26.Kapitel

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Andreas:

Ich konnte zwar nicht zu Chris ans Bett, aber ihn sehen zu können und zu wissen das er es überhaupt überstanden hatte, machte mich mehr wie glücklich. Immerhin hätte das ganze für beide auch anders ausgehen können.

Ich hatte alles schon in Albträumen so bildlich vor Augen, daß ich Chris mit Mama zu Grabe tragen müsste. Das wäre so der absolute Horror für uns alle. Seine Wunden heilen mit der oparativen Unterstützung auch endlich so langsam ab, was für seine Künstlerische Zukunft so wichtig wäre. Unglaublich das man seinem Körper überhaupt Unterstützung geben muss, wo er sonst alles, aber auch wirklich alles tut um fit zu bleiben. Mich macht das einfach traurig, das nur wenige Minuten sein bisheriges Leben auf den Kopf gestellt und verändert haben. Wenn er wüsste wie sehr es in Gefahr war und wie sehr seine Fans tatsächlich hinter ihm stehen, dann würde er sicher auch stärker kämpfen um wieder gesund zu werden.

Jetzt muss nur noch sein Bein wieder in Ordnung kommen, aber das wird das schwierigste werden, wenn er wieder neu laufen lernen muss, weil von seinen eigentlichen Knochen ist ja durch die etlichen Operationen nicht mehr viel übrig und damit muss er erst mal lernen mit umzugehen. Wer weiß wie lange er noch mit Krücken laufen muss bis er später nach unzähligen Einheiten an Physiotherapie irgendwann darauf verzichten darf. Da kommt noch jede Menge Arbeit auf uns zu. Nicht nur auf ihn, auch auf mich, weil ich ihn mental immer wieder neu stärken muss. Ich hoffe nur das er nicht zu schnell die Nerven verlieren wird und aufgibt. Dafür ist er eigentlich nicht der Typ. Aber er ist ein Kämpfer und er schafft das, da bin ich mir sicher. 

Mir graut es nur davor das er dann der Presse wieder Rede und Antwort leisten muss und das obwohl er wahrscheinlich gar nicht so viel dazu sagen können wird. Er wird sicher mit seinem Gedanken heillos überfordert sein und wird sich eher zurückziehen. Ich hoffe nur das er das auch therapeutisch aufarbeiten wird, aber das werden wir dann sehen wenn es soweit sein wird.

In Gedanken versunken wie es weiter gehen könnte, wurde ich unsanft von seinem Arzt mit ins Gespräch gezogen, der grade aus seinem Zimmer kam. Er machte sich deutlich Sorgen um seinen Zustand und war am überlegen woran das wohl liegen könnte. Die OP war zwar gut verlaufen und alles ist an seinem Platz wo es hingehört, aber seine Werte waren nicht so wie er sich das gewünscht hätte. Er hatte zich Röhrchen Blut in der Hand um alles untersuchen zu lassen, was nur möglich ist. Er wollte unbedingt wissen warum es Chris immer noch nicht wirklich besser geht, obwohl schon ein deutlicher Unterschied zu erkennen sein müsste. Doch Fehlanzeige. Sein Zustand war noch genauso wie vorher. Vielleicht müssen wir einfach etwas länger abwarten. Ich bin manchmal etwas zu ungeduldig. Das sagen Mama und Chris auch immer, vor allem wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Ich sah seine vielen Fragezeichen über seinem Kopf schweben, als er sich ratlos von mir verabschiedete, um seine Blutproben ins Labor zu bringen. Jetzt war mein Drang zu ihm zu wollen nur noch größer, doch eine große verschlossene Schiebetür versperrte vor mir den Weg.

Ich atmete tief durch und beobachtete ihn weiter, obwohl meine innere Unruhe zunehmend stärker wurde. Zu gerne würde ich ihm jetzt seine Schmerzen abnehmen und mit ihm einfach nur Tauschen wollen. Aber dann würde er sicher um mich bangen müssen und würde mir sicher genauso in den Hintern treten damit ich kämpfe. Da sind wir wie Zwillinge. Solange seine Monitore aber ruhig sind, bleibe auch ich ruhig, auch wenn es mir schwer fällt es zuzulassen, grade wenn ich weiß wie schlecht es meinem Bruder geht. Es ist als ob wir gleich ticken.

Ich stand die halbe Nacht hier, bis mich eine Schwester der Station nach Hause schickte, denn ich brauchte dringend etwas Schlaf. Das war mir auch schon anzusehen, das ich dicke Augenringe hatte, weil mir grade zur Zeit der Schlaf wirklich fehlte.

Ihr schien das mit Chris auch sehr an die Nieren zu gehen, denn ich sah wie ihr ein Tränchen die Wange runter kullerte, als sie mich zu gehen bat. Ich wollte mich noch mit ihr unterhalten, doch sie schickte mich mit dem Hinweis das sie morgen auch wieder da ist nach Hause. Irgendwie wusste ich das ich ihr vertrauen kann, denn das strahlte sie auch aus. Ich fühlte mich plötzlich zu ihr hingezogen, obwohl sich das grade für mich irgendwie fehl am Platz angefühlt hatte. Aber wir wissen alle, daß man sich gegen seinen eigenen Körper und gegen Gefühle nicht wehren kann, vor allem wenn es um die Liebe geht.

Sie stellte sich mit Schwester Sonja vor und wirkte auf mich sehr nett und neutral. Für sie waren wir ihr wichtig und nicht unser Bankkonto  oder unser Bekanntheitsgrad, den wir ja aktuell haben. Ich habe für ein paar Momente jeden schweren Moment der mit Loreen zusammenhängt vergessen. Ich hatte Loreen geschworen, dass ich nicht allein bleiben werde und das ich ihr auch keine Rechenschaft schuldig bin. Schon gar nicht nachdem sie Chris das angetan hatte. Wer weiß ob Chris jemals in der Lage sein wird das alles zu vergessen, das zu verarbeiten und ob er sich dazu entscheiden wird Kinder zu bekommen. Er ist nicht mehr so fit wie vor dem Angriff und das wird er wissen.

Ich freue mich nur auf den Tag, wenn der Arzt mir sagen wird, ,,Er ist stabil genug um ihn aus dem Koma zu holen". Ich mache drei Kreuze, wenn er mich das erste mal ansieht wenn er wach ist und ich bin gespannt nach wem er das erste mal fragen wird, wenn er so weit ist. Ich kann es mir denken das er nach Saphira, Annika und Mama fragen wird. Mich sieht er ja sofort. Dafür werde ich sorgen.

Eine Halbe Stunde später kam ich bei Alex zu Hause an. Ich war so müde das ich sofort ins Bett fiel, das Handy stumm stellte und auch sofort einschlief. Ich bekam so auch nicht mit das Mama mich versucht hatte anzurufen. Das war auch wichtig mal zu schlafen, denn man merkte mir an das auch ich körperlich abgebaut hatte. Das tat so gut mal durchzuschlafen, aber trotzdem blieb mein Schlaf nicht frei von Träumen. So bekam ich auch nicht mit das Alex inzwischen nach Hause gekommen war und ebenfalls in seinem Schlafzimmer nach Schlaf bettelte, er aber durch seine Aufregung nur schwer in den Schlaf fand.

Meine Sorge um Chris riss mich aus dem Schlaf und so bekam ich mit wie unruhig sich Alex im Bett hin und her wälzte. Ich versuchte es zu ignorieren denn die Nacht war nicht mehr lang. Ein Anruf riss mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Ich überlegte ob ich ran gehen sollte oder nicht, entschied mich dann aber dagegen, weil ich mich wie erschlagen fühlte.

Später sollte ich aber feststellen, dass es besser gewesen wäre doch ran zu gehen, denn das Krankenhaus sollte für uns alle wichtige Neuigkeiten haben, auf die ich nun noch länger warten muss.

Endstation Glück?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt