Das Turnier

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Als sie dort ankam, wo das Turnier stattfinden sollte und den Leuten, die das arangierten sagte, sie wolle beim Turnier mit machen, erntete sie nur höhnisches Gelächter. Sie ließen sie dennoch mitmachen und gaben ihr sogar noch ein zugroßes Kettenhemd und einen drückenden Helm.
Kaum jemand beachtete sie. Es waren, wie sie fand auch nur sehr wenige Leute hier, die zuguckten. Sie konnte oben auf der Tribühne den König sitzen sehen, mit seiner verlobten und wie es aussah seinen Geschwistern. Seine Mutter war auch dort und unterhielt sich gerade mit Joffreys Verlobten. Rhaya wusste nur, dass sie eine Stark war, aber wie genau sie hieß, wusste sie nicht.
Hinter dem Kindkönig stand ein Mann mit einer hesslichen Brandnarbe auf seiner rechten Gesichtshälfte und einem unfreundlichem Gesichtsausdruck. Das musste er sein. Sandor Clegane, der Bluthund des Königs, ihr Vater.

Augenblicklich erinnerte sie sich an etwas, als sie noch ein Baby war. Sie befand sich in einem Raum und ihre Mutter hatte sie auf den Armen. Rhaya strich mit ihrer kleinen Hand über die Narbe von Sandor Clegane und er ging aus dem Zimmer. Das war das letzte mal, dass sie ihn gesehen hatte.

Rhaya suchte in dem Gesicht des Bluthunds irgendein Zeichen, dafür, dass er sie erkannte, doch sie fand keines. Verübeln konnte sie es ihm nun wirklich nicht. Sie war zwei, als er sie zuletzt in die Arme geschlossen hatte. Rhaya sah den Lanzenreitern zu. Sie waren nicht sehr gut. Als ein freier Ritter gegen irgendeinen von Joffreys Gefolge antrat, wurde er schon beim ersten Treffer aus dem Sattel gehoben und viel auf den Boden. Dem König schien das nicht sonderlich zu gefallen.

Nach einiger Zeit stand er auf und wollte das Turnier schon vor den Zweikämpfen beenden, doch dann kam Rhaya auf die Turnierfläche gelaufen.

Als sie vor der Tribüne stand und zum König und Sandor Clegane guckte, wurde ihr übel. Sie wollte es unbedingt durch ziehen, doch sie hatte plötzlich Angst.

Dennoch sprach sie, wenn auch mit brüchiger Stimme zum König: ,,Majestät ich würde gerne Kämpfen." Der König erwiderte: ,,Dann lass ich einen Kämpfer, der sich für das Buhurt angemeldet hat gegen Euch antreten. Wenn es ein schlechter Kampf ist, dann werdet ihr beide sterben, wenn nicht, dann wird der Sieger überleben." ,,Ihr versteht nicht...", fing Rhaya an, doch der König unterbrach sie: ,,Lasst einen Gegner für ihn hereinkommen. Dies wird ein Kampf zwischen Leben und Tod. Vielleicht passiert jetzt endlich einmal was." Es wurde ein Mann namens Rindel Sindreit aufgerufen und ein massiger Mann mit einem auffallend dichten goldbraunen Bart kam schleppend auf sie zu. Rhaya nahm eine, so wie sie hoffte, agressive Angriffstellung ein, während ihr Gegenüber sie nur bemitleidenswert ansah und schwerfällig sein Schwert hob.

Er hatte ein dünnes Kettenhemd an und einen grünlich schimmernden Helm auf. Sein Schwert sah schwer und stumpf aus. Der König ließ den Kampf beginnen und die beiden Kämpfer fingen an sich zu umkreisen. Rhaya beobachtete ihr Gegenüber ganz genau. Er bewegte sich schwerfällig, doch wenn er das Schwert schwang, musste sie aufpassen. Es war schneller neben ihr, als das sie Kindkönig sagen konnte.

Sie machte einen Schritt auf Rindel zu und stieß mit ihrem Schwert in seine Richtung. Wie erwartet war er nicht schnell, denn Rhayas Hieb hätte ihn fast getroffen, ohne jegliche Anstrengung von ihr. Rindel hob sein Schwert erneut und Rhaya wich gerade noch aus und setzte zum Gegenangriff an. Sie traf ihn am Bauch und er taumelte zurück. König Joffrey lachte und seine Verlobte lächelte gequält.

Als sie sich gerade wieder zu Rindel umdrehen wollte, striff er sie mit dem Schwert leicht an den Beinen. Rhaya sah ihn an, holte aus und traf ihn direkt am Kopf. Seine Nase blutete, doch Rindel stand immer noch.

Nach einem weiteren Treffer von Rhaya gegen seine Beine, verlor er das Gleichgewicht und fiel. Rhaya stand über ihm, sah ihn kurz an und stieß dann das Schwert ohne nachzudenken in seinen Bauch. Rindel machte noch einige Zeit gurgelnde Geräusche und blieb tot auf dem staubigem Boden liegen. ,,Ihr habt gut gekämpft, doch war der Mann ein schlechter Kämpfer. Ihr solltet gegen zwei von denen antreten", sagte der König. Er wollte gerade zwei weitere Kämpfer schicken, doch ehe sein Befehl ausgeführt werden konnte, ging Rhaya vor die Tribüne und sagte an den König gewand: ,,Euer Gnaden, Ihr versteht nicht. Ich würde gerne gegen jemand besseren antreten. Jemand, der mit seinem Schwert umgehen kann. Euren Bluthund zum Beispiel." ,,Ihr seid mutig, Junge, aber dumm. Mein Hund wird euch töten. Wenn Ihr darauf besteht." Er wandte sich an Sandor Clegane und meinte: ,,Tötet ihn. Er wird nicht noch einmal wagen gegen jemanden wie Euch zu kämpfen."
" Wollt ihr denn garnicht wissen, wer ich bin", fragte Rhaya. Die Frage war an niemanden gerichtet, doch hatte der König sie gehört und antwortete: ,,Ihr habt recht. Ich habe euch noch garnicht nach Eurem Namen gefragt. Also, wer ist der jenige, der gleich sterben wird?" ,,Mein Name ist Rhaya",sagte sie. Der Bluthund, der immer noch hinter dem König stand, umfasste den Heft seines Schwertes ein bisschen fester, sonst ließ er sich nichts anmerken.

Rhaya glaubte Sandor Clegane hatte sich an sie erinnert, doch es könnte auch sein, dass es nicht sie sondern der Name war, der ihn zusammenzucken ließ. Schließlich dachte der König, Rhaya wäre ein Junge und es gab sicher in Westeros irgendjemanden, der so hieß. Der Bluthund kam langsam von der Tribüne herunter und ging auf sie zu. Joffrey sagte ihm noch, er solle sich beeilen, da er selbst keine Lust mehr habe hier herum zu sitzen, und Rhaya nahm wieder ihre Angriffsstellung ein. Schon nah den ersten Bewegungen des Bluthunds, sah sie, dass er wesentlich geschmeidiger war, als Rindel, der immer noch tot auf dem Boden lag.

Rhaya stieg über ihn herüber und entfernte sich langsam von der Tribüne. Sandor Clegane folgte ihr. Sie umkreisten sich, um sich besser abschätzen zu können und holten ein paar mal mit dem Schwert aus. Es musste ein komisches Bild sein, was die beiden Kontrahenten gerade boten: Rhaya stand, nur mit einer geliehenen zu großen Rüstung und einem gestohlenem Schwert vor Sandor Clegane, während der in voller Rüstung da stand und sie einfach nur beobachtete. Sie gingen auseinander und kamen dann mit erhobenen Schwertern aufeinander zu. Der Bluthund schlug als erstes zu, doch Rhaya war schneller. Sie wich aus und rannte an ihrem Gegner vorbei. Dann holte sie zum Schlag aus. Sie traf ihn ebenfalls nicht, denn obwohl er in seiner schweren Rüstung steckte, bewegte er sich schneller, als sie erwartet hatte.

Er holte nocheinmal aus. Rhaya versuchte auszuweichen, doch der Hieb war zu schnell, als dass sie ganz hätte ausweichen können. Sie wurde am Unterarm verletzt und blutete. Es war genau die Stelle, wo sie sich geschnitten hatte, als sie das Schwert gestohlen hatte.

Während Rhaya ebenfalls zum Amgriff überging, wurde sie wie erwartet von dem Bluthund etwas gefragt: ,,Wie heißt deine Mutter, Kind?"
,,Wieso nennt Ihr mich Kind?", fragte sie zurück, als sie einen unerwarteten Treffer erzielte. Sie traf ihn an seinem Oberschenkel. Es war kein guter Treffer, aber immerhin etwas. ,,Ich war mir nicht sicher, ob du ein Junge, oder ein Mädchen bist, aber jetzt weiss ich es", antwortete er. ,,Wieso, was ist Euch mein Geschlecht so wichtig? Ich bin ein Mädchen, ja, und meine Mutter war irgend so eine Hure, die mich auf der Straße ausgesetzt hat. Es ist eine Schande, dass ich mich sogar noch an ihren Namen erinnern kann. Er war Shyra." Bei diesem Namen hielt er mitten in seiner Bewegung inne und Rhaya nutzte seine Überraschung aus, indem sie ihn auf die Schwerthand schlug.

Er zuckte zurück und sagte: ,,Wahrscheinlich hat es dir noch keiner gesagt, aber ich bin dein Vater. Auch wenn du es nicht glauben willst, aber ich kann es beweisen. Deine Mutter musste dich aussetzen, weil du bei ihr eine Hure geworden wärst und ich konnte dich nicht aufnehmen, weil ich..." Er holte aus und traf sie an der rechten Hand. Sie fühlte sich betäubt, so wie sie sich im Augenblick des Treffers fühlte. ,,Ich weiss, dass Ihr mein Vater seid, aber Ihr habt mich auf der Straße gelassen und mich nicht zu Euch genommen. Eure Gründe dafür will ich garnicht wissen. Es genügt die Tatsache, dass ihr es einfach nicht getan habt. Wäre ich hier aufgewachsen, dann würde ich meine Unschuld jetzt nicht an einen Mann namens Zergen verloren haben und außerdem wäre ich dann nicht hier."

RhayaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt