(Johns POV)
„Sherlock, das mit uns ... das darf nicht nochmal passieren."
Der Satz ist wie eine Ohrfeige gewesen. Sherlock hat auf dem Balkon gestanden, ein Glas Wein in der Hand und ein seichtes Lächeln auf den Lippen - das Glas ist zersprungen, das Lächeln verschwunden. Er starrt mich an, die Augen so groß wie Untertassen. Ihr Blau strahlt mir überrascht und verletzt entgegen und ich verliere mich in dem Sturm, der in ihren Tiefen tobt. In dem dämmrigen Licht schimmern sie beinahe silbern.
Sherlock sagt nichts. Er scheint auch nicht mehr zu atmen. Er hält meinen Blick fest, schluckt hart, blinzelt langsam, sieht aus, als hätte er lediglich gesehen, dass ich etwas gesagt habe, aber nicht gehört, was. Sein Gesicht ist blass, ich bilde mir ein, dass es noch blasser ist als sonst. Sherlock kneift die Lippen zusammen, sieht nun doch zu den Scherben zu seinen Füßen. Die Holzdielen verfärben sich dunkelrot. Es ist uns beiden egal.„Wie ..." Sherlocks Stimme bricht, er räuspert sich, setzt noch einmal neu an. „Wie meinen Sie das?"
„Sie wissen, wie ich das meine."
Sherlock sieht mich stumm an und ich weiß, dass er das tut. Dass er es genau verstanden hat. Und gleichzeitig gar nichts versteht. Ich tue das auch nicht. Ich verstehe ja nicht einmal, wieso ich so etwas sage.
„Ich verstehe Sie aber nicht", flüstert Sherlock in den Regen. Diese Woche ist voller Regen.
„Ich mich doch auch nicht", gebe ich leise zu, reibe mir seufzend über das Gesicht. „Ich verstehe ja nicht einmal, wieso ich überhaupt damit angefangen habe."
„Richtig", sagt Sherlock und sein Gesicht wird wieder so kühl und distanziert, wie ich es von ihm kenne. Aber jetzt weiß ich auch, dass er vor allem so schaut, wenn er verletzt ist. „Sie haben mich zuerst angefasst."
Ich starre ihn verständnislos an. Ich verstehe, was er mir damit sagen will, und gleichzeitig verstehe ich gar nichts mehr.
„Aber Sie wollten die Dating-Tipps", beginne ich verzweifelt. „Weil Sie doch an jemanden interessiert sind, oder nicht?"
Sherlocks Augen funkeln mir wütend entgegen, aber sagen tut er nichts.
„Ist es dann nicht auch in Ihrem Interesse, wenn wir das sein lassen? Sie können nicht mit mir Sex haben und jemand anderen lieben."In Sherlocks Blick liegt so viel Unausgesprochenes, dass es mich beinahe um den Verstand bringt. So viel Verzweiflung und Zerrissenheit in einem Blick. Mein Herz wird schwer.
„Sie haben das vorgeschlagen", haucht Sherlock zittrig. Er blinzelt hektisch, scheint seine Gefühle vor mir verbergen zu wollen. „Sie haben gesagt, dass Sie mit mir ...", er stockt, ringt sichtlich mit sich, „Sex und sowas haben wollen."
„Ich weiß", erwidere ich leise. Ein trauriges Lächeln zuckt über mein Gesicht. „Und es hat mir gefallen." Ich mustere ihn nicht weniger verzweifelt, dann füge ich noch leiser hinzu: „Sehr sogar."
Sherlocks Augen weiten sich kaum merklich, sein Blick wird sehnsüchtig, fast schon beschwörend. Als würde er mich damit festhalten wollen.
„Aber ich möchte Ihnen und dieser ... Person nicht im Weg stehen. Und wir wohnen zusammen, Sherlock. Wie soll es denn mit uns weitergehen, wenn wir wieder in London sind? Mycroft würde es sofort herausfinden. Und Mrs Hudson auch. Und dann wüssten es auch Molly und Greg und-"
„Wer ist Greg?"Ich muss lachen, obwohl mir nicht danach ist. Sherlock lächelt mich unsicher an, scheint sich diese Reaktion beinahe erhofft zu haben.
„Machen Sie es mir nicht so schwer, Sherlock. Bitte. Um uns beider Willen."
„Vielleicht will ich das aber gar nicht." Jetzt klingt Sherlock fast ein wenig patzig. Ich schüttle verzweifelt den Kopf.
„Aber Sherlock, verstehen Sie denn nicht, dass es so nicht weitergehen kann? Dass wir damit mehr kaputt machen als erhalten? Wenn Sie in jemanden verliebt sind, dann freut mich das für Sie, das tut es wirklich, aber dann können Sie nicht von mir erwarten, dass ich so lange weiter Sex mit ihnen habe, bis Sie mir sagen, dass Sie heiraten werden."
„Hochzeiten sind-"
„Ich weiß, was Sie davon halten. Das war lediglich ein Versuch, Ihnen unsere Situation irgendwie zu erklären."
„Wissen Sie, wie ich unsere Situation verstehe?" Sherlocks Blick wird noch ein wenig kälter. „Ich verstehe es so, dass Sie das Bett heute ganz für sich haben dürfen. Ich schlafe wohl besser woanders."
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PROMISE ME || Lemonleli
FanficEigentlich wollte John Sherlock nur zeigen, wie man datet. Und sich anfasst. Und ihm beweisen, dass er es schafft, ihn seinen eigenen Namen vergessen zu lassen. Dass er Sherlock dabei auch unwissentlich etwas über Gefühle und Liebe lehrt, war nicht...