Kapitel 7 - Stimmen

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"Armath kriegt dich nicht ... dafür sorge ich, Shiro, verlass dich drauf!"

Veit wollte also dafür sorgen, dass der kümmerliche Rest von Shiros Seele nicht in Armaths Hände fiel?

Das ist ein ziemlich großes Versprechen, schoss es Shiro durch den Kopf, dennoch konnte er nicht verhindern, dass er leicht lächelte. "Dann bin ich mal gespannt, ob du dein Versprechen halten kannst!", gab der Arkener nur zurück. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es draußen bereits dunkel war. "Wir sollten uns schlafen legen.", sprach Shiro, wodurch Veit erst jetzt auffiel, wie spät es eigentlich geworden war. "Waren wir so lange weg?"

"Scheint so. Wenn man sich BDs ansieht, vergeht die Zeit ganz schnell für einen." Veit erhob sich von Shiros Bett und ging zur Tür. "Dann sage ich mal gute Nacht, kleiner Eisprinz."

"Gute Nacht, blöder Mistkerl." Veit lächelte, bei dieser vertrauten und doch liebevollen Beleidigung und gab Shiro einen schnellen Kuss auf die Wange. "Bis morgen."

Völlig verblüfft blieb Shiro im Türrahmen stehen und berührte mit den Fingern sanft seine Wange, auf die Veit ihn soeben geküsst hatte. Es fühlte sich ganz anders an als der Kuss vor Kurzem. Dieser Beruhigungs-Kuss hatte ihn völlig überrumpelt - dieser zarte Kuss auf die Wange zwar auch, aber dennoch fühlte es sich anders an. Irgendwie ... warm. Seine Wange kribbelte und er hatte das Gefühl, sein Herz würde etwas schneller schlagen, als eben noch.

Ach was, das bilde ich mir ein!, winkte der Schwarzhaarige dieses Gefühl ab und legte sich ins Bett.




Vor Shiros Schlafzimmerfenster flatterte eine Krähe davon. Sie flog durch die hell erleuchteten Straßen von Night City und landete schließlich in einer dunklen Seitengasse hinter zwei Müllcontainern. Die Augen der Krähe leuchteten in der Dunkelheit grün auf, als sie begann, sich zu verwandeln. Die Federn fielen aus und aus den Flügeln formten sich schlanke Hände und Arme. Aus den dürren Krähenfüßen wurden die eines Menschen und auch der Schnabel verschwand und nahm den Platz einer menschlichen Nase ein. Ein junger Mann saß nun anstelle der Krähe hinter den Containern und seine Lippen überzog ein Grinsen. "Soso ... hier steckst du also, kleiner Prinz. Tatsächlich hast du dich sehr lange vor mir verstecken können. Dein Bruder hat gute Arbeit geleistet, dich vor mir zu verbergen ... doch jetzt habe ich dich gefunden ... und werde mir auch den Rest deiner Seele holen!"

Und wie es scheint, hast du einige Probleme mit deiner Cyberware ... höchst interessant.

Armath blickte gen Himmel hinauf und begann zu lachen. Endlich hatte er diesen lästigen Todesboten gefunden! Es war eine lästige Suche ...! Als Kadeon sich von ihm gelöst hatte, hatte er sich auch die Schlange aus dem Nacken herausgeschnitten, wodurch er ihn nicht mehr beobachten und seinen Standort herausfinden konnte. Diese Tatsache hatte die Suche nach diesen lästigen Insekten massiv erschwert. Doch nun hatte die jahrhundertelange Suche endlich ein Ende gefunden!


Kadeon... bring mir seine Seele! Kadeon!

Panisch fuhr Kad im Bett hoch. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und sein Atem ging schwer. "Mh ... was ist denn los, Liebling ...?", hörte er Yasu schläfrig neben sich fragen. Kad fuhr sich aufgewühlt mit den Fingern durch die Haare. "Armath, er ... ich höre manchmal immer noch seine Stimme in meinem Kopf ...!"

Langsam richtete sich Yasu auf und strich seinem Partner beruhigend über den Arm. "Er ist nicht hier, Kad und er hat keine Macht mehr über dich."

"Was, wenn es eine Warnung sein soll? Was ist, wenn ..."

Cyberpunk TodesbotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt