Kapitel 12

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David

,,Und Burkhart war mit unserer Abwesenheit wirklich einverstanden?'', hakte ich nochmal nach.

,,Ja Mann. Er sagte, er übernimmt bis Montag."

Ich nickte, während Giuseppe das Radio wieder aufdrehte. Die alte Blechbüchse, in der wir mit 120km/h über die A63 tuckerten, besaß keinen Aux-Anschluss, sodass unsere Spotify-Playlist keine Chance hatte, uns zu unterhalten. Stattdessen mussten wir uns dem Mainstream hingeben, der mal gute und mal schlechte Songs parat hatte. Der alte Opel war scheisse unbequem. Ich saß in der Mitte der harten Rückbank, weil der bullige Amir seinen Sitz bis aufs Maximum nach hinten verstellen musste. Zwar war Giuseppe, wie fast jeder Italiener, eher klein, doch auch hinter ihm konnte ich mit meiner Größe von 1,88m nicht sitzen, ohne dass es meine Knie fickte.

Genervt starrte ich aus dem Auto. Von der über zwei Stunden Fahrt hatten wir bereits die Hälfte geschafft, was mich erleichterte, denn meine Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer. Und aufs Neue fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Reiste ins Saarland, nur um mich lächerlich zu machen ... Ja, ich liebte Nova. Nie zuvor hatte ich eine Frau auf diese Art und Weise geliebt. In der viel zu kurzen Zeit, die wir miteinander hatten, war ich ihr gnadenlos verfallen. Sie sah anders aus als alle anderen Frauen und sexuell passten wir zusammen wie die Faust aufs Auge, doch unsere Leben ähnelten sich kein bisschen. Eigentlich war es von vornherein klar gewesen, dass das mit uns nicht funktionieren konnte. Nova war es klar gewesen, und doch hatte ich nicht aufgehört, sie zu umwerben. Ich vermutete, gerade weil wir auf eine Art so gleich und doch so unterschiedlich waren, zogen wir uns an.

Steht man nicht immer auf das, was man nicht hat, oder was man nicht kennt?

Ein Knall ließ mich plötzlich erschrocken zusammenzucken, während ein Ruck nach links mich gegen die Autotür schleuderte.

,,Alter, was geht denn bei dir?! Verdammt, du fährst gleich in die Leitplanke!'', brüllte ich Giuseppe an, während ich entsetzt das immer näher kommende Stahl anstarrte.

,,Ich kann nichts dafür! Der Wagen zieht nach links!'', verteidigte sich mein Kumpel aufgeregt.

,,So eine Scheiße!'', fluchte Amir, der den Haltegriff über sich fest gepackt hielt und sich angespannt in den Sitz drückte.

,,Du musst gegen lenken! Der verdammte Reifen ist geplatzt!''

Und wieder regte ich mich auf, dass wir nicht mit dem M5 gefahren sind, oder dass ich nicht am Steuer dieser alten Blechbüchse saß ...

,,Okay, okay, ich lenke gegen! Ist aber gar nicht so einfach, bro!''

,,Setz den verfickten Blinker und mach dass du auf den Standstreifen fährst!'', brüllte Amir.

,,Ja Mann, bin dabei!''

Der Wagen, welcher ohnehin schon am Klappern war, rüttelte von der linken über die rechte Spur bis auf den Standstreifen, wo Giuseppe sofort anhielt.

Zornig schlug Amir seine Tür auf, doch anstatt seinen Sitz nach vorne zu klappen, um mich aussteigen zu lassen, knallte er die Tür wieder zu. Aufgebracht warf ich die Arme in die Höhe und hämmerte gegen die Scheibe, denn auch Giuseppe war bereits ausgestiegen. Trotz der prekären Lage, fingen die beiden Spastis plötzlich dämlich zu lachen an, als sie mich wütend im Auto gestikulieren sahen.

Kurz darauf ließ Giuseppe mich schmunzelnd raus.

,,Das war so klar, dass wir mit dieser alten Rotzkarre eine Panne haben werden! Wir hätten den M5 nehmen sollen!'', maulte ich und trat gegen das Auto, natürlich mit meinem verletzten Fuß. Ich maulte noch lauter!

Klick Klick Boom! Alles SchwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt