Tyrion Lannister

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Als Rhaya aufwachte, wusste sie erst nicht, wo sie war, doch dann fiel ihr alles wieder ein. Der Kampf mit Rindel und mit ihrem Vater, die Befehle von Joffrey, der sie in den Kerker sperren wollte und natürlich Tyrion Lennister, der sie vor dem Kerker bewahrt hat. Rhaya schlug die Decke zur Seite und stellte fest, dass einige ihrer Wunden verbunden waren, andere waren nur eingesalbt worden und schon fast verheilt. Sie blieb noch einige Zeit liegen.

Rhaya wusste nicht, wie lange sie an die steinerne Decke gestarrt hatte, so wie sie nicht wusste, wie lange sie geschlafen hatte. Durch einen Schleier von Schmerzen, bekam sie mit, dass Tyrion den Raum betrat. Er nahm sich einen Stuhl aus einer Ecke des Zimmers und stellte ihn vor ihrem Bett hin. ,,Ihr seid wach", bemerkte er. Tyrion lächelte sie an. Er sah komisch aus, mit seinem zu großen Kopf und seinen kleinen Beinen, aber das fand Rhaya nicht so schlimm. Es irritierte sie nur ein wenig. ,,Ihr habt gut gekämpft", sagte er, ,,wo habt Ihr gelernt, so zu kämpfen?"
,,Ich habe es mir selber beigebracht. Und danke dafür, dass Ihr mich nicht einsperren wolltet."
,,Das war nur gerecht. Ihr habt den Bluthund getötet und es war ein Kampf um Leben und Tod, dass hat mein Neffe selber gesagt. Also ist es seine eigene Dummheit gewesen. Aber ich will nicht über meinen unfähigen Neffen reden. Erzählt mir etwas über Euch. Wer sind Eure Eltern?"
,,Ich komme aus einem Bauernhaus. Ich habe meinen Vater gehasst und bin abgehauen, nach dem er mich vergewaltigt hat. Das war vor drei Jahren. Seit dem lebe ich auf der Straße." ,,Und wie alt seit Ihr jetzt?"
,,Fünfzehn," antwortete Rhaya. Das war das einziege an ihrer Geschichte, die die stimmte. "In drei Monaten ist mein sechzehnter Namenstag. Was werdet Ihr jetzt eigentlich mit mir machen?"
,,Das weiss ich noch nicht, aber Ihr kommt nicht in den Kerker. So viel kann ich Euch schon mal versprechen. Eine Frage habe ich allerdings noch an Euch: Warum habt Ihr am Turnier teilgenommen?"

Die Frage überraschte Rhaya. Jetzt, da sie darüber nachdachte, wusste sie es selbst nicht genau.Sie wollte ihren Vater töten, aber warum... Ihr Vater hat ihr Leben gerettet. Er konnte sie nicht aufnehmen, warum wusste sie nicht, aber ihr Leben war ihm wichtiger, als das Seinige. ,,Ich weiss es nicht", antwortete sie wahrheitsgemäß. ,,Ich denke, weil ich nichts weiter bin, als eine Mörderin. Ein einfaches Mädchen, das nur versucht hat ihr Leben zu retten."
,,Aber eine ziemlich hübsche Mörderin."
,,Ihr schmeichelt mir Lennister."
,,Zwei Dinge müsst Ihr mir erklären und eine Antwort auf meine Frage habe ich immer noch nicht", sagte Tyrion, ,,wieso bezeichnet Ihr Euch als Mörderin und wo habt Ihr Euer Schwert her. Wusstet Ihr, dass in einer recht guten Schmiede eingebrochen wurde?"
,,Ich bin doch eine Mörderin, wenn ich diesen Rindel und Sandor Clegane umgebracht habe, oder nicht?"
,,Ja, aber Ihr wolltet beim Turnier mitmachen. Warum?"
,,Weil ich wissen wollte, wie mein Talent für den Schwertkampf ist."
,,Und wo habt Ihr nun Euer Schwert her?" ,,Ich habe es mir von meinem Vater,ähm... ausgeliehen. Ja ich habe es von meinem Vater geliehen."
,,Ich könnte das Schwert untersuchen lassen. Die Schmiede würden bestimmt ihre Wahre erkennen, meint Ihr nicht?"
,,Ich glaube kaum, dass das nötig sein wird." Als Rhaya das gesagt hatte, machte sich die Hand des Königs auf den Weg zur Tür. Als er bereits draußen war sagte er: ,,Wenn Ihr meint", und ging.

Rhaya wollte sich gerade aufsetzen, als ein Maester mit langem weißen Bart hereinkam. Sie erkannte ihn an den Ketten, die er trug. Sie hatte schon oft gehört, dass die Maester Ketten haben. Ganz viele über einander.

Er befahl ihr liegen zu bleiben und sie tat, was er ihr sagte. ,,Eure Wunden sind größtenteils verheilt. Ihr müsst nur im Bett bleiben, damit sie schneller verheilen." Der Maester sah sie so an, als wäre sie ein Kind und sprach auch so mit ihr.
,,Ich werde ganz bestimmt nicht tatenlos hier herumsitzen, während woanders wahrscheinlich darüber entschieden wird, ob ich in den Kerker komme, oder nicht. Und redet nicht mit mir, als wäre ich ein Kind."
,,Aber das seid Ihr doch noch, wenn Ihr den Bluthund herausfordert. Das war ein reiner Selbstmordversuch. Ihr hättet sterben können. Wer so töricht ist gegen den..." Rhaya unterbrach ihn. ,,Ich bin doch noch am Leben, oder nicht? Also sagt mir nicht, was ich zu tun habe, sonst erleidet Ihr das gleiche Schicksal, wie Sandor Clegane." Der Maester schenkte ihr keine Beachtung mehr und fing an, ihre Wunden auszuwaschen und ihr neue Verbände anzulegen . Rhaya beobachtete ihn dabei.

Sobald er mit seiner Arbeit fertig war, verließ er das Zimmer und brachte Rhaya eine Schüssel Wasser, um sich zu waschen. Dieses Angebot nahm sie dankend an. Sie war nur in ihre Unterwäsche gekleidet und stand auf, um ihre Sachen zu suchen. Schon bei der kleinsten Bewegung tat ihr der verbundene Arm so weh, dass sie ihre Zähne fest zusammen beißen musste. Rhaya ermahnte sich, sich zusammenzureißen und suchte weiter nach ihrer Kleidung. Sie konnte sie allerdings nirgendwo finden.

Das einzige, dass sie über einen Stuhl geworfen fand, war der Mantel, den sie von Zergen hatte. Er war staubig und zerissen. Dennoch zog sie ihn an und machte die Zimmertür auf. Rhaya hatte keine Ahnung wo sie war. Draußen vor der Tür war ein Gang, der in zwei verschiedene Richtungen führte. Sie ging den rechten Gang entlang und war wohl im Innenhof angelangt. Auf dem Platz, den sie sah, trainierten einige Jungen und Männer mit Schwertern. Rhaya hatte keine Ahnung, wo sie hingehen sollte. Sie war noch nie in ihrem Leben hier gewesen und kannte sich an diesem Ort genau so wenig aus, wie in Winterfell, denn das lag tausende Kilometer im Norden.

Sie ging an den kämpenden Leuten vorbei, auf die andere Seite des Platzes, während einige der Kämper sie merkwürdig ansahen. Das war ihnen auch nicht zu verübeln. Rhaya ging nur in dem Mantel, den sie anhatte umher und sah sich komisch um. Was sollten die Leute dabei auch denken? Sie hatte keine Ahnung, wo sie hin musste. Rhaya war kurz davor wieder zurück zu gehen, als sie Tyrion erblickte. Er kam gerade aus einer Halle hinter einer schweren Holztür.

Angespannt watschelte er mit seinen kurzen Beinen geradeaus und hätte Rhaya nicht gesehen, wenn sie nicht auf sich aufmerksam gemacht hätte. ,,Mylord", fragte sie zögerlich, ,,wisst Ihr, wo meine Kleider sind?"

RhayaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt