Geheimnisse

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Finnicks Kostüm war ein riesiger Erfolg,
aber das von Katniss konnten wir natürlich
nicht übertreffen.
Der Spotttölpel steht weiterhin im Mittelpunkt, obwohl die Sieger ihr natürlich große Konkurrenz machen werden, was abzusehen war.
Ich glaube trotzdem, dass sie sich halten wird,
sie ist nicht umsonst der Spotttölpel.

Unsere beiden Tribute trudeln gerade mit ihren Mentoren ein und setzen sich an den Tisch für das Abendessen.
Sie scheinen bester Laune zu sein und können garnicht aufhören sich zu unterhalten.
Aus ihren Unterhaltungen kann ich raushören, dass sie sich sehr freuen, ihre Freunde wiedergesehen zu haben.
Nur Ron schaut immer noch betrübt drein.
„Wie könnt ihr noch so gut gelaunt sein?
Gut zwei Dutzend unserer Freunde werden bald sterben! Und ihr tut so, wie als wäre nichts?
Wie könnt ihr bloß?"
Tränen sammeln sich in seinen Augen,
da kommt die alte Mags und zieht ihn in eine liebevolle Umarmung.
Es herscht Stille im ganzen Raum.
Selbst Finnicks selbstgefälliger Gesichtsausdruck, der sich scheinbar schon fast in sein Gesicht gebrannt hat, verschwindet.
„Ah ich werde euch auch so vermissen!"
ruft Myrenn im überspitztem Kapitolakzent aus. Das ist das erste Mal, dass ihn alle mit einem hasserfüllten Blick anstarren, inklusive mir.
Ich vergesse meinen Posten.
Eine Stylistin würde das niemals tun.
Entsetzen macht sich in mir breit.
Sofort fange ich mich wieder und setze das überspitzte Grinsen auf.
Ich schaue zu den Siegern rüber, um zu sehen,
ob mich jemand dabei beobachtet hat,
ob jemand gesehen hat,
wie meine Maske für eine Sekunde gefallen ist.
Das ist mit das erste was mir Plutarch beigebracht hat:
Wenn du hier überleben willst musst du unter allen Umständen deine Rolle spielen und ohne Ausnahme deine Maske wahren.
In all den Jahren im Kapitol ist mir das kein einziges Mal passiert und jetzt,
wo es am wichtigsten ist,
kann ich meine Emotionen auf einmal nichtmehr kontrollieren.
Und als wäre das schon nicht schlimm genug,
starren mich als einziges ausgerechnet diese meeresgrünen Augen an.
Finnick hat es gesehen.
Ich tue so, wie als wäre nichts und sage:
"Na ihr seid bestimmt hungrig,
so schlecht gelaunt wie ihr seid"
und lache.
Am liebsten würde ich mir dafür selbst eine reinhauen.
Ich stolziere zum Tisch und setze mich.
Myrenn tut es mir gleich und schnaubt beleidigt. „Ich will euer Essen nicht!"
ruft Ron und rennt erneut auf sein Zimmer.
Ich sehe, wie Annie schon ansetzt ihm hinterher zu gehen, da halte ich sie auf:
"Annie, bitte sorg dafür,
dass ihr beide etwas zu Essen bekommt.
Bestellt euch doch was auf das Zimmer"
sie nickt ohne mich eines Blickes zu würdigen und verschwindet ebenfalls.
Der Rest gesellt sich schweigend zu uns an
den Tisch.

Ich merke, wie Finnicks Blicke mich förmlich durchbohren.
Die ganze Zeit.
Manchmal versuche ich ihn unauffällig anzuschauen,
doch das ist schwierig,
wenn man wirklich ununterbrochen eisern angestarrt wird.
Wenn ich daran denke, was gerade in seinem Kopf vorgehen muss, läuft mir eine kalter Schauer den Rücken runter.
Ahnt er etwas?
Nein, das ist unmöglich.
Ich kann seine Emotionen nicht richtig deuten, doch er will auf jeden Fall rausfinden,
was mein Geheimnis ist, das ist klar.
Dafür ist er bekannt.
Geheimnisse.
Ich bin mir sicher, dass viele bei seinem Charme schwach werden und sich ausversehen etwas zu sehr gehen lassen.
Ich gehöre ganz sicher nicht dazu, auch wenn ich ihm bald ein Geheimnis verraten muss, was streng genommen aber nicht wirklich meins ist.
Wenn ich Pech habe, verrät er mich und ich ende als Avox, keine große Sache.
Ist ja nicht so, wie als würde das unser aller Leben in Gefahr bringen oder noch viel schlimmer, unsere Mission.
Plutarch hat mir klar zu erstehen gegeben,
dass er einer von uns ist.
Ich vertraue zwar Plutarch,
aber Finnick nunmal nicht.

Als alle fertig mit dem Essen sind lassen wir Owen mit den Siegern alleine,
denn Myrenn und ich müssen uns noch um die Kostüme für das Interview kümmern.
Zum Glück tut das jeder alleine,
denn eine Unterhaltung mit Myrenn würde mir jetzt wirklich den Rest geben.
So viele Menschen sind gestorben, sterben und werden noch sterben.
Der Krieg hat noch nicht einmal angefangen.
Der Gedanke, dass bald das ganze Land mit Leichen übersäht sein wird,
zieht mir den Magen zusammen.
Wie soll ich da bloß stark bleiben?
Ich könnte schon heulend zusammenbrechen, wenn ich alleine Ron nur ansehe.

Collide - Finnick Odair FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt