Chris:
Nun stand ich mit Saphira hier bei Papa am Grab und war den Tränen mehr wie nah, denn ich spürte wie sie sich vereinzelt die Wange herunter quälten und gefühlt heiß die Haut verbrannten.
Zu viel war grade wieder in mir hoch gekommen, als Mama für mich unüberlegt, den Satz sagte, den Papa sonst immer unserer Mutter an den Kopf geworfen hatte, wenn er uns als Kindern wegen etwas ein schlechtes Gewissen machen wollte. Die Erinnerungen waren grade so bildhaft und lebendig, als wäre er wirklich noch bei uns. Doch leider ist es nicht so und jeder muss mit diesem schweren Verlust selber für sich umgehen.
Ich konnte meine Gefühle noch nie unterdrücken, so wie mein Bruder und ich wollte Saphira nicht blamieren, indem ich vor meiner Familie am heulen war. Sie merkte es aber dann doch das mit mir etwas nicht stimmte und war froh, dass ich mich aus dieser Situation entzogen hatte, um mich wieder zu beruhigen. Sie weiß das ich in solchen Dingen sehr sensibel bin, denn das hatte ich ihr in einer unserer langen Chats geschrieben. Sie sollte alles über mich wissen, damit sie vor der Presse nicht irgendwann mal bloß gestellt werden könnte. Das war uns beiden wichtig, ehrlich miteinander zu sein und unsere Ängste und Sorgen zu kennen.
Es dauerte eine ganze Weile bis wir wieder zurück zu meiner Mutter gingen. Meine Stimmung war auf dem Rückweg noch immer sehr angespannt, als wir schließlich bei Mama ankamen und es auf sie rüber schwabbte. Ihr war inzwischen bewusst was sie bei mir ausgelöst hatte und entschuldigte sich mit einer Umarmung bei mir. Ich weiß das sie es nicht böse gemeint hatte, aber weh getan hatte es doch. Mein Bruder benahm sich so wie immer, denn er konnte den Schalter besser umlegen als ich. Er macht es meistens mit sich alleine aus, wenn keiner zusieht und er denkt, dass er alleine ist. Das er sich aber an Saphira ran machen will, hat bei mir einen empfindlichen Nerv getroffen und das wird auch noch ein Gespräch zwischen uns alleine geben. Ich möchte gerne mit ihm die Fronten klären und ihm sagen, dass er mal gepflegt die Finger von Saphira lassen soll und er sich lieber um seine eigene Ehe kümmern soll. Sie hat jedenfalls kein Interesse an Andreas. Das hat sie mir so gesagt und ich glaube ihr. Dass das aber noch mal zu mehr Spannungen von Andreas aus sorgen wird, steht später noch auf einem ganz anderen Blatt. Er kann sehr hartnäckig sein wenn er was will, vor allem wenn es darum geht mir die Freundin streitig zu machen. Ich weiß nicht ob es ihm Spaß macht mich zu quälen, wenn ich fast am Liebeskummer kaputt gehe. Ich hätte ihm damals schon so manches mal den Kopf fast abgerissen.
Wir ließen das Kaffeetrinken in Ruhe auslaufen und verabschiedeten uns in den frühen Abendstunden. Es wurde schon langsam dunkel, was für mich eine Chance war, mit Saphira etwas unternehmen zu können. Es läuft zur Zeit ein Film den ich gerne sehen möchte und nach kurzer Absprache mit ihr, fuhren wir nach Herford ins Kino. Wir wollten uns einen unbeschwerten Abend machen, weil sie den nächsten morgen zeitig in den Dienst musste. Die Zeit war schön und wir teilten in der letzten Reihe so die eine oder andere Zärtlichkeit miteinander, wie man das so als Paar tut. Ich wurde nicht erkannt und da war ich wirklich froh drüber, auch wenn ich die einen oder anderen Fans von uns mit im Saal entdeckte, die aber ruhig blieben und sich zurück hielten. Das ist selten, aber solche Fans haben wir auch, die uns schon ewig kennen und unser Privatleben so respektieren wie es ist. Da mache ich mir auch keine Sorgen das was nach draußen an die Presse gelangt.
Saphira hat nach unserem nächsten Tourblock etwas länger Urlaub, deswegen trennten wir uns heute zeitig um beide ausgeruht zu sein. Andreas hatte die letzten Vorbereitungen für den Start in der Nacht getroffen und mein Schatz gönnte sich bis zum Start noch etwas Schlaf, denn zur Abfahrt wollte sie noch mal kurz vorbei kommen und mich verabschieden. Ich hätte sie zu gerne dabei gehabt, aber das ging dieses mal leider nicht. Gut das es Handys und Skype gibt. So verpassen wir beide nichts voneinander.
Unsere Fans warteten bereits am Ankunftsort auf uns und einige von ihnen waren sogar schon am Tag an der Halle und warteten bis mitten in der Nacht an der Halle, um uns ja nicht zu verpassen und um Fotos mit uns zu kriegen. Es gibt sogar welche die dort regelrecht tagelang unbemerkt campieren und welche, die uns mitten in der Nacht bis in die Hotels nachfahren und uns belagern, wenn wir eigentlich geschafft sind und nur noch Ruhe haben und ins Bett wollen. Ich warnte Saphira zu Hause schon vor, falls doch ungewöhnliche Bilder von uns auftauchen sollten. Für die Presse ist das natürlich ein gefundenes Fressen, was die Fans posten. Die Hardcorefans postieren sogar Kameras die alles um die Hallen aufzeichnen, um uns ja nicht zu verpassen. Die werden immer erfinderischer, echt gruselig manchmal, aber anscheinend nicht verboten, oder ob es das reizvolle ist, sich nicht erwischen zu lassen?. Vielleicht sollten wir da demnächst doch härter durchgreifen, was das betrifft.
Vertrauen ist mir wichtig, besonders dann wenn man jemanden an seiner Seite hat, mit dem man sein Leben verbringen möchte. Ich würde es mir so sehr wünschen, dass sie auch mal bei uns mit im Publikum sitzt und sie mal sehen kann was wir in unseren Shows so auf die Bühne bringen. Ich werde sie einfach mal fragen wann sie Zeit hat. Ich wünschte ich hätte sie schon eher kennen gelernt, aber das Schicksal hat wohl seine eigenen Pläne. Wenn sie bei mir ist schlägt mein Herz höher und wenn sie nicht da ist vermisse ich sie. So war Andreas mit Loreen damals auch, die waren kaum zu ertragen. Ich hoffe ich führe mich nicht genauso auf. Bitte nicht. Zumindest bleiben uns die Wochenenden um unsere Hormone auf Urlaub zu schicken. Manchmal wünschte ich mir ich wäre noch jünger und hätte die Chance genutzt eine Familie zu gründen. Doch so langsam läuft die Zeit gegen mich, weil ich einfach nicht die richtige gefunden hatte aber vielleicht klappt es dieses mal mit Saphira. Mit ihr könnte ich es mir vorstellen, vielleicht wird mein Wunsch ja doch noch wahr werden.
Ob sie auch Kinder mit mir haben möchte, ich traue mich gar nicht das Thema anzusprechen, aber vielleicht lassen wir es einfach so auf uns zu kommen. Wenn es soweit sein soll, dann werden wir schon bereit dafür sein. Dass das aber noch ein schwieriges Thema sein wird, konnten wir jetzt noch nicht wissen.
Die Tourblöcke gingen seit ich Saphira kenne irgendwie viel schneller um als sonst, das Gefühl das jemand auf einen wartet, kannte ich so noch nicht. Ich kann Andreas jetzt auch besser verstehen, der sich auf seine Kinder und seine Frau freut, denn seit Saphira freue ich mich genauso darauf nach Hause zu kommen und selbst meinem Bruder ist das Leuchten in meinen Augen aufgefallen. Ich hatte genug Pleiten und kann mich jetzt auf mich konzentrieren, ohne Angst haben zu müssen, das mich die Fans an die Presse verfüttern. Irgendwie ist es mir auch egal, denn es ist mein eigenes Privatleben das niemanden etwas angeht, außer meiner Partnerin und mich. Aber nur wenige halten sich wirklich daran uns privat in Ruhe zu lassen. Es lauern uns immer irgendwo Fans auf, die dann obendrein auch noch sehr aufdringlich werden können und keinen Respekt vor uns haben und nur da drauf verpicht sind ihren Willen, ein Autogramm kriegen zu wollen, durchsetzen. Ohne Rücksicht auf Verluste und egal was die Presse dazu schreiben wird. Manchmal wünsche ich mir einfach ein ganz normales Leben, ohne ständig verfolgt zu werden und ständig für alles Rechenschaft ablegen zu müssen. Eben ein ganz normaler Mensch, wie jeder andere auch.
Das selbst das demnächst nur mit Hindernissen möglich sein wird, wollte ich mir jetzt noch nicht eingestehen, denn im Moment zählt nur das hier und jetzt.
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Endstation Glück?
FanfictionWas denkt man, wenn man glaubt das wahre Glück gefunden zu haben und einem das Schicksal so mächtig einen rein würgen will. Man denkt, daß kann doch nicht wahr sein und versucht das beste daraus zu machen, aber was ist wenn man für den jenigen, den...