Auseinandersetzungen

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Als ich aufwache sehe ich immer noch Finnicks Gesicht vor mir.
Erinnerungen vom gestrigen Abend kommen hoch und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Ich wünschte ich hätte gestern die Zeit anhalten können, damit ich für immer in diese wunderschönen Augen starren könnte.
Wir müssen irgendwann so eingeschlafen sein.
Erst jetzt realisiere ich richtig,
dass wir bald nichtmehr so entspannt nebeneinander liegen können,
dass er bald in eine Arena muss, die tödlich ist. Auch wenn wir es schaffen die Sieger da raus zu holen,
haben wir trotzdem fast keinen Einfluss auf das Geschehen in der Arena.
Was ist, wenn ihn vorher jemand umbringt?
Ich kann nichts tun.
Ich werde einfach zusehen müssen.
Wir haben noch genau eine Nacht zusammen,
bis er gehen muss und allein bei dem Gedanken daran kommt die Panik in mir hoch.
„Hey, du bist ja noch hier"
sagt er leicht verschlafen.
Ich habe garnicht gemerkt,
das er aufgewacht ist,
ich war zu sehr mit meinen herzzerreißenden Gedanken beschäftigt.
„Wir können heute zusammen zum Frühstück gehen. Sie werden erst danach anfangen,
dich für das Interview vorzubereiten"
erkläre ich ihm.
„Wenn du unbedingt bei mir bleiben willst,
werde ich dich nicht aufhalten"
zwinkert er mir zu.
Ich blicke ihm als Antwort nur mit glasigen Augen an.
„Aura?"
Fragt er plötzlich besorgt.
„Vielleicht sollte ich doch besser gehen"
bringe ich mit zugeschnürter Kehle hervor und setze mich schon auf.
Das alles geht zu weit.
Meine Gefühle dürfen mich nicht so kontrollieren.
„Warte"
ruft er,
"was ist mit dir los?"
Ich drehe mich wieder zu ihm um.
Ich beobachte ihn eine Weile,
bis ich auf einmal herausplatze:
"Noch 1 Tag"
„Was?"
fragt Finnick verwirrt.
„Noch 1 Tag und dann kann wer weiß was passieren"
erläutere ich mit besorgtem Tonfall.
„Es wird schon alles gut gehen"
versucht er mich zu beruhigen,
obwohl ich genau sehe,
das er sich das selber nicht mal abkauft.
„Was, wenn nicht?"
frage ich ihn,
"was ist, wenn du dich zwischen Katniss und deinem Leben entscheiden musst?"
„Ich schätze,
dann werde ich mich für das Gesicht der Rebellion entscheiden"
gibt er zu.
„Nein,
versprich mir, dass du dich selbst retten wirst"
fordere ich ihn nun auf,
ohne darüber nachzudenken,
was ich da gerade sage.
Mein Herz zwingt mich dazu,
ich habe keine Wahl.
„Aura, du hast selbst gesagt..."
fängt er an,
doch ich unterbreche ihn sofort:
"Es ist mir egal, was ich gesagt hab.
Es ist wichtig, was ich jetzt sage.
Rette. Dein. Leben"
„Woher der plötzliche Sinneswandel?"
will er nun wissen.
Völlig überrumpelt fang ich an zu stottern:
"Eh... Ich..."
„Liegt es vielleicht daran,
dass du dich in mich verliebt hast?"
will er mit einem ganz untypischen Lächeln wissen.
Alles in mir zieht sich zusammen,
ich will dagegen reden,
aber kein Wort verlässt meine Lippen egal wie sehr ich es versuche.
Ich bin zu Stein erstarrt.
„Oder willst du dich noch weiter selbst belügen?"
Hakt er nach.
„Ich... ich weiß nicht wovon du redest"
Stammle ich mit erstickter Stimme und wahrscheinlich einem knall roten Kopf.
„Ich bin dir seit unserer ersten Nacht verfallen, Aurora Mantis, und ich weiß dir geht es genauso.
Ich kann es in deinen wunderschönen Augen sehen"
gibt Finnick zu während er nach meiner Hand greift, doch ich ziehe diese schnell weg.
Das ist alles,
was mein Herz je von ihm hören wollte.
Ich will ihn um den Hals fallen,
seine Worte erwidern,
endlich meine Lippen auf die seinen legen.
Aber ich kann nicht, nein, ich darf nicht.
Unsere Mission hat oberste Priorität und ich darf nicht die Zukunft von ganz Panem wegen einer Liebschaft aufs Spiel setzen.
Ich nehme einen tiefen Atemzug und antworte:
„Finnick das war alles nur gespielt.
Ich weiß nicht,
was du da meinst gesehen zu haben aber du hast wahrscheinlich einfach nur geträumt.
Ich will nichts von dir,
ich tue dir hier einen Gefallen und das auch nur weil du Teil der Rebellion bist.
Ich nehme es dir nicht übel,
solche Situationen können einen schon mal durcheinander bringen"
Krampfhaft halte ich meinen kalten Blick stand während ich innerlich in tausende Scherben zerbreche.
In seinen Augen kann ich lesen,
dass er es mir langsam aber sicher abkauft.
Ich breche ihm gerade sein Herz,
aber es ist besser so.
„Ich sehe es doch in deinen Augen.
Aura, du lügst"
Wirft er mir vor, aber ich kann sehen,
dass er Angst hat es stimme nicht.
„Ob dus glaubst oder nicht Finnick,
nicht jeder will dich.
Ich weiß, schockierende Nachrichten.
Komm damit klar"
Entgegne ich während ich schon mit den Tränen kämpfe.
„Komm schon, ich sehe doch, dass du lügst!"
Ruft er nun wütend.
„Lass es gut sein, Finnick"
„Kannst du mir nicht einfach die Wahrheit sagen?"
kontert er.
Ich seufze und starre ihn an.
Ich glaube er weiß es schon länger als ich es mir überhaupt selbst eingestehen kann.
„Ich will es bloß einmal von dir hören"
gibt er nun zu.
„Da gibt es nichts zu sagen!"
Brülle ich ihn schmerzerfüllt an.
Jetzt bloß Stand halten.
„Oh bitte.
Du weißt genau, was die letzten Tage passiert ist" versucht er mir auf die Sprünge zu helfen.
Nur über meine Leiche gebe ich das zu.
„Da ist nichts passiert!"
schreie ich immer lauter.
„Aha, da ist also nichts passiert?"
wiederholt er meine Worte.
„Nein"
Knirsche ich mit den Zähnen.
„Okay, dann weiß ich Bescheid"
flüstert er mit verletzter Stimme und stürmt raus durch die Tür.
Er hat es geschluckt,
er hat es tatsächlich geschluckt.
Allein gelassen sitze ich nun auf seinem Bett.
Finnick darf niemals die Wahrheit erfahren.
Aber was ist eigentlich die Wahrheit?
Dass er mir wichtig ist?
Dass ich nicht will, dass er stirbt?
Dass ich gern neben ihm schlafe?
Dass ich mich ständig in seinen Augen verliere... Dass ich ständig über ihn nachdenken muss.
Dass ich ihn mag.
Ich glaube es ist Zeit,
dass ich es mir jetzt eingestehen muss.
Finnick Odair hat sich in mein Herz geschlichen.
Ich bin mir nicht sicher,
was ich mit dieser Information anfangen soll,
aber ich weiß, dass er es niemals erfahren darf.

Collide - Finnick Odair FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt