Cyberpunk Todesboten

Kapitel 8 - Gehackte Systeme

Die Klinge an Kadeons Kehle blitzte im Licht auf und er starrte entsetzt in die grünen Augen seines Bruders. Wobei es lediglich Shiros Körper war, der ihnen gegenüber stand. Denn diese grünen Augen hatten Kad über eine lange Zeit seines Lebens begleitet.

Armath!

"Hast du mich vermisst, Kadeon?" Shiros Stimme klang sonderbar verzerrt. Als würden er und jemand mit einer deutlich tieferen Stimme absolut zeitgleich sprechen. "Als ob!", spuckte Kad seinem ehemaligen Herren und Ziehvater entgegen.

"Also wirklich, nach so vielen Jahren hätte ich etwas mehr Begeisterung erwartet. Wie undankbar du doch bist! Aber ich will mal nicht so sein." Er löste den Draht um Kadeons Hals und mit einer eleganten Handbewegung ließ er die Verbrühungen auf Shiros Haut heilen. "So beschädigt nützt mir dieser Körper nichts. Die Dusche war lediglich ... ein Funktionstest."

"Du hast dafür gesorgt, dass sich Shiro so verletzt hat?!", platzte es aus Veit heraus. "Die Cyberware des Kleinen ist erstaunlich einfach zu hacken." Über Shiros Lippen zog sich ein Lächeln, welches nicht falscher sein konnte.

Du mieser Wichser wagst es, Shiros Gesicht gegen uns zu benutzen?!

Veit wäre diesem Arschloch am liebsten an die Kehle gesprungen. Doch würde er das tun, würde er nur Shiros Körper verletzen, was er vermeiden wollte. Dennoch aktivierte er sein Sandevistan und versuchte in seinem blitzschnellen Tempo, hinter Armath zu gelangen und ihn so zu Boden zu werfen. Doch dessen Lippen zierte nur ein verhöhnendes Lächeln. "Du bist ja niedlich."

In einer mindestens genauso schnellen Bewegung drehte sich Armath um und rammte Veit mit voller Wucht die Faust in die Magengrube. Röchelnd ging Veit zu Boden und spuckte Blut.

"Oh bitte, du versuchst es ja nicht einmal ernsthaft, kleiner Todesbote", lachte Armath spöttisch. "Moment, kann es sein, dass du ... diesen Körper nicht verletzen willst? Ach, wie süß!" Er holte aus und trat Veit nochmal mit aller Kraft ins Gesicht, ehe sich weitere Monodrähte um seinen Körper wickelten.

"Du...!"

"Ich wusste doch, dass es eine gute Idee war, diese Cyberware ausstatten zu lassen!", grinste Yasu und brachte Armath mit einem gekonnten Ruck zu Fall. Kad hatte sich inzwischen aus einer gepolsterten Holzkiste im Wohnzimmer, die unter einer lockeren Holzdiele versteckt war, sein altes Katana geholt. Eigentlich wollte er dieses Schwert mit dem Schlangengriff nie wieder anrühren, doch nun ging es nicht anders. Als er das Schwert ergriff, zitterte es klackernd in der Hand, als wolle es sich darüber beklagen, so lange weggepackt worden zu sein. Mit dem Katana sprang Kad nun hinter Yasu hervor, um Armath den Garaus zu machen. "Kad, nein! Das ist immer noch Shiros Körper!" Bevor die Klinge ihn traf, rollte sich Armath beiseite, wodurch die Klinge dumpf in den Boden gerammt wurde.

"Du würdest ernsthaft den Körper deines kleinen Bruders verletzen wollen? Schäm dich, Kadeon", spottete Armath belustigt, ehe er sich wieder Yasu widmete. "Du! Du bist mir ja seit deinem Verrat ein Dorn im Auge! Seit du dich von mir abgewandt und mich somit um meine Puppe gebracht hast! Dich hol' ich mir zuerst!" Er stieß sich vom Boden ab und stürmte auf Yasu zu, fuhr die Mantisklingen aus, bereit, Yasu die Eingeweide herauszureißen.

Mit einem hässlichen Kreischen schlug Metall auf Metall, als sein Schlag abgeblockt wurde. Kadeon hatte sich dazwischen geworfen und Armaths Schlag mit seinem Katana geblockt. "Du besitzt es noch?"

"Nur, damit ich dir irgendwann damit den Kopf abschlagen kann! Und jetzt lass den Körper meines Bruders frei, Armath!", presste Kadeon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stieß Armath von sich.