Meine Augen waren zugeschwollen und ein stechender Schmerz zog sich durch meinen Schädel. Meine Lippen schmeckten nach Salz und Blut und es fühlte sich an, als wäre mein ganzes Gesicht nass von meinen Tränen. Einen kurzen Moment kam mir Ems Gesicht in den Sinn. Ihr sanftes Hauchen auf meiner Haut. Wie kam es überhaupt zu der Situation mit ihr ? Ich war wohl echt betrunken. Sowas wollte ich nicht. Ich will alleine sein, ein Einzelkämpfer sein. Ich brauche niemanden außer mich. Ich versuchte erst gar nicht meine Augen zu öffnen und döste sofort wieder weg.
Ich schlief 20 Stunden durch und wurde von einem brennenden Schmerz geweckt. Eine sanfte Stimme redete auf mich ein, doch ich konnte die Worte nicht verstehen. Es war Anastasia, die mein verletztes Gesicht abtupfte. "Shh ganz ruhig, lass die Augen zu und schlaf ein wenig weiter.", Murmelte sie leise. "Dein Dad meinte, du wurdest in der Schule verprügelt. Lass dir das nicht gefallen Junge, sonst bleibst du am Ende über." Dad log sie an, wenn sie wüsste, dass er mir das angetan hatte, würde sie die Polizei rufen. Er hatte mich am Leben gelassen. Seit dem Mom weg ist, ist er so anders und, dass ich unser Auto zerstört habe gab ihn den Rest. Hätte er mich getötet, und Anastasia hätte es gemeldet, hätten sie bei der Gerichtsmedizin Dads Haut unter meinen Fingernägeln gefunden. Dann hätte ich ihn zuletzt doch noch hinter Gitter gebracht. Mein eigener Dad hasste mich und er war kurz davor meine Existenz auszulöschen. Mein eigener Papa, die einzige Familie, die ich noch hatte.
Es vergingen ein paar Tage. Hin und wieder öffnete ich die Augen und irgendwann wollte ich auch wieder etwas essen. Nun war ich am Boden, aber ich wollte wieder aufstehen. Stark werden und es ihm heimzahlen. Ich fing mit Liegestützen und Klimmzügen an. Jeden Tag. Bald war es eine Woche, die ich von der Schule zu Hause geblieben war. Ich verließ mein Zimmer nur, wenn ich das Essen von DoorDash entgegen nahm und verschwand dann sofort wieder. Offiziell meldete mich Dad die ganze Woche krank. Mein Handy war aus, da ich mich nur auf meine Entwicklung konzentrieren wollte.
Montag 07:00 Uhr. Ich blickte in den Spiegel, meine blauen Flecken waren bald verschwunden und meine Wunden verheilt. Dunkle Schatten umspielten meine Augen und mein dunkles Haar hing mir ins Gesicht. Waren meine Haare schon so lang geworden ? Ich nahm das pinke Haarband, welches noch neben meinem Bett lag und Band meine Haare zusammen. Sieht gut aus eigentlich. Ich betrachtete meinen halbnackten Körper im Spiegel. Ich hatte abgenommen und eine Arme wirkten stärker. Ein erster Fortschritt.
Ich ging von nun an immer zu Fuß zur Schule. Dads Auto wollte ich nicht mehr nehmen. Musik schallte durch meinen Kopf und ich vergaß die Welt um mich herum. Jeden Tag hörte ich eine andere Band, heute war es Three Days Grace. Die Schulwoche verging wie im Flug. Ich meldete mich nur bei Kyle, der wusste genau was passiert war, er hatte jedoch auch Angst und Respekt vor meinem Vater, also hielt er dicht. Em sah ich immer nur im Augenwinkel, behielt sie jedoch im Blick ? Ich hatte mitbekommen, dass sie so ein ähnliches Problem mit ihrem Dad hatte. Könnte ich sie retten ? Wollte sie von mir gerettet werden? Ich stoppelte wieder meine Kopfhörer in meine Ohren und ging zu Fuß nach Hause, um meine Hausaufgaben zu machen.
Am Nachmittag textete mir Kyle.
Kyle: Hey wusstest du, dass sie das Cheerleader Team neu aufstellen ?
Kia: Nö
Kyle: Es gab da nen mega Streit, jetzt mussten sie ein paar rauswerfen und so.
Kia: mir egal, gehe zu keinem Spiel.
Kyle: Emma ist jetzt dabei.
Ich antwortete nicht mehr. Was will Emma da ? Sie war wohl wirklich wie die anderen. Hatte mich von ihr um den Finger wickeln lassen. Ich Dummkopf. Wieso berührte mich, dieses Thema überhaupt? Das wühlte mich etwas auf, hatten Cheerleader nicht immer so kurze Kleidung an ? Kurze Röckchen und bauchfreie Oberteile. Kurz schoss mir Emmas Outfit von der Party in den Kopf. Sie sah echt gut aus, mit ihrem Jeansrock und ihrem Oberteil. Es war so einfach, so simpel, doch sie wusste, wie sie ihren Körper in Szene setzen musste. Ich schüttelte meinen Kopf und zog mir zu Hause eine Sporthose an.
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American son
Romance"Ich fühle keine Trauer. Ich fühle überhaupt nichts. Es ist eine dreckige Welt, in der wir leben. Es ist eine dreckige gottverdammte Welt, in der wir leben. Und um ehrlich zu sein, fühlt es sich so an als würde ich den Menschen dadurch nur helfen de...