Verloren

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„Bereit?"
Fragt Rem, als wir zusammen mit Finnick und einigen Soldaten in ein Hovercraft steigen.
„Absolut"
Erwidere ich mich aufgeregter Stimme und setze mich auf einen Sitz.
Na gut, das ist wahrscheinlich etwas gelogen. Wie soll man denn auch für so etwas bereit sein?
Ich schaue zu Finnick, der ebenfalls versucht seine Nervosität so gut es geht, zu unterdrücken.
„Okay Leute, das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Kampfjet vom Himmel holen, Aurora beschützen und wenn möglich nicht sterben"
Weist Rem an, er ist der Kommandant dieser Mission.
Ich schmunzle und schaue mich im Hovercraft um, doch keiner lacht.
Das war kein Witz.
Sofort schaue ich beschämt zu Boden.
Diese Soldaten stellen die Revolution über ihr Leben. Ich schaue wieder hoch, zu Finnick, doch er kuckt bloß gedankenverloren auf den Boden. Ist es ein Fehler gewesen, ihn mit zu lassen?
Das Hovercraft hebt ab und mein Herz rutscht mir in die Hose.
Was ist wenn ich wieder ohne ihn zurück kommen werde?

Mit jeder Minute, die ich in diesem Hovercraft verbringe, wächst meine Angst immer mehr. Mir wird bewusst auf was ich mich da eingelassen und zugelassen habe, das Finnick tut.
Ich bemerke garnicht, dass ich meine Finger mit immer mehr Kraft in sein Bein kralle.
Da nimmt er meine Hand und legt sie in seine. Ich lasse locker und versuche mich zu beruhigen.
Er gibt meiner Hand einen Kuss und lächelt mich an. Ich lächle bloß unsicher zurück, denn das was er da gerade gemacht hat, beruhigt mich überhaupt nicht. Alles woran ich denken kann ist, was wenn es der letzte Kuss von ihm gewesen ist?
Das letzte mal, dass ich seine Hand halten kann ohne dass sie leblos und kalt ist?
„Wir sind nun im feindlichen Gebiet. Die Kampfjets sollten in der nächsten halben Stunde eintreffen"
Erklärt uns Rem und da landet das Hovercraft auch schon. Jetzt erfordert jeder einzelne Schritt, den ich tue, volle Konzentration, also muss ich meine Sorgen aus meinem Gehirn löschen, sonst werden sie schneller wahr, als mir lieb ist.
Rem weißt an, wer sich wo stationiert.
Für alle wird der bestmögliche Platz gesucht, um fast unsichtbar zu sein, aber es gibt nur zwei, die es wirklich sind. Finnick und ich. Denn wir haben natürlich unsere Anzüge dabei.
Der Plan ist, dass die Rebellen das Kampfjet vom Himmel holen und Ich dann zusammen mit Finnick das Metall besorge. Hört sich machbar an.
„Sucht euch ein Versteck, in dem es unmöglich ist euch zu treffen, Verstanden?"
Ruft Rem,
„Wenn das Subjekt am Boden ist, sagen wir euch Bescheid"
Finnick und ich nicken, da machen wir auch schon kehrt und machen uns schleunigst auf die Suche nach einem Versteck.
Dann sind schon die ersten Schüsse zu hören und ein unerträgliches Gefühl durchfährt meinen Körper. Panisch blicke ich auf Finnick, der ganz klar vor mir ist, doch ich habe Angst, dass es ihn jeden Moment wegbomben könnte, oder er wird erschossen. Tausende Horror Szenarien spielen sich in meinem Kopf ab und ich merke, wie meine Konzentration schwindet. Ich gebe mein Bestes mich wieder zu fangen, da fällt mir etwas ein. Wie konnten wir nur so dumm sein und das vergessen?
„Aktivier deinen Anzug!"
Brülle ich ihm zu während wir rennen und da verschwinden unsere Körper auch schon von der Bildfläche. Die Wissenschaftler haben eine weitere Technik eingebaut, die es ermöglicht andere, die ebenfalls einen Anzug tragen, sehen zu können. Also kann ich zum Glück einen leicht durchsichtigen,  leuchtenden Finnick vor mir rennen sehen.
„Das sieht gut aus"
Ertönt seine Stimme nach einer Weile und er zeigt auf ein verlassenes Haus, was noch deutlich besser erhaltener ist, als der Rest. Distrikt 8 hat es ganz schön heftig erwischt.
Wir sprinten auf die halbwegs erhaltenen Mauern zu und lassen uns dort nieder.
Schon wieder sind Explosionen zu hören und eine Druckwelle wirft und über den Haufen. Ich wurde auf Finnick geschleudert und den lasse ich jetzt nichtmehr los. Tränen laufen mein Gesicht hinunter und ich klammere mich so fest, wie ich kann, an ihn. „Sicher, dass das was für dich ist?"
Fragt er besorgt. Ich schäme mich, ich weiß, dass ich ein Angsthase bin. Ich habe immer nur im Hintergrund gearbeitet, so etwas wie hier, habe ich noch nie erlebt. Ich fühle mich schlecht, wie als hätte ich versagt. Unsere Mission hat gerade erst begonnen und ich liege schon weinend in seinen Armen. Wahrscheinlich muss man sich weniger Sorgen um Finnick, als um mich machen. Aber ich kann jetzt nicht zusammenbrechen. Ich habe mich für diese Aufgabe entschieden, also muss ich sie auch durchziehen. Die Revolution braucht mich.
Langsam löst sich mein verkrampfter Körper von Finnicks und ich atme tief durch.
„Ich schaffe das"
Sage ich mehr zu mir selbst, als zu ihm.
„Hab ich dir eigentlich schonmal gesagt, dass du verdammt gut in dem Anzug aussiehst?" grinst er mir verstohlen ins Gesicht. „Nicht der richtige Zeitpunkt!" lache ich. Sein unangemessener Flirtversuch bringt mich zum Lachen, auch er muss schmunzeln. 
„Falls irgendeinem von uns etwas passieren sollte" fange ich an zu reden, doch Finnick legt mir seinen Finger auf die Lippen und sagt:
„Wird es nicht"
„Aber..."
Fange ich an, wieder meinen Satz zu vollenden.
„Ich liebe dich"
Platzt es aus ihm heraus und seine meergrünen Augen starren in meine. Ich versinke darin, in seinen atemberaubenden Augen. Es fühlt sich an, wie als würde ich in ihnen ertrinken, in seiner Liebe, seinen Worten. Ich mustere sein wunderschönes Gesicht und streiche mit meiner Hand über seine Wange.
„Ich liebe dich"
Erwidere ich schniefend.
Ein lauter Knall reißt uns aus unserer Traumwelt, schlimmer, als die davor.
Der hier war ganz in der Nähe und es muss etwas verdammt Großes gewesen sein.
„Bleib hier"
Befiehlt mir Finnick, als er vorsichtig rausschaut.
Zumindest glaube ich, dass er das gesagt hat, denn der laute Knall hat meinem Trommelfell nicht gerade gut getan. Alles hört sich gedämpft an und ein unterschwelliges Piepen summt in meinem Ohr.
„Aurora? Finnick?"
Ertönt Rems Stimme aus unserem Funkgerät.
„Wir haben es gehört"
Gebe ich ihm Bescheid.
„Ich sehe es! Es ist nicht weit entfernt!"
Ruft Finnick und rennt los.
„Finnick!"
Kreische ich.
„Aura, was ist da los?"
Brüllt Rem besorgt.
„Schickt einen Rebellentrupp her!"
Ist das letzte, was ich in das Funkgerät spreche, bevor ich Finnick hinter her hechte.
Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit rennt er auf das rauchende Kampfjet, oder besser gesagt, das, was davon noch übrig geblieben ist, zu.
„Pass auf! Es könnte nochmal explodieren!"
Warne ich ihn, doch da ist es schon zu spät. Ich schaffe es noch mich rechtzeitig zu ducken, doch Finnick wird mit samt einem großen Metallteil über meinem Kopf hinweg geschleudert.
Nun stehe ich da.
Soll ich nach ihm schauen oder zum Kampfjet?
Rebellion oder Finnick?
Mein Verstand schreit mich an, dass ich sofort nach dem suchen soll, weswegen wir hier sind, aber mein Herz lässt es nicht zu. Denn wenn mein schon Kopf schreit, dann kreischt mein Herz sehnsüchtig und erbarmungslos nach ihm. Ich muss nachgeben, ich hab keine Wahl.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 14, 2023 ⏰

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