Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, als mein Vater die Tür auftrat.
Ich blieb im Türrahmen stehen, wie mein Vater es mir befohlen hatte. Ein guter Soldat befolgt Befehle, das wusste ich sogar in diesem Alter schon.
Ich linste um die Ecke und sah einen Raum, der den rustikalen Flair hatte, den ich schon oft in dergleichen antiken Wohngebiete gesehen hatte. Eine Frau stand inmitten des Raumes, ihre goldbraun gelockten Haare standen wirr um ihren Kopf herum und ihre grazile Gestalt versuchte verzweifelt zwei Mädchen hinter ihr zu verstecken. Die jüngere der beiden sah mir in die Augen, und etwas in mir kribbelte. Ihre dunklen, golden besprühten Augen waren die der Prinzessin, und sie war wunderschön.
Mein Blick glitt zu meinem Vater, der das Gewehr auf die Mutter der beiden gerichtet hatte. Die Ältere der beiden Töchter machte mir ein verzweifeltes Zeichen, etwas zu tun, ihnen zu helfen. Sie musste im gleichen Alter wie ich sein und ihre vom weinen roten Augen sahen mich Hilfe suchend an. Doch was sollte ich tun?
Und dann ging alles so schnell.
Mein Vater feuerte und die Frau ging zu Boden.
<<Mnemosyne, bringt Elehopea hier weg!>> Elohopea, die Prinzessin hieß Elohopea.
Die Schwestern flüchteten Hand in Hand in die Dunkelheit eines Flurs und ich verlor sie aus den Augen. Panik erfasste mich, denn ich wusste nicht, wie ich handeln sollte. Es gab keine Protokolle, die mein Vater mir für solche Fälle gelehrt hatte.
Blut floss aus der Magengänge der Frau, die sich vor Schmerz nicht krümmte, sondern sich wieder aufsetzte und auf mein Vater zu raste.
<<Rashim verfolge sie!>> Das war mein Stichwort. Der Soldat hatte den Befehl erhalten. Ich zog die Striemen meiner viel zu großen Taktikweste enger und rannte los. Mein Vater und die Frau rangen und der Weg war frei.
Es war dank meiner merkurianischen Gene nicht schwer, im dunklen Flur etwas zu sehen. In letzter Sekunden sah ich die braunen Haare der Prinzessin um die Ecke schwingen. Hinterherr, dachte ich.
Doch ich zögerte, hinter mir schrie mein Vater und mein Puls beschleunigte sich. Was, wenn meinem Vater etwas passierte? Doch das konnte nicht sein, nicht mein furchtloser und unantastbaren Vater. Also lief ich weiter.
Doch als ich an der Stelle ankam, an der ich die zwei Mädchen aus dem Blick verloren hatte, sah ich einzig eine Mauer. Irritiert runzelte ich die Stirn und betastete, so hoch es für meine Größe ging, die Wand.
Niedergeschlagen ließ ich die Hände fallen, ich hatte versagt.
<<Ich werde dich finden, Prinzessin.>> Flüsterte ich gegen die Wand, bevor ich wieder denselben Weg zurück ging.
Noch ehe ich den Raum betreten konnte, versperrte mir ein Soldat, der mein Vater als Verstärkung herbeigerufen hatte, den Weg.
<<Geh da nicht rein Rashim.>> Sagte dieser mit belegter Stimme und Furcht erfasste mich. Ich hatte diesen Tonfall schon zu oft bei Soldaten gehört.
Flink schob ich mich an dem Soldaten vorbei.
Eine grässliche Kälte durchbohrte mein Herz, als ich eine Gestalt am Boden liegen sah.
Die Verstärkung war zu spät eingetroffen.
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Die Legende der Auserwählten
FantasyDie junge Elohopea ist seit dem Tod ihrer Mutter auf der Flucht, aber ihr Schicksal sollte ein ganz anderes werden. Als eines Tages plötzlich eine geheime Organisation sie von ihrem vorherigem Leben entreißt, wird ihre Realität auf den Kopf gestellt...