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,,Entschuldigen Sie? Könnte ich mir vielleicht kurz Ihr Telefon ausleihen? Ich habe mich verlaufen und würde gern meinen Vater informieren.", fragte ich den schon etwas älteren Herren.
,, Tut mir leid Liebes, aber ich habe kein Telefon. Nur ein Festnetz. Wenn du willst kannst du mit zu mir kommen, meine Wohnung ist gleich um die Ecke, da kannst du dann vom Festnetz aus deinen Vater anrufen.", entgegnete er mit einem mitleidigem Blick.
,, Schon in Ordnung. Es wäre auch passend wenn sie mir den Weg bis zum Café Alsterwiesen beschreiben würden.", erklärte ich verständnisvoll.
,,Oh, da muss ich dich leider auch enttäuschen, denn ich bin erst vor kurzem hierher gezogen."
,,Nein nein, ist schon in Ordnung. Trotzdem danke für Ihre Hilfe."
,,Wie gesagt ich könnte dir mein Festnetz anbieten."
,,Nein nein schon in Ordnung.", lehnte ich hastig ab.
Also so langsam wird das hier ein bisschen unangenehm und verdächtig.
Findest du nicht auch?
Jap, da sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung.
,,Na dann tut es mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen konnte. Schönen Tag noch und hoffentlich findest du bald nachhause.
Ich muss jetzt heim Tommy versorgen.", brummelte der Opi vor sich hin und wand sich ab zum gehen.
Moment mal Tommy.
Tommy der Hund?
Oder eine Katze?
Hatte er vielleicht den Hund entführt und nach Hamburg verschleppt?
Er meinte vorhin doch, er sei vor Kurzem erst hierher gezogen.
Nein, Raja, tu es nicht!
Was wenn es nur seine Fliege ist oder sein Schaf, was weiß ich. Aber bitte lass deine Detektivnase da raus. Wir sollten jetzt ersteinmal nachhause finden und von da aus kannst du die Polizei verständigen, die deinem Verdacht nachgehen können.
Ja, schön.
Aber ich finde man sollte jetzt sofort eingreifen.
Was ist wenn er ihn heute schon verkauft oder was auch immer mit ihn macht, dann ist es vielleicht schon spät.
Und außerdem müssen wir der Polizei ersteinmal beweisen, dass sich hier wirklich der Hund Tommy aufhält und nicht wie du gesagt hast; ein Schaf oder ein Kater.
Trotzdem ist es besser du hältst dich da raus wir brauchen nicht noch mehr Probleme.
Doch ich hörte nicht mehr zu.
Wenn hiermit wirklich Tommy gemeint war, musste ich ihm helfen.
Das hier war meine einzige Chance ob ich wollte oder nicht.
,,Entschuldigen Sie, ich habe mich doch umentschieden. Ich würde doch Ihr Festnetztelefon benutzen wollen.", rief ich und eilte dem alten Mann hinterher.
,,Na dann, werde ich dich nicht darin hindern. Schön, dass du dich umentschieden hast. Die Gegend hier ist nicht ganz sicher und wir wollen ja nicht, dass dir etwas passiert. Meine Wohnung ist gleich um die Ecke. Siehst du es, da vorn das rote Backsteinhaus?", meinte er und zeigte auf das besagte Haus.
,,Ja.", antwortete ich und merkte wie mein Puls in die Höhe schoss.
War die Entscheidung, die ich getroffen hatte richtig?
Nein, natürlich nicht! Du reitest dich in deine Probleme förmlich hinein. Wie kann man nur so naiv sein.
Weißt du was er mit dir anstellen könnte?
Hat man dir als Kind nichts beigebracht?
Doch, natürlich.
Ständig und tagtäglich der selbe Satz:
,,Gehe nicht mit fremden Menschen mit! Egal ob sie einen Lolli oder einen Welpen locken."
Oder
,,Steige nicht zu fremden Leuten ins Auto."
Und was machte sie hier?
Genau!
Das Gegenteil.
,,So wir sind da, die Treppe hoch links.", meinte der Opi, als er die Haustür aufschloss.
Noch hatte ich Zeit mich umzudrehen und zu gehen.
Nein, wenn wir uns andauernd umentscheiden stehen wir erstens blöd da uns zweitens würde ich nie erfahren wer Tommy ist.
Also trat ich ein und ging die Treppe hinauf.
Mir stieg ein unangenehmer Geruch in die Nase, aber das lag wahrscheinlich daran, dass dieses Gebäude alt war.
,, Hereinspaziert.", trällerte er und trat beiseite, sodass ich in seine Wohnung gehen konnte.
Ein extremer Geruch von gekochten Blumenkohl (zumindest vermutete ich das es Blumenkohl war) stieg mir in die Nase.
,,Schuhe kannst du anlassen."
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch meine Sandalen trug.
,,W-Wo steht Ihr Telefon?", fragte ich ihn mit brüchiger Stimme.
Mist, jetzt bloß nicht einen Rückzieher machen.
,,Geradeaus durchgehen bis ins Wohnzimmer und dann links. Du kannst mich übrigens Karl nennen", erklärte Karl.
,,Ok.", gab ich ihm zur Antwort, da ich sonst kein Wort mehr herausbrachte, da jede Zelle in meinem Körper das Verlangen hatte zu fliehen.
Aber nicht jetzt!
Jetzt musste ich ersteinmal Tommy finden.
Ich schaute ab und zu mal links und rechts um Spuren von einem gestohlenen Haustier zu finden, aber bisher ergab meine Suche nichts.
Jetzt blieb nur noch das Wohnzimmer, wenn da keine Spuren von einem Tommy oder einem Festnetztelefon waren, würde ich ein gewaltiges Problem haben.
Ich ging in das Wohnzimmer, wo ein großes Sofa in braun mit Blumenmustern bestickt und zwei Sessel in der selben Farbe, vor einem großen Regal mit einem eingebauten Fernseher standen, an der rechten Wand, welche mit gelber Tapete eingekleidet war, hingen 20 Bilder, mit verschiedenen Menschen darauf zu sehen.
Wahrscheinlich seine Familie, vermutete ich, um mich zu beruhigen.
Zudem gab es ein Fenster mit weißen Spitzengardinen davor und drei vertrockneten Blumen auf der Fensterbank.
Links von mir befand sich eine kahle Wand mit einer Tür aus Stahl und einem Briefschlitz.
Mein Herz schlug höher.
Könnte er den Hund darin versteckt halten?
Wie brutal.
Ich ging zu der Tür und schaute durch den Briefschlitz.
Das Tageslicht reichte gerade so, um Umrisse erkennen zu können.
Was ich sah, ließ mich erschaudern.
Momentmal, wo ist überhaupt das Festnetz.
Jetzt wurde mir klar: Karl hatte gelogen.
Gerade als ich fliehen wollte hörte ich, wie Karl die Wohnungstür abschloss.
*Klack*
Ich saß in der Falle.

Raja auf Reisen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt