Kapitel 5 - Der Job

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Wie erstarrt lag Shiros Körper in Veits Armen. Das Zucken und die wilden Krämpfe ließen nach und allmählich drehten sich seine Augen in ihre normale Position zurück. Verwirrt über den Kuss des anderen blinzelte er und wusste nicht wirklich, was er tun sollte. Das Gefühl dieser Lippen auf seinen ... es fühlte sich vertraut an. Da war wieder dieses Bild von dem Mann mit dem wölfischen Grinsen vor seinem geistigen Auge. Er spürte eine angenehme Hitze in seine Wangen steigen, was ihm allerdings so gar nicht passte. Warum fühlten sich Veits Lippen nur so gut an? Und warum bekam er das Bedürfnis, dem Kuss entgegen zu kommen? All diese Gedanken in seinem Kopf überschatteten den eben noch vorherrschenden Anfall.

"Das Eisbad ist soweit fertig, wir können jetzt ... oh!" Kad blieb verlegen im Türrahmen stehen und drehte sich mit dem Rücken wieder zu den anderen, als er diese Szene sah. Shiros Finger krallten sich in den Stoff von Veits Shirt und als dieser den Kuss endlich löste, verzogen sich seine Lippen zu einem erleichterten Lächeln. "Ein Glück ... ich dachte schon, mein Plan funktioniert nicht und du beißt mir stattdessen die Zunge ab."

"Dein Plan? Was denn für ein Plan? Das war eher eine Ich-habe-keine-Ahnung-was-ich-tun-soll-und-hoffe-auf-das-Beste-Handlung", gab Yasu mit erhobener Augenbraue von sich, ehe jedoch auch er lächelte. "Aber er hat Recht. Gott sei Dank ist dein Anfall vorbei, wir hatten schon echt Angst, Shiro." Er strich dem jüngeren Todesboten eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wobei die Augen des Arkeners ununterbrochen auf Veit lagen.

"Veit, du ... DU BIST DOCH VOLLKOMMEN WAHNSINNIG!!!" Mit hektischen Bewegungen befreite er sich aus Veits Armen und krabbelte von ihm weg. Um aufzustehen zitterten seine Beine noch zu sehr. "Wie kommst du bitte auf die Idee, mich einfach so zu küssen?! Elender Mistkerl!", keifte er, wobei seine Gesichtsfarbe ein tiefes Rotannahm. Selbst seine Ohren glühten vor Hitze. In seiner Wut fuhr Shiro bereits seinen Monodraht aus, welcher sich um Veits Hals wickelte und eng zusammenzog. "Hör auf damit, Shiro!", mahnte Kad und legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. "Aber..."

"Nichts aber! Ob die Aktion eine gute Idee war oder nicht, darüber lässt sich streiten, aber er hat damit deinen Anfall gestoppt, also sei lieber dankbar!"

"Ja Shiro, sei dankbar", wiederholte Veit erneut und in seinen Augen war ein schelmisches, zweideutiges Funkeln zu erkennen.

Bestimmt denkt er wieder an irgendwas perverses - dieser Mistkerl!

Als besagter Mistkerl auch noch die Beine etwas öffnete und ihn herausfordernd zuzwinkerte, wurde es Shiro zu bunt. Er wäre am liebsten auf diesen Idioten losgegangen, hätte ihm mit dem Monodraht die Gliedmaßen abgetrennt und sie im Anschluss mit den Mantisklingen in winzige Würfel zerhackt. Doch Kadeon hielt ihn zurück. "Schluss jetzt damit, Shiro! Verprügeln kannst du ihn später noch, jetzt solltest du erstmal deinen Körper im Eisbad kühlen"

Äußerst widerwillig löste sich Shiro von Veit und lief langsam ins Badezimmer, wobei ihn Kad beim laufen stützte.



"Du solltest echt an deinem Temperament arbeiten, Shiro. Ja, ich gebe zu, Veits Taktik war ... gewagt, aber unterm Strich hat es geholfen. Verpass ihm meinetwegen einen Schlag ins Gesicht, aber dann lass es auch gut sein", redete Kad auf seinen Bruder ein, während dieser sich seiner Kleidung entledigte und in die Wanne mit dem Eiswasser stieg. Sofort stieg Dampf auf und Shiro seufzte wohlig, erleichtert über diese Abkühlung. "Wenn ich keinen anderen Ausweg wüsste, würde ich Yasu in der Situation auch mit einem Kuss beruhigen"

"Das ist was anderes, ihr seid ja auch ein Paar!", widersprach Shiro trotzig und sank bis zur Nasenspitze ins Wasser. "Wenn jemand, den ich liebe, einen solchen Anfall hat, würde ich auch ... ach, vergiss es." Um Shiro den Gefallen zu tun, beließ es Kad dabei und legte einige frische Handtücher bereit. "Darf ich dich dennoch eine Sache fragen?"

Cyberpunk TodesbotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt