Das Essen

387 18 0
                                    

In einem barschen Ton antwortete er: ,,Woher soll ich das wissen? Waren sie nicht in dem Zimmer, wo du dich eigentlich ausruhen solltest?" Verlegen blickte Rhaya auf den Boden. ,,Nein, deswegen bin ich aufgestanden, um sie zu suchen. Ich habe mir gedacht, da ich eh schon stehe, könnte ich auch gleich den Roten Bergfried erkunden."
,,Hat dir der Maester nicht gesagt, du sollst im Bett bleiben, damit deine Wunden schneller heilen?"
,,Doch, aber er mag mich nicht. Und ich ihn auch nicht. Von Leuten, die ich nicht mag, nehme ich nur ungern Befehle entgegen." ,,Daran solltest du dich lieber gewöhnen, denn wenn du hierbleibst, musst du tun, was Joffrey dir Befiehlt."
,,Ich kann also bleiben?" Rhaya wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Ich werde also nicht in den Kerker geworfen! Aber was wird sonst mit mir geschehen, fragte sie sich. Wie als hätte der Gnom ihre Gedanken gelesen, sagte er: ,,Du musst innerhalb einer Woche genesen, sonst wirst du noch als Küchenmagd eingestellt, und nicht als Bluthund des Königs. Du musst schnell wieder auf die Beine kommen, denn wenn nicht, wird sich der König eine neue Leibwache suchen. So viel ist schonmal klar. Also lege dich jetzt wieder hin und werde gesund. Um deine Kleidung werde ich mich kümmern."
,,Danke Mylord, Ihr habt mich vor dem Kerker bewahrt. Ich werde tun, was Ihr mir gesagt habt. Dankeschön." Mit diesen Worten ging Rhaya wieder zurück in ihr Zimmer und legte sich hin.

Der Maester kam nach kurzer Zeit erneut herein und hielt Rhaya ersteinmal einen Vortrag, darüber, dass ihre Wunden heilen müssten, ehe sie Gesund ihr neues Amt aufnehmen konnte. Nach drei Tagen, Rhaya hatte gehofft, dass sie eher aus den Bett kommen würde, doch ihre Verletzungen waren stärker als sie gedacht hatte, konnte sie endlich offiziell raus aus dem Bett und ohne Schmerzen gehen. Bei ein paar Bewegungen musste sie aufpassen, damit sie nicht vor Schmerzen aufschrie, aber wenn sie kurz durchatmete, dann war das insgesamt garnicht so schlimm.

Um ihre Kleidung hatte sich Tyrion tatsächlich gekümmert. Allerdings hatte er ihr nicht ihre alten Sachen wieder gegeben. Dafür hatte sie aber fürs erste ein schlichtes sauberes Kleid von ihm bekommen. Sie wusste nicht, wem das Kleid vorher gehört hatte, oder ob es extra für sie angefertigt wurde. Rhaya wollte das auch garnicht wissen. Viel wichtiger war jetzt, was mit ihr passierte. Die Hand des Königs hat zwar gesagt, dass sie der neue Bluthund des Königs sein wird, doch die Königin Regentin wollte sie selber kennenlernen und hat sie zu einem Essen in der Großen Halle eingeladen. Rhaya wusste, dass wenn sie nicht gut auftrat, ihre Hoffnungen den König zu schützen mehr als gering waren.

Von Tyrion wusste sie, dass die Mutter von Joffrey, die die Königin war, Cersei hieß. Man solle gute Manieren zeigen, wenn man mit der Königin speise, hatte er gesagt, aber das war für Rhaya selbstverständlich.

Gegen Mittag holte Tyrion sie aus ihrem Zimmer ab und führte sie diverse Gänge entlang, die sich nicht merken konnte. Rhaya fragte sich, wie sie bei ihrem letzten Ausflug überhaupt zurückgefunden hatte, weil sie sich, wenn sie alleine wäre schon hoffnungslos in dieser Burg verirrt hätte.

Rhaya und Tyrion traten durch eine Tür und eine große Halle kam dahinter zum Vorschein. Rhaya hatte noch nie einen so großen Raum gesehen und war total beeindruckt.

Am Ende der Tafel saß der König mit seiner Verlobten. Rhaya hatte Tyrion gefragt, wie sie hieß und erfahren, dass ihr Name Sansa Stark lautete. Auf der anderen Seite von Joffrey hatte sich die Königin gesetzt und lächelte Rhaya an. Joffreys Mutter war hübsch, was auf den König selbst nicht wirklich zutraf. Die Königin hatte goldblondes Haar und ein schönes Gesicht. Ihre Augen waren Blau, genau wie Joffreys, der auch die selbe Haarfarbe, wie seine Mutter hatte, nur sein Gesicht war nicht so ansehnlich, wie das der Königin. Er hatte einen leichten Schmollmund und sah irgendwie grausam aus. Rhaya konnte es nicht beschreiben, aber in seinem Gesicht sah sie Grausamkeit. Das beunruhigte sie. Sansa lächelte schüchtern, doch sah sie niemanden genau an. Weder die Königin oder Joffrey, noch sonst jemanden, der gerade in der Halle war, was eigentlich nur Rhaya und Tyrion mit einschloss.

Der Bruder der Königin machte sich wieder auf den Weg zur Tür und ließ Rhaya alleine bei den dreien. Sie sah sich um und entdeckte an den Ausgängen einige Wachen stehen. Sie taten garnichts, außer dort zu stehen. Hoffentlich mag mich die Königin, denn wenn nicht, ende ich noch als Stadtwache oder als einer der Wächter, die so gelangweilt an der Tür stehen, dachte Rhaya. Oder im Kerker, meldete sich eine düstere Stimme in ihrem Kopf.

Rhaya setzte sich auf einen Stuhl, der an der risiegen Tafel stand. Nicht zu dicht bei den hohen Leuten, aber auch nicht zu weit weg. Die Königin sah sie an und befohl jemandem, die Diener mit dem Essen herein zuholen. Als die Diener kamen, war Rhaya überwältigt. Sie jatte noch nie so viel Essbares aufeinmal gesehen. Es gab Suppe, Kartoffeln, verschiedenes Gemüse und Hühnerfleisch.

Rhaya aß ziemlich schnell, und merkte schon bald, dass sie zu viel gegessen hatte. Während dem Essen unterhielt sich Rhaya mit der Königin und war erstaunt, wie gut ihr die ihr die Lügen über die Lippen kamen. Sie war sogar ein wenig stolz auf sich. Cersei fragte sie noch eine Menge anderer Dinge, die ihr ebenfalls von Rhaya vorgelogen wurden und ging dann vom Tisch, unter dem Vorwand noch etwas wichtiges vorzuhaben.

Am Schluss des Essens wurde noch Zitronenkuchen ausgeteilt, von dem Sansa auffallend viel aß. ,,Es scheint, als würdet Ihr Zitronenkuchen lieben", sagte Rhaya zu Sansa. Das Stark-Mädchen sah sie freundlich an und nickte mit einem Stück Kuchen im Mund. Rhaya probierte nur wenig von dem Kuchen, denn sie war so voll, dass sie nichts mehr runter bekam.

RhayaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt