34. Kapitel - Henry

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Ich hatte mich schon lange nicht mehr rausgeschlichen und mir das Auto ausgeliehen, um zu einer Party zu fahren. Und eigentlich hatte ich auch gar nicht vor gehabt, mich zu einer Party zu schleichen.

Doch dann hatte ich von Jason erfahren, dass Cory wohl Erinna mitbringen wollte. Und obwohl ich meinem besten Freund voll und ganz vertraute, hatte ich ein ungutes Gefühl.

Vor allem weil die Party nicht einfach bei irgendwem Zuhause war, sondern irgendjemand aus dem Basketballteam die glorreiche Idee hatte, dass die Party im alten Freibad stattfinden sollte.

Also hatte ich mich kurzerhand aus dem Haus geschlichen und mir Dads Auto ausgeliehen. Und jetzt stand ich auf dem Parkplatz vor dem alten Freibad und rang mit mir selbst.

Es war bescheuert, dass ich das dringende Bedürfnis hatte sicher zu gehen, dass es Erinna gut ging. Ich kannte sie kaum und uns verband nichts.

Nur diese Hütersache...

Ich stieg aus dem Auto und schon hörte ich die laute Musik aus dem Freibad und ich glaubte sogar das Flackern von Flammen zu sehen.

„Gott, die sind so bescheuert...", murmelte ich und ging zum Haupteingang. Das Tor war aufgebrochen und vorsichtig zwängte ich mich hindurch.

Das gesamte Gelände war voll von Schülern, die lachend und grölend herumtanzten und sich mit Dosenbier volllaufen ließen. In den stillgelegten Becken brannte ein Feuer und ich seufzte. So bescheuert konnten die doch gar nicht sein.

„Henry! Oh mein Gott du bist echt hier!" Kaden fiel mir quasi um den Hals und ich brachte ihn auf Abstand, weil er so nach Bier stank, dass allein der Geruch dafür ausreichte, jemanden betrunken zu machen.

„Du warst soooo ewig nicht mehr auf ner' Party", fügte er lallend hinzu und führte mich tiefer ins Freibad.

„Wer kam auf die dumme Idee, die Party hier zu feiern? Wir dürften gar nicht hier sein", sagte ich und Kaden lachte.

„Du klingst wie so ein Erwachsener. Mach dich locker, trink ein Bier und... hey Cory da seid ihr ja!" Kaden stolperte los und begrüßte Cory und dann Erinna, die irgendwie nervös neben Cory stand.

Kaden sagte irgendwas, was Cory zum Lachen brachte und dann legte er den Arm um Erinna und sie lächelte schüchtern. Ich wandte mich ab und suchte Jason.

Ich fand ihm im Becken, wo er mit ein paar Jungs am Feuer stand und redete. Dabei hielt er eine Bierdose in der Hand. Kurzerhand sprang ich runter in das Becken und ging zu ihm

„Hey Jungs", sagte ich und Jason sah mich überrascht an.

„Henry, welch seltener Anblick", gab Jason erfreut zurück und lächelte.

„Jo Kumpel, willst du auch ein Bier?", fragte George und hielt mir bereits eine Dose hin. Ich schüttelte den Kopf.

„Ich muss noch fahren und ich denke, ich bleibe auch gar nicht so lange. Ich wollte euch nur zu dem Sieg beim Spiel gratulieren", log ich und sah mich unauffällig nach Cory und Erinna um.

„Hey, kannst du mich vielleicht später mitnehmen? Es sind nur echt wenige mit Auto hier und es wird super schwer irgendwie nach Avaglade zurückzukommen", sagte George und ich seufzte.

„Ich bleibe nicht lange, also müsstest du mitkommen, wenn ich abhauen will", gab ich zurück. George verdrehte die Augen und warf seine leere Bierdose in Feuer.

„Bist du bescheuert?", fragte ich genervt, da die Flammen kurz hoch aufloderten, aber er wandte sich ab und ging zu einer Gruppe von Jungs. Jason seufzte.

„Er ist ein Idiot. Also, wieso bist du wirklich hier?", fragte er und nahm einen Schluck von seinem Bier. Ich schnaubte.

„Sagte ich doch... Glückwunsch zum Sieg und ihr sagt doch immer, dass ich öfter mal zu einer Party kommen soll", sagte ich und Jason sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ich glaube dir das nicht, aber okay. Du wirst schon wissen, wieso du hier bist. Alles in Ordnung Kumpel? In letzter Zeit bist du ziemlich abwesend", gab er zurück und sah mich besorgt an. Ich seufzte.

„Eigentlich ist nicht alles in Ordnung. Es gibt ein paar Dinge die mich belasten aber... ich will nicht wirklich darüber reden. Tut mir leid", sagte ich und Jason nickte.

„Hey, schon okay. Wenn du nicht darüber reden willst, ist das in Ordnung. Aber wenn du deine Meinung ändern solltest, dann bin ich für dich da Kumpel", sagte er und ich lächelte.

„Danke Jason", gab ich zurück und seufzte. Jason nickte und gab mir einen leichten Stoß gegen die Schulter.

Ich sah mich wieder nach Cory und Erinna um, die nicht weit von uns entfernt standen und sich küssten.

„Ich glaube ich verschwinde", sagte ich an Jason gewandt und er nickte.

„Klar, war cool, dass du dich blicken lassen hast. Bis Montag dann", antwortete er und prostete mir mit seinem Bier zu. Ich lächelte kurz und ging dann zur Leiter.

Gerade als ich zum Ausgang wollte, hielt Kaden mich auf, indem er den Arm um meine Schulter legte.

„Hey, du verpisst dich doch nicht etwa schon? Komm schon Alter, du warst nicht einmal eine halbe Stunde hier!", sagte er und ich löste mich von ihm.

„Sorry, ich muss wirklich los. Mir ist auch nicht wirklich nach Feiern zumute", sagte ich und Kaden sah mich an.

„Komm schon Henry. Bleib noch wenigstens bis eins! Du kannst nicht immer nur zuhause rumsitzen. Wie willst du denn mal wieder ein Mädel abbekommen? Glaub mir, du brauchst eine Freundin! Sieh dir Cory an", sagte Kaden und zerrte mich zurück zum Becken.

„Er hat heute mega gut gespielt und weißt du wieso? Weil seine neue Freundin auf der Tribüne saß und ihn angefeuert hat. Ich wette du bist auch wieder besser drauf, wenn du eine neue Freundin hast. Hey... Ich stell dich Jessica vor okay? Du kennst sie zwar, aber..."

„Kaden, ich will keine Freundin. Ich habe auch keine Zeit für eine Freundin und... mir geht es super okay? Ich muss morgen nur sehr früh aufstehen. Tut mir leid", sagte ich und schaffte es endlich Abstand zwischen uns zu bringen.

„Na gut, dann hau halt ab. War trotzdem cool, dass du da warst", sagte Kaden und grinste. Ich nickte, wandte mich ab und verließ das Freibad.

Avaglade - Die Hüter von Lavandia (Buch 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt