Schon lange Zeit gab es keinen so heißen Tag mehr, die Sonne brannte erbarmungslos auf der harten Erde hinab und einzig die kahlen Zyru-Bäume spendeten ein wenig Kühle. Ich trat hervor und nahm einen tiefen Atemzug.
Die Landschaft war trostlos, der Boden übersäht mit hellgrünem Moos und die Bäume standen vereinzelnd da. Selbst sie schienen sich unter der Wärme zu krümen. Diese Lichtung, in der wir seit einigen Wochen lebten, sah ganz anders aus als die felsige Landschaft die wir zuvor bewohnt hatten.
Ich ließ mein Blick in die Ferne wandern. Heute war es so still, nicht einmal der Wind war noch zu hören. Ich ging die lange und zerbrechliche Treppe vor meiner Hütte hinunter und startete mein morgendliches Training. Ich fing an zu rennen. Ich atmete langsam ein und aus, machte regelmäßige Schritte die immer schneller wurden. Um mich vor der Hitze zu schützen hatte ich mir meine dicken Seidenbänder auf meiner schwarzen Hose und Top übergezogen. Schnell war die erdrückende Wärme aber vergessen als ich nach einigen Minuten schon anfing zu schwitzen. Schweißperlen bildeten sich bereits auf meiner Stirn, und dieses eklige Gefühl von kalter-Wärme sog durch meinen gesamten Körper. Ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren. Ich lief immer tiefer in den nüchternen Wald hinein den ich völlig durchqueren musste.
Schnell verfingen sich meine Gedanken wieder an die letzten Jahre, abseits von allem zu leben machte es einem nicht immer leicht sich auf das Heutige zu konzentrieren. Manchmal wagte ich es an einen Tag zu denken an dem ich mich kein einziges mal fragen würde, ob heute alles glattgeht. Womöglich eine Utopie.
Obwohl alles schon so weit hinter mir lag, würde ich womoglich nie aufhören mir sorgen zu machen.
Da tauchte auf schon mein Ziel auf, ich wurde besser. Ich hielt an und stützte die Hände auf meine Knie um mir eine kurze Pause zu gönnen. Meine Schwester Mnemosyne kam nach draußen mit einem riesigen Berg feuchter Wäsche in den Händen. Er schien viel zu schwer für ihre schlanke Form. Auch heute war ihr kupferfarbenes Haar hoch zusammengebunden. Die lilane Jumpsuit die sie trug bildete einen ziemlichen Kontrast zu ihrer hellen Haut. Meine Schwester sah aus wie eine Prinzessin aus einem Märchenbuch.
"Hallo Schwesterherz." Begrüßte sie mich freundlich und zeigte mir eines ihrer wunderschönen Lächeln. Ich grinste zurück, immer noch außer Atem. Sie fing an ihre Wäsche an einem langen Seil aufzuhängen das zwischen ihrer Hütte und einem nah liegendem Baum ausgedehnt war. Ich ging zu ihr und machte es ihr nach.
"Und, wie hast du geschlafen ?" Fragte sie mich bedrückt. Stirnrunzelnd antwortete ich ihr so ruhig wie möglich, damit sie keinen Verdacht schöpft.
"Alles okay." Alles okay? Was sollte dass den für eine Antwort? Verfluchte ich mich selbst.
Ich versuchte mich noch an einem kleinen Lächeln, doch ohne Erfolg. Mnemosyne bemerkte meine Zögerlichkheit leider sofort, und sah mich mit einem eindringlichen Blick an. Ich versuchte so zu tun als ob ich es garnicht mitbekommen hätte, denn in Wahrheit hatte ich durchaus schlecht geschlafen, und das bedeutete nichts Gutes.
Es ist schon lange her das mich eine Art Vision in einem Traum heimgesucht hatte, doch als es das letzte mal vor zwölf Jahren passierte, als ich gerade mal fünf Jahre alt war, kam der Tag an dem unsere Mutter ums Leben kam. Aber in den letzten Jahren hatte ich öfters seltsame Träume gehabt und häufig spärlich geschlafen, und trotzdem war nichts passiert. Aber so hatte ich schon seit heute Morgen ein sehr schlechtes Gefühl im Magen und kam deswegen nach dem Aufwachen sofort hierher.
Zwölf Jahre sind meine Schwester und ich jetzt schon auf der Flucht vor dem Vernichter. Der, der unsere Mutter ermordet hat.
Ich errinere mich noch gut, als ich klein war erzählten wir uns oft Geschichten über einen Mann der bekannt wurde für den Mord an einem hohen General unserer Königlichen Garde, der eigentlich als unantastbar gallt. Laut den Gerüchten darmals war der Vernichter ein Kopfgeldjäger. Als er dann plötzlich in unserem Dorf auftauchte, in unserem Haus einbrach und kaltblütig unsere Mutter ermordete... diese Bilder, dieses Gefühl, das werde ich nie vergessen.
DU LIEST GERADE
Die Legende der Auserwählten
FantasyDie junge Elohopea ist seit dem Tod ihrer Mutter auf der Flucht, aber ihr Schicksal sollte ein ganz anderes werden. Als eines Tages plötzlich eine geheime Organisation sie von ihrem vorherigem Leben entreißt, wird ihre Realität auf den Kopf gestellt...