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Aus Sicherheitsgründen trat ich einige Meter hinter mir, um meinen Schutz gewährleisten zu können. Ich setzte mich zu Boden und ließ meinen Rücken die Kälte verspüren.

In Gedanken fasste ich einiges zusammen:

Eine Organisation breitet sich aus, da sie erkannt haben, dass einiges an Kokapflanzen die Insel zu bieten hat. Die Kokapflanzen werden benötigt, um Kokain herzustellen, was für die Organisation eine Fundgrube ist.

Noch nie jemand anderes, außer mir, begab sich auf die Insel. Ich war darüber erfreut, dass ich auf meine Sinne vertraute und mich selbst nicht ausgeliefert habe.

Ich wollte die Kokosnuss mit dem Ende meines Werkzeugs durchdringen. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass ich das wichtigste nicht dabeihatte. Mein Speer ließ ich an Ort und Stelle stehen, als ich mich mit den Bananen beschäftigte.

Ich fasste mir willkürlich an die zerzausten Haare und drehte mich um meine eigene Achse. Die Hilflosigkeit breitete sich in mir aus, sodass ich mich an die Kette fasste und auf meine Unterlippe biss. Durch all die Situationen, die mich aus dem Konzept brachte, vergaß ich eins der wichtigsten Waffen, die ich besaß.

Kurz bevor ich wieder den Abhang hinunterklettere, hielt ich Ausschau, nach Fremden. Als die Sicht in Ordnung war, klettere ich an den Gesteinen hinunter und landete auf meinen entblößten Füßen.

Das Messer, hielt ich in der rechten Hand und begab mich auf den Weg, um meinen Speer wiederzufinden. Die Panik unterdrückte ich gewaltsam und lief mit schnellen Schritten Richtung Ozean.

Die Affen, die in den Bäumen baumelten, beobachten mich und sahen mich an, als wäre ich wild geworden. Von Weiten sah ich mein Speer, was auf mich sichtlich gewartet hat.

Ich ergriff das Werkstück, das ich mit meiner Hand gebaut hatte, und schien erleichtert zu sein, es wieder zu besitzen. In dem Moment, als ich mich umdrehte, prallte ich gegen ein Gestein und fiel mit voller Wucht in das Gestrüpp, was dort verrottet.

Doch mir war ebenso bewusst, dass dies kein Gestein sei. So schnell ich zu Boden fiel, genauso schnell stand ich wieder auf beide Füße und richte meinen Speer auf ihn.

Er sah mich von oben hinab an und bemusterte mich, als sei ich ein Wesen, was nicht existiert. Seine Augen glitten zu meinem Speer und zu meinen Füßen, die mich Dreck übersät waren.

,,Wie lange bist du schon hier?" War die erste Frage, die Mauricio mir stellte. Ich verstummte und richte weiterhin die Spitze auf ihn, was ihn nicht gefiel.

,,Gesprächig scheinst du nicht zu sein, beleza (Schönheit)." Jetzt bemerkte ich, wie er entspannt eine Zigarette im Mundwinkel besaß und qualmte. ,,Dann wollen wir mal." Kam er auf mich zu, als ich mich nicht vom Fleck bewegte und mit der Spitze angstlos gegen seine Muskelpartie am Bauch anstieß.

,,Furchtlos, hübsch, jedoch verwildert. Wer hat dich denn hier ausgesetzt?" Lachte dieser auf und ließ den Filter der Zigarette zu Boden fallen.

Durchaus blieb ich stumm, da die Überforderung mich überrumpelt. Schließlich ist der stämmige Mann der erste Mensch, dem ich nach sechs Jahren begegne.

,,Nun gut, genug drumherum geredet." Wurde er ungeduldiger, weshalb er sein Geschoss hervornahm und dieses auf meinen Körper richtet. ,,Na komm beleza, ich will dir nicht deinen schönen Kopf wegpusten."

Mein Kopf richtet sich zu Boden und ließ den Speer zu Boden. ,,Geht doch und jetzt wirst du mir ohne Hintergedanke folgen. Gibt es mehr von dir auf der Insel?" Umgriff er grob meinen Oberarm, sodass er mich den Weg entlang führte.

,,Pass mal auf. Ich will wissen, wer du bist, was du hier zu suchen hast und wer dich geschickt hat. Sind das die Kolumbianer, die dich ausgesetzt haben, um uns auszuspionieren? Falls ja, werde ich deine Kehle aufschneiden und dein Kopf wird nach Kolumbien versendet." Er stieß mich ruckartig gegen eins der großen Bäume, indes er unsanft seine Waffe mir gegen die Schläfe presste.

Zélia CarsodoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt