Kapitel 13

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David

Der Wecker klingelte tatsächlich um sechs Uhr morgens. Ich war sofort wach, denn ich hatte unruhig geschlafen. Stundenlang hatte ich aufgekratzt im Bett gelegen und Nova in ihrem beigefarbenen Mantel vor Augen gehabt. Ich fragte mich, wie unser erstes Aufeinandertreffen wohl verlaufen würde ... Konnte ich mit einem glücklichen Wiedersehen rechnen? Oder sollte unsere Begegnung in einem schrecklichen Desaster enden? Viele verschiedene Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab und ließen mich einfach nicht zur Ruhe kommen.

,,Also, ich brauche erstmal einen doppelten Espresso!'', brummte Amir, ''In meinem Urlaub morgens um sechs aufstehen ... Das darf man echt niemandem erzählen!''

Giuseppe, der sich bereits fit wie ein Turnschuh seine Schiebermütze auf den Kopf setzte, lachte.

,,Digger, kriegst du! Wir sind auf dem Land! Hier gibt es bestimmt richtig viele Bäckereien, die schon geöffnet haben!''

Und so war es auch. Als wir das Gasthaus verließen und mit unserer Karre durch die leeren Straßen gurkten, hatten wir die Auswahl zwischen drei Bäckereien. Wir entschieden uns für die, die am weitesten von Nova's Wohnung entfernt war, damit kein unangenehmes Zusammentreffen zwischen dem Pisser Fabian und mir das kleine Örtchen erschütterte. 

Eingedeckt mit Espresso, Wasser und allerlei Essbarem von der Bäckertheke, saßen wir anschließend ein paar Häuser von Nova's Wohnung entfernt in unserer kleinen Blechbüchse und beobachteten Haus Nummer Elf der Borkenstraße, in der meine Aphrodite lebte. Wie ekelhafte, notgeile Spanner, begafften wir das gelb gestrichene Zweiparteiengebäude.

Stunde um Stunde verstrich. Zwar war es bei unserem Aufbruch bereits hell gewesen, doch hatte die Sonne zu diesem Zeitpunkt noch keine Strahlen durch die dicken, grauen Wolken werfen können. Nun schien sie allerdings grell vom Himmel herab und hatte mittlerweile ihren höchsten Stand erreicht. Ich drehte fast durch! Es war Freitag, doch der verfickte Volvo stand noch immer auf seinem Parkplatz und niemand hatte bis jetzt die Wohnung verlassen.

Hatte dieser Spasti frei? Oder vielleicht sogar Urlaub?

Der Gedanke, dass Nova und dieser Wichser schon den halben Tag in ihrer Bude waren und womöglich sonst was miteinander anstellten, machte mich ganz krank!

,,Ich geh jetzt mal an dem Haus vorbei'', meinte da Giuseppe entschlossen und öffnete seine Autotür.

,,Was?! Nein! Lass das! Was, wenn Nova genau in diesem Moment rauskommt und dich erkennt?!''

,,Ach was, bro! Ich trage eine Mütze über einer Glatze! Und guck, ich zieh noch meine Sonnenbrille auf. So wird mich Ginger niemals erkennen!''

,,Ich weiß nicht, Mann ...'', meinte ich und steckte mir nervös ne' Kippe an.

,,Keine Panik! Wir wollen doch wissen was abgeht, oder?!''

Wollte ich wissen, was abging? Mir wurde schlecht.

Doch dann war der durchgeknallte Italiener auch schon ausgestiegen und machte sich, die Hände in den Taschen seiner Jeans versenkt, gemütlich auf dem Weg an Nova's Wohnung vorbei. Gespannt beobachtete ich, wie Giuseppe Haus Nummer Elf immer näher kam, während Amir vor sich hin schnarchte.

Warum hatten wir diesen Bären überhaupt mitgenommen?!

Als Giuseppe auf Höhe von Nova's Zweiparteienhaus ankam, drehte er den Kopf kaum merklich zur Seite, um einen Blick in das untere Fenster erhaschen zu können. Dann ging er weiter, drehte wohl eine Runde um den Block und kam zehn Minuten später wieder bei uns am Wagen an. Grinsend stieg er ein.

,,Und?'', fragte ich und riss neugierig die Augen auf.

,,Also, sie wohnt definitiv in der Erdgeschosswohnung, denn ich habe sie durchs Fenster gesehen.''

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