18.Kapitel

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Andreas:

Ich war so froh das ich endlich zu Chris nach München fliegen konnte. Die Zeit hier in der Klinik hatte sich wie Kaugummi gezogen, obwohl ich von einer zur nächsten Untersuchung geschickt wurde, weil meine Herzprobleme einfach unerklärlich waren. Bis auf meinen hohen Blutdruck, bin ich mir fast sicher das meine Schwierigkeiten der Spiegel von Chris seinem Zustand waren.

Wie es ihm jetzt geht kann ich mir nur denken, denn noch konnte ich nicht zu ihm. Ich hatte von Saphira den Behandlungsplan wegen meinem Auge und meinem Arm mitbekommen, denn ich hatte immer noch starke Schmerzen in der Hand und im Arm. Der Flug war anstrengend und ich war froh das ich endlich bei meiner Schwester angekommen war und ich endlich für heute zur Ruhe kommen konnte. Ich wurde im Flieger schon so angesehen, als ob man mich erkannt hatte, schaffte es aber es zu ignorieren und mich nur um mich zu kümmern.

Sie nahm mich in den Arm und hielt mich einfach nur fest, denn ihr war auch bewusst, daß es mich so wie Chris hätte treffen sollen und ich nun hier liegen würde. Chris war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und schneller als ich.

Auch wenn wir in letzter Zeit nicht oft telefoniert haben, war Annika doch recht gut über alles informiert und ich bin mir sicher das sie mit Mama regelmäßig telefoniert so wie Chris auch mit Mama oft ausgiebig am schwatzen ist.

Ich unterhielt mich eine ganze Weile mit meiner Schwester, wie es ihr und den Kindern geht und wann es soweit ist das die kleine kommt. Sie hat schon ordentlich Bauch und es dauert glaub ich auch nicht mehr lange. Die Jungs lagen schon im Bett und Alex war noch nicht von seinem Spätdienst zu Hause und wusste noch nicht das ich da war.

Annika hat wie Chris auch eine sehr emphatische Ader und merkte das meine Schmerzmittel langsam nachließen und brachte mir die nächsten für die Nacht und ein Kühlpäck für mein Gesicht. Während ich kühlte schrieb ich Mama das ich gut angekommen war und schickte ihr ein Selfi mit Annika zusammen. Mama würde sie auch gerne wiedersehen, aber sie wird in der Zeit in der ich hier bin auf meine Kinder aufpassen. Das ist auch mit dem Jugendamt so abgesprochen. Das Sorgerecht ist rechtlich auf mich übergegangen und die Scheidung ist auch rechtskräftig. Sie kriegt nichts von mir, noch nicht einmal Unterhalt weil sie mich eiskalt verarscht hat und ich das auch beweisen konnte. Auch wenn ich nicht Johannas leiblicher Vater bin, bleibt sie bei mir, bis ihr richtiger leiblicher Vater gefunden worden ist. Luca und ich sind es jedenfalls nicht. Erst wenn ich es sicher weiß wer es ist, werde ich die Varerschaft aberkennen. Sie kann nichts dafür und ich liebe sie wirklich. Von daher bleibt erst mal alles beim alten. Ich hab aber trotzdem einen Test mit einer Probe von Chris, Loreen und Johanna in Auftrag gegeben. Allerdings werde ich ihm das Ergebnis geschlossen erst übergeben, wenn er wieder gesund ist. Jetzt in seiner Situation würde er das nicht verstehen und würde das auch nicht verkraften können. Ich gehe allerdings davon aus das er der Vater von Johanna ist. Der Beweis steht in dem Ergebnis das ich bereits bei mir habe. Wahrscheinlich war es das auch was Loreen bei mir im Büro gesucht hat. Der Prozess wegen der Entführung und der schweren Körperverletzung von Chris und der versuchte Mord gegen mich steht noch aus, da laufen die Ermittlungen noch. Ich kann es kaum erwarten sie hinter Gittern zu wissen und zu wissen das sie keinem mehr Schaden zufügen kann.

Ich bin froh das meine Schwester jetzt für mich da ist, auch wenn sie selber mit sich zu tun hat. Er ist auch ihr Bruder und sie macht sich auch Sorgen um ihn, auch wenn sie es nicht so nach außen trägt. Sie hat aber tatsächlich keine Ahnung wie schlimm es wirklich um ihn steht und ich hoffe das der Anblick von Chris nicht bei ihr die Wehen auslösen werden. Sie ist sehr sensibel und kann schlecht Blut sehen, aber dann wird sie einen Schock kriegen wenn sie Chris sieht. Ich werde sie aber trotzdem vorwarnen und sie muss es für sich selber entscheiden, was sie machen wird.

Noch in Gedanken, kam Alex zur Tür rein und war überrascht mich zu sehen, denn ich komme nur selten her, weil es eigentlich von unseren Terminplänen nicht passt. Den beiden war aber auch schon klar das bei uns was passiert war, weil sie eben auch schon einiges von Mama und aus den Medien wissen. Wieviel sie beide bereits wissen, sollte ich die nächsten Tage erfahren. Er bekam von mir noch eine kurze Zusammenfassung über den aktuellen Stand und dann gingen wir für heute ins Bett. Ich wollte recht früh in die Klinik zu Chris. Doch ich hatte mit Annika besprochen, noch zu warten bis die Kinder in der Kita sind und so konnte ich noch so gut es ging frühstücken.

Alex war schon früh wieder weg, und ich war dementsprechend schon früh wieder wach. Auch weil ich Schmerzen hatte und nicht mehr schlafen konnte. Annika war inzwischen auch wieder zurück von der Kita, wo sie beide zusammen hingebracht hatte. Sie legte betroffen und wortlos die Tageszeitung auf den Tisch, die beim Essen meine Aufmerksamkeit bekam, denn Annika hatte die Zeitung ganz bewusst so hingelegt das ich es sehen konnte. Ich überflog nur die Schlagzeile und hörte das meine Schwester am Schluchzen war. Ich sah sie an und bemerkte das sie Tränen in den Augen hatte und da war mir klar das sie die Zeitung bereits gelesen hatte. Als ich die angegebene Seite aufschlug war mir klar warum sie weinte. Es war ein Foto von ihm mit einem Artikel drin und das machte sie fertig. Jetzt wurden ihr auch die Zusammenhänge mit meinen Verletzungen klarer und sie wirkte noch betroffener, das Loreen es auf uns beide abgesehen zu haben schien.

Mir war nur nicht klar wo die Bilder her kamen. Aber dann dachte ich an den Moment als Chris ausgeflogen wurde und ich die vielen Kameras klicken gehört hatte. Es waren glockenklare Bilder und genau zu sehen wie schlecht Chris sein Zustand wirklich war und warum man behauptete das er im Sterben liegen würde.

Unmittelbar nachdem ich den Artikel gelesen hatte ging auch Annikas Festnetz und meine Mutter war am Telefon. Sie wollte wissen wie es ihr geht und ob sie den Artikel gelesen hat, was sie bejaht hatte. Sie sagte ihr das wir gleich ins Krankenhaus wollen, weil sie nicht viel Zeit hat wegen den Kindern.

Ich hatte jetzt schon mächtig Magenschmerzen bei dem Gedanken ihn gleich zu sehen. Es kann ihm besser gehen, oder schlechter und ich weiß nicht was ich glauben soll, was mich gleich erwarten wird. Die Tatsache das er vor dem Abflug stundenlang notoperiert wurde, verhieß für mich nichts gutes und das Gerücht das er im Sterben liegt schien sich immer mehr zu bestätigen und die Presse rührte die Gerüchteküche kräftig mit an. Das es aber vorerst kein Gerücht sein wird, sollten wir gleich in der Klinik von seinem Arzt Dr. Jahn erfahren, denn es war genau das eingetreten was man eigentlich zu verhindern versuchte. Die Brandwunden haben sich infiziert und deswegen werden wir ihn erst mal nicht aus der Nähe zu Gesicht kriegen.

Wir machten uns besorgt auf den Weg zur Klinik. Da ich ja den Gips am Arm habe fuhr heute Annika, auch wenn das für sie langsam beschwerlich ist mit ihrem Bauch. Ich hatte gebeten die Sicherheit auch hier für Chris zu gewähren denn unser Promistatus gilt auch hier und er bekommt die beste Behandlung die ihm zusteht. Jetzt kommt es darauf an, die Brandverletzungen in den Griff zu bekommen und ihn stabil zu kriegen, doch noch ist er weit davon entfernt.

Ich hab vom Arzt erfahren das die infizierten Herde immer wieder abgetragen werden müssen, bis sie bakterienfrei sind. Auch seine Lunge ist durch die Rauchvergiftung schwerer betroffen, als man angenommen hatte und man hat ihn wirklich auf die Liste für eine Lunge und eine Niere gesetzt. Da sein Herz immer wieder aussetzt, hat man ihn an die Herz-Lungen-Maschine gehängt und dafür sind in der OP vor dem Abflug die Vorbereitungen gleich mit getroffen worden.

Das musste ich jetzt auch Mama, Saphira und meiner Schwester erklären, das er im Moment nur durch die Maschinen am Leben gehalten wird. Sein Gehirn funktioniert noch, aber das macht seinen Zustand nicht besser. Saphira wird es sicher nach einem Gespräch mit ihrem Chef schon wissen, wie es um Chris steht, aber wie es aktuell aussieht wird sie sicher nicht wissen und ich muss es ihr sagen, auch wenn es mir schwer fallen wird, das tun zu müssen.

Meine Schwester war wirklich geschockt, als sie ihn sah, denn das hatte sie nicht erwartet das Chris wirklich im Sterben liegt. Als sie sich draußen an der Tür fest hielt und sie sich ihren Bauch hielt, wusste ich das es eben zu viel für sie war und bei ihr grade die Wehen eingesetzt hatten.

Da wusste ich aber noch nicht wie nah Leben und Tod beieinander liegen und das ein bißchen Hilfe von oben nicht schaden könnte. Für Chris, wie für Annika, sowie für meine kleine Nichte, die noch einen weiten Weg vor sich hat und noch das Licht der Welt erblicken soll.

Endstation Glück?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt