38 | Couple Goals

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Cuties, die Geschichte geht langsam dem Ende zu. Ich bin ein bisschen traurig.

Erschöpft von ihrer Schicht im Café fiel Eliana auf die große Couch in Farids Wohnzimmer. Sie fühlte sich abgekämpft und hatte eigentlich heute vorgehabt, sich mit Mirella zu treffen, doch als sie sich heute Mittag auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte, war ihr Farids gedankenverlorener Gesichtsausdruck nicht entgangen. Also hatte sie Mirella kurzerhand abgesagt und war stattdessen zu ihm gefahren, um ihm zu zeigen, dass sie da war, wenn er sie brauchte.

Er streamte gerade live auf Twitch, also nutzte sie die Gelegenheit, sich bei ihrer besten Freundin zu melden, in der Hoffnung, dass Mirella über die spontane Absage nicht allzu wütend war. Seit sie aus ihrem Kurzurlaub wiedergekommen waren, hatten sich die Ereignisse förmlich überschlagen und noch immer tauchten täglich neue Berichte oder Anschuldigungen auf, die Farid in der Luft zerrissen. Auch, wenn er sich nach außen weiterhin stark gab, merkte sie, wie sehr ihn die Situation auslaugte.

Sie kräuselte den weichen Stoff ihres beigefarbenen Jogginganzugs zwischen Daumen und Zeigefinger, während sie es sich in den weichen Polstern gemütlich machte und Mirellas Nummer wählte. Es dauerte eine Weile, bis sie ans Telefon ging.

„Hey, was gibt's?", begrüßte sie Eliana mit einer Mischung aus Frustration und Enttäuschung in der Stimme.

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen, dass ich heute nicht kann. Sei mir bitte nicht böse, es ist einfach gerade alles etwas viel", fiel sie reumütig mit der Tür ins Haus. Ihre beste Freundin seufzte tief.

„Ich verstehe, dass das gerade Vorrang hat. Ich hätte dich einfach nur gern gesehen", erwiderte Mirella mit einem Hauch Enttäuschung in der Stimme. Elianas Herz zog sich schmerzhaft zusammen, ihr Hals wurde trocken. Natürlich war ihr die Freundschaft wichtig, aber es gab Momente, in denen sie sich zwischen ihr und Farid entscheiden musste.

„Es ist nicht so, dass du mir nicht wichtig wärst oder ich nicht auch Zeit mit dir verbringen wollen würde. Ganz im Gegenteil. Aber gerade habe ich das Gefühl, dass es ihm guttut, wenn ich in seiner Nähe bin", erklärte sie und stand auf, um sich in der Küche etwas zu trinken zu holen.

„Wie geht es dir denn mit alledem?", hakte Mirella nach. Eliana strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und öffnete den Küchenschrank, um ein Glas herauszuholen.

„Kannst du dir ja denken", antwortete sie vage, stellte das Glas zur Seite und griff nach einer Flasche Wasser, um sie aufzuschrauben. „Aber er hat bedingungslos zu mir gehalten und ich mache jetzt dasselbe für ihn. Wenn wir es ganz genau nehmen, wäre er ohne mich erst gar nicht in dieser Situation."

„Naja, streng genommen hat ihn niemand dazu gezwungen, diesen Typen aufs Maul zu hauen", warf Mirella ernst ein. Eliana schüttete ein wenig Wasser in das bereitgestellte Glas.

„Klar ist er nicht fehlerfrei. Und das weiß er auch. Trotzdem ist diese mediale Hetzkampagne gegen ihn völlig überzogen. Dass einige fordern, ihn zu canceln und seine Karriere zu beenden, steht in keinem Verhältnis zu diesem Vorfall, der zu allem Überfluss auch noch völlig verzerrt dargestellt wird. Er hat nicht einfach stumpf jemandem aufs Maul gehauen, sondern wollte unsere Privatsphäre schützen und hat Rot gesehen. Aber das weißt du ja", ergriff sie Partei für ihn und schraubte dabei die Flasche wieder zu. Mirella seufzte. Eliana konnte förmlich spüren, wie sehr ihre beste Freundin sich gerade zusammenreißen musste.

„Ich verstehe seine Beweggründe auch, aber sowas wird immer ein Thema sein, solang er in der Öffentlichkeit steht..."

Eliana drehte das Glas in ihrer Hand hin und her.

„Das weiß ich. Gerade deshalb ist es wichtig, dass ich hinter ihm stehe und ihn damit nicht allein lasse. Egal, wie tough er sich gibt – natürlich macht das was mit ihm, wenn jeden Tag irgendeine neue Scheiße über ihn geschrieben wird und er jedes Mal aufs Neue zusammenreißen muss."

„Das ist auch vollkommen okay, solang du dich dabei selbst nicht aus dem Blick verlierst", gab Mirella ernst zurück. Eliana leerte das Glas und stellte es zur Seite.

„Ich weiß deine Sorge sehr zu schätzen. Ehrlich", beteuerte sie. „Und ich verspreche dir, dass ich dich anrufe, wenn mir das alles über den Kopf wächst."

„Ich hab dich lieb, Eliana."

„Ich dich auch", lächelte sie, bevor sie das Telefonat beendete. Schwer seufzend strich sie sich durchs Haar, dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Sie erschrak, als sie Farid in einem dunkelblauen Jogginganzug auf der Couch lümmeln sah. Sie war so in ihr Telefonat mit Mirella vertieft gewesen, dass sie ihn gar nicht hatte kommen hören.

Seine Haare standen verwuschelt von seinem Kopf ab, sein Gesicht war ausdruckslos.

„Hey...", sagte sie leise und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Dabei sah sie ihm prüfend in die Augen. Wie viel von ihrem Gespräch hatte er mit angehört?

„Hey...", wiederholte er und fuhr sich müde mit der flachen Hand übers Gesicht.

„War gut, der Stream?", hakte sie nach, während sie sich neben ihn fallenließ. Er nickte.

„Ja, hab n altes Album mit denen gehört und ein paar Stories dazu erzählt", antwortete er ohne eine Regung in der Stimme. Ihr war bewusst, dass er gerade im Livestream gute Miene zum bösen Spiel gemacht und den Clown raushängen lassen hatte, aber sein leerer Blick verriet, dass ihm eigentlich gar nicht danach zumute gewesen war. Ohne ein Wort legte sie ihre Arme um ihn, um ihm zu zeigen, dass sie für ihn da war. Als er sie an sich drückte und die Augen schloss, spürte sie, dass er in Gedanken wo anders war. Sie drückte ihn fest an sich und strich ihm über den Rücken. Nach einer Weile öffnete er die Augen wieder, schaute ihr mit weichem Blick ins Gesicht und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Sie erwiderte es und strich ihm sanft durchs Haar.

„Willst du allein sein?", fragte sie nun. Er schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge.

„Nee. Hab nur keinen Bock, viel zu reden. Lass uns einfach nen Film reinziehen oder so", schlug er vor.

Eliana verstand. Wortlos drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Er rang sich ein Lächeln ab und legte seinen Arm um ihre Schultern. Dann schaltete er den Fernseher ein. Eliana kuschelte sich an ihn und schob ihre Hand unter den dicken Stoff seines Hoodies. Sie genoss es, seine Wärme und seine Nähe zu spüren und fühlte sich sicher und geborgen in seinem Arm. Während sie den Film schauten, strich sie sanft über seinen Bauch. Farid lehnte seinen Kopf gegen ihren. Für eine Weile verblasste die Welt um sie herum und es war, als würden nur sie beide existieren.

Später am Abend fielen sie müde in sein Bett. Eliana, die ihren Jogginganzug gegen ein Shirt und eine Shorts getauscht hatte, legte ihren Kopf auf seine Brust und hörte seinem Herzschlag zu. Seine Hand strich sanft über ihren Rücken.

„Du hättest deiner Freundin nicht absagen müssen", brach er plötzlich die Stille.

„Ich weiß, wollte ich aber", gab sie leise zurück. „Tut mir leid, dass du das Gespräch mit angehört hast."

Er schnalzte mit der Zunge. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit.

„Um ehrlich zu sein, hat mir sehr gefallen, was du über uns gesagt hast", gestand er und nahm ihre Hand in seine. Sie lächelte.

„Und ich habe jedes Wort ernstgemeint."

Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Es bedeutet mir echt viel, dass du heute einfach da warst, auch, wenn wir nicht mal geredet haben", fuhr er fort. Sie sagte nichts, drückte ihm stattdessen einen Kuss auf die Lippen. Er seufzte schwer und ließ den Kopf in die weichen Kissen sinken.

„Ich bin froh, wenn diese beschissene Verhandlung vorbei ist", sagte er schließlich und fuhr sich mit der flachen Hand über den Kopf.

„Ich weiß", flüsterte sie und drückte sich fester an ihn. Auch sie konnte es kaum erwarten, diesen Tag hinter sich zu bringen und hoffentlich endlich all den Stress und die Anspannung der vergangenen Wochen hinter sich zu lassen.

Also ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde die beide so süß zusammen, dass ich Zahnschmerzen kriege. Und ich sag das echt selten. Könnt ihr verstehen, dass ihre Freundin sich ein wenig Sorgen um Eliana macht oder findet ihr das übertrieben? Und was denkt ihr, wie der Prozess wohl ausgeht?

Home Run (Irgendwann...) |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt