
Ich blicke ein letztes Mal zu Mags und rufe:
„Nein"
„Komm, Aura. Es hat keinen Zweck mehr"
Versucht Finnick mir klar zu machen und zieht mich aus dem Raum. Finnick greift nach meiner Hand und ich umklammere diese dankbar.

Rem führt uns zurück in unser Zimmer.
„Es tut mir leid, für euren Verlust"
Verabschiedet er sich und lässt uns alleine, in dem Raum, wo vor einigen Stunden unsere herzzerreißende Trennung ihren Lauf nahm.
Wir sitzen bloß schweigend auf dem Bett, beide schockiert von dem, was gerade passiert ist.
Ich schaue hinunter zu seiner Hand, die locker neben ihm auf dem Bett liegt.
Fast automatisch sucht meine Hand, die seine.
Er umklammert sie, rutscht weiter nach hinten und zieht mich mit, sodass ich meinen Kopf auf seinen Oberkörper legen kann.
Unsicher, was ich sagen soll, bleibe ich weiterhin einfach still, doch es ist keine unangenehme Stille. Wir teilen uns leise das Leid, welches uns das Schicksal auferlegt hat. Ich fühle mich sicher bei ihm, erleichtert wieder in seinen Armen zu liegen.

Ich muss seine Augen sehen.
Ich drehe mich schlagartig um und blicke ihm in seine meergrünen Augen und er tut es mir gleich.
„Ich bereue es nicht, dass ich mich in dich verliebt habe. Die ganze Zeit in der du nicht bei mir warst, habe ich an nichts anderes außer dich denken können. Ich habe mein Leben für deines riskiert, weil ich ein Leben ohne dich nichtmehr haben will. Ich widmete mein Leben der Revolution und ich wollten meine Prinzipien nicht übergehen, aber wenn ich in deine Augen schaue, sehe ich all das, was ich will"
Platzt es aus mir heraus.
Er starrt mir einfach nur in die Augen und ich fange an zu verstehen, was er mir sagen möchte. Etwas, das keine Worte beschreiben können. Ein Gefühl, dass man nur fühlen kann. Liebe.
Er streicht durch meine Haare, zieht meinen Kopf leicht zu sich ran und gibt mir einen sanften, aber intensiven Kuss auf die Lippen.
„Bitte mach so etwas wie vorhin, nie wieder"
Flüstert er mir ins Ohr.
„Versprochen"
Antworte ich.
Es dauert nicht lange, bis wir beide einschlafen, glücklich wieder einander zu haben, aber trotzdem erschöpft von den Geschehnissen.

Collide - Finnick Odair FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt