♥ 15 ♥

68 3 3
                                    

Ich spürte noch immer wie ich von Seong-hwas Armen umklammert wurde. Es fühlte ich gut an und ich hatte nach langer Zeit das Gefühl, dass ich endlich mal wieder gut geschlafen hatte. Mehr als nötig war es auch. In den letzten Wochen und Monaten war Schlaf für mich zu einer Art Luxusgut geworden. Ein Luxusgut, welches ich mir momentan einfach nicht leisten konnte. Ob ich deshalb so gut in Seong-hwas Nähe schlafen konnte? Weil die Zeit um uns herum still zu stehen schien?

Als ich wach genug war, richtete ich mich auf. Seong-hwa schlief noch immer. Sein Anblick war atemberaubend und ich schätzte mich innerlich glücklich, auch so eine Seite von Seong-hwa kennen gelernt zu haben. Immerhin hatte ich nun den hormongesteuerten Teenagern in meiner Klasse einiges voraus. Ein Kuss, vielleicht auch mehr als nur einer, die gemeinsame Arbeitsstelle und nun einen neben mir schlafenden Seong-hwa.

Doch trotzdem wurde mir mein Herz ganz schwer. Warum war ich diejenige, welche gerade neben ihm liegen durfte? Und hatte er mich wirklich geküsst, weil er etwas für mich empfand? Oder war ich einfach nur eine Art Betthupferl, welches er einfach vernaschen wollte. Obwohl, hätte er das gewollt, wäre da nicht mehr passiert?

Mein Gedankenkarussell ließ mich erschaudern und gleichzeitig wurde mir schlecht. Schlecht sobald ich daran dachte, dass Seong-hwa vielleicht nicht so empfand wie ich es in diesem Moment tat. Sicher konnte ich mir seiner Gefühle nämlich nicht wirklich sein, immerhin war es mir nicht möglich Gedanken zu lesen.

Ich versuchte mich vorsichtig aus seiner Umklammerung zu lösen und schälte mich aus dem Bett heraus, auch wenn es noch so bequem erschien. Am liebsten wäre ich ja liegen geblieben, doch erstmal brauchte ich eine genaue Uhrzeit. Seong-hwa stieß neben mir ein kleines Geräusch aus. Murmelte er da etwa gerade im Schlaf?

Als ich dann irgendwann auch mein Handy fand, staunte ich nicht schlecht über die Uhrzeit. Es war bereits 15:00 Uhr. Wir waren ungefähr gegen 6:00 Uhr bei ihm angekommen. Also hatte ich für meine Verhältnisse extrem lange geschlafen. Da ich allerdings nicht wieder zurück ins Bett wollte, ließ ich mich auf seinem Schreibtischstuhl nieder und scrollte ein wenig durch mein Handy. Dabei las ich verschiedene Nachrichten in unserer WhatsApp-Gruppe.

Zu meiner Verwunderung hatte mir allerdings keiner der drei privat geschrieben. Vor allem Yunho nicht. Keine Bemerkung, weshalb ich ihn gestern nicht angerufen hatte oder eine Nachfrage ob es mir gut ginge. Ich spürte ein leichtes stechen in der Brust dabei und fragte, wieso es mich so traurig stimmte. Dann öffnete ich Instagram um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen.

Unterdessen schlief Seong-hwa noch immer und seine gleichmäßigen Atemzüge hatten etwas beruhigendes. Ein Klopfen an der Tür ließ mich plötzlich aufschrecken. Als ich nicht reagierte, wurde die Tür einfach geöffnet.

Ein gut aussehender, junger Mann trat ins Zimmer hinein. Als er mich erblickte begann er zu lächeln. "Oh hallo. Ich hatte nicht gedacht, das unsere Hausdame mit Seong-hwas Gast recht hatte. Wer bist du denn?" Er trat näher in den Raum hinein. Zusätzlich kam er mir immer näher, bis er ganz nah vor mir stand und sich zu mir runterbeugte. Dann hob er mein Kinn mit seinem Zeigefinger und Daumen an. "Du bist niedlich. Und vielleicht sollte ich dazu anmerken- wirkst natürlich. Wie kommst du denn zu der Ehre von Seong-hwa mit nach Hause genommen zu werden?"

Meine Wangen wurden heiß. Ich brachte kein Wort heraus. Doch dies war auch nicht länger nötig, da ein Kissen in die Richtung des Mannes geworfen wurde. Als ich Richtung Bett schaute, sah ich Seong-hwa kerzengerade auf seinem Bett sitzen. Sein Blick hatte etwas bedrohliches an sich und man konnte förmlich die Anspannung im Raum spüren.

"Ich glaube es hat dich niemand hereingebeten Jin-young.", sagte er mit einem verächtlichen Unterton in seiner Stimme. Jin-young schaute ihn belustigt an. "Ich wollte mir nur deine kleine Prinzessin anschauen, von der mir Mrs. Chang erzählt hat." "Das erklärt trotzdem nicht, warum du einfach in mein Zimmer hereinplatzt!" Seong-hwa stand von seinem Bett auf. Schnellen Schrittes war er bei uns, was auch gar nicht so schwer war aufgrund der Maße des Raumes, und ergriff Jin-youngs Arm.

"Lass sie los Jin-young. Oder-" "Mensch Seong-hwa.", begann Jin-young und etwas böses funkelte in seinen Augen als er die nächsten Worte aussprach: "Ich würde dir raten gut auf deine kleine Prinzessin acht zu geben." Danach ging er aus dem Zimmer und schloss die Tür mit einem lauten Knall. Ich war von der kompletten Situation überfordert.

Seong-hwa strich sich durch seine Haare. Erstaunlich, dass man ihn so aus der Fassung bringen konnte. Dann wandte er sich mir zu und die Bosheit in seinen Augen wich. Seine Emotionen wurden sanfter. "Entschuldige meinen Bruder. Anstand ist bei ihm nicht vererbt wurden." Ich musste kichern. Vielleicht lag es an der Absurdität der Situation oder daran, das Seong-hwa als er das sagte wie ein unschuldiger Welpe wirkte.

Ich nahm seine Hand und drückte fest zu. Eine Geste, welche er selbst getan hatte und welche mir immer half Yunho zu beruhigen. Dadurch schaute er mir nun wieder direkt in seine Augen und lehnte sich zu mir vor um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

"Ich würde mich schnell duschen. Wollen wir dann zusammen etwas 'frühstücken'?", bei seinem letzten Wort hielt er seine Hände nach oben um Gänsefüßchen zu zeigen. Ich nickte, woraufhin er sein Zimmer verließ und ich erneut alleine mit meinen Gedanken war.

Dieser Jin-young kam mir sehr suspekt vor. Seine Art und Weise hatte mir Angst eingeflößt. Nur bei dem Gedanken an die vorherige Situation überkam mich eine blanke Gänsehaut. Warum hatten die beiden so kämpferisch in ihrem Gespräch gewirkt? Warum nannte mich Jin-young 'Prinzessin' und was hatte es mit dem Satz 'Seong-hwa solle auf mich Acht geben' auf sich. All diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf.

Es dauerte eine ganze Weile bis Seong-hwa wieder in sein Zimmer zurückkehrte. Mittlerweile war es bereits 16:30 Uhr und wir müssten beide spätestens um 18:00 Uhr auf Arbeit sein um unsere gemeinsame Schicht anzutreten. Als er wieder ins Zimmer kam, hatte er ein paar lockere Sachen an. Zudem hielt er ein schlichtes Kleid in der anderen Hand. Ein Kleid welches viel zu edel und vor allem zu teuer wirkte. Doch er hielt es mir ohne ein weiteres Wort zu sagen hin, was so viel bedeutete wie: 'Zieh das an.'

Mit einem Seufzen ergriff ich das Kleid, woraufhin ich mich ins Badezimmer zurückzog. Ich ging nochmal kurz unter die Dusche und versuchte mit einer der Bürsten meine Haare zu bändigen. Dann wusch ich mein Gesicht noch ein paar Mal. Meine Augenringe waren etwas blasser geworden. Das Pflaster an meiner Wange hatte ich nach dem Waschen abgemacht. Man erkannte immer noch die Brandnarbe, doch ich entschied, dass diese unter frischer Luft vermutlich schneller heilen würde. 

Als ich wieder zurück in Seong-hwas Zimmer ging, war dieses leer. Dafür hatte ich auf meinem Handy eine neue Nachricht. "Geh einfach den Weg zur Eingangshalle zurück. Wenn du dort angekommen bist einmal durch die rechte Tür und dann kommst du direkt in die Küche. ☺ Bis gleich!"

Seit wann hatte Seonghwa denn meine Nummer? Und wieso hatte ich seine Nummer eingespeichert? War dieser Kerl etwa einfach so an mein Handy gegangen? Dann rief ich mir wieder ins Gedächtnis wie häufig mir Yunho benannt hatte, ich sollte mir endlich mal einen Sperrcode zulegen. Wie recht er damit hatte...

Moonlight || Seong-hwa || FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt