18.

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Ein warmer Sonnenstrahl berührte mein Gesicht und ich schlug die Augen auf.
Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und sah mich um.
Ich war in meinem Zimmer.
Somchai musste mich gestern Nacht hier hoch getragen haben.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es schon bereits 10 war.
Molly und Somchai mussten bereits wach sein.
Trotz meiner Müdigkeit erhob ich mich und trappelte die Treppe herunter zur Küche, wo Molly mich empfing.
,,Raja! Wie geht's dir? Hast du gut geschlafen?", Molly kam auf mich zu und betrachtete mich sorgvoll.
Molly wollte Ärztin werden, zumindest war das ihr derzeitiger Berufswunsch, weshalb ich es zuließ mich von ihr 'untersuchen' zu lassen.
Um ihre Frage zu beantworten nickte ich.
Damit schien sich Molly zufrieden zu stellen und lief in Richtung Kühlschrank.
,,Was möchtest du essen? Obwohl warte."
Molly hastete zwischen den Schränken umher, weshalb ich beschloss mich zu setzen.

Nach einer Viertelstunde werkeln stellte sie mir einen grandios aussehenden 'Pancaketeller' vor die Nase, danach begann sie die Küche aufzuräumen.
Molly hat das Zeug zur perfekten Frau.
Sie ist denen loyal gegenüber die ihr wichtig sind, sie kann kochen, putzen, campen... Was will man mehr?
Judy hatte recht.
Mit einem Lächeln im Gesicht betrachtete ich ihre Putzaktion, während ich mir nebenbei ihre lecker hergerichteten Pancakes aß.
,,Weißt du was?"
,,Hmm?"
,,Dein Opa hat es mir gestern ganz schön schwer gemacht. Ich musste ihm 100 Mal versichern, dass ich deine Eltern schon angerufen hätte und sie über den Vorfall informiert habe."
Vor Schreck blieb mir das Pancakestück im Hals stecken und ich bekam einen Hustanfall bis schlussendlich Molly zu mir eilte und auf meinen Rücken klopfte.
,,Keine Sorge. Er mir versichert, dass er sie nicht anrufen würde, da sie ja in ihrer 'Arbeitsphase' seien."
Erleichtert trank ich einen Schluck Wasser und stellte mein Glas neben die Spühle.
Sofort kam Molly angetrudelt und machte sich daran zu schaffen.
Hat die nen Putzzwang?
Ich schüttelte nur mit dem Kopf und ging hinauf um mich fertig zu machen.

Als ich wenig später die Treppe hinunter kam stand Opa Walter im Flur.
,,Opa!"
,,Hey meine Kleine. Na, wie geht's dir?"
,,Ganz gut, meinem Hals geht es schon etwas besser, ich hab ihn vorhin eingecremt."
,,Fühlst du dich also bereit für's Verhör?"
,,Ja.", antwortete ich nach einer Weile zögernd.
,,Super, na dann ab ins Auto mit dir."
,,Kommt Molly nicht mit?"
,,Ich bleib hier und halt Ausschau nach Tommy. Schließlich haben wir eine Mission zu erfüllen."
Sie stand im Türrahmen und zwinkerte mir zu.
Ich grinste sie an und war ihr insgeheim dankbar, dass sie unseren Ausflug nicht abgebrochen hatte und mich stet's unterstützte.
Was will man mehr?
Genau Judy.
Ich hatte wortwörtlich die UWBBBBFF-
Ok, reicht.
Lächelnd wunk ich ihr noch zum Abschied und stieg ins Auto.
,,Gudten Morgenn!"
,,Somchai!"
Ehrlich gesagt hatte ich mich schon gewundert wo er abgeblieben war, doch jetzt wusste ich es.
,,Bereidt für das grose Verhör?"
Er sah in den Rückspiegel und ich nickte ihm zu.

Nach einer halben Stunde Fahrt -die wir schweigend genossen- kamen wir an die Polizeistation in Rosenheim.
Wir traten ein und Somchai ging sofort an den Anmeldetresen, während mein  Opa mich in Richtung der Sitzplätze schob.
,,Wir sollen hier wardten.", teilte Somchai uns mit und setzte sich neben mich.
,,Ob Frau Stockel uns dann hereinrufen wird?", grunzte mein Opa in seinen Bart.
Somchai blickte mich verwirrt an.
Wahrscheinlich fragte er sich gerade wer diese Frau Stockel sei.
Ich winkte ab und symbolisierte ihm somit, dass dieser Kommentar unrelavant war.
,,Opa, du verwirrst ihn."
,,Was denn? Kennt er etwa nicht die Rosenheim-Cops?"
,,Nein."
,,Dann hast du was verpasst Somchai."
Mein Opa lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Ich tat es ihm gleich beziehungsweise ich wollte es, doch meine Aufregung ließ mir einfach keine Ruh.
Auf einmal merkte ich wie jemand meine Hand drückte.
Als ich die Augen öffnete sah ich auch wessen Hand es war.
Somchais.
Verwirrt blickte ich zu ihm.
Er nickte mir ermutigend zu, während er noch einmal meine Hand drückte.
,,So, Frau Schulze."
Wir wurden aufgerufen.
Nein, ich wurde aufgerufen.
Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich aufstand und mich nochmal nach den beiden umwandte welche mir ihre gedrückten Daumen präsentierten als wäre meine Befragung eine Art Prüfung.

Als ich den Raum betrat wurde ich positiv überrascht.
Es war Gott sei Dank keine der dunklen Verhörzellen, wie sie in den Filmen immer gezeigt wurden.
Der Raum war eine Art Büro beziehungsweise es war ein Büro.
Links neben mir befanden sich Schränke befüllt mit Ordnern und künstlichen Pflanzen. Angrenzend an den Schränken befanden sich zwei riesige, überfüllte Schreibtische.
Und vor jeweils jedem Schreibtisch befanden sich zwei Stühle, allerdings wurde ich gebeten mich auf die -von mir aus rechts stehenden- Sessel zu setzten, welche sich im Kreis um einen gläsernen Tisch befanden.
,,Möchtest du etwas trinken?"
,,Wasser."
,,Alles klar."
Sie goss Wasser in mein Glas und stellte es vor mir ab.
Ich ergriff es und trank einen Schluck daraus während ich erneut das Zimmer betrachtete.
So langsam hatte ich das Gefühl als würden die Wände mich einengen.
,,Frau Schulze, sie sehen ja kreidebleich aus. Soll ich Ihnen eine Schüssel bringen?"
Ich schüttelte den Kopf.
Im selben Moment öffnete sich die Tür und eine Polizistin trat ein.
,,Ah Frau Zuck, da sind sie ja.", die Frau begrüßte die Polizistin und hastete zur Kaffeemaschine gegenüber von uns.
,,Raja, ich hoffe Sie erinnern sich noch.", sie streckte mir die Hand mit einem schiefen Lächeln entgegen.
Ich nickte.
,,Leider haben wir uns unter nicht so schönen Umständen kennengelernt, um die es sich heute auch handeln soll. Im Vorraus möchte ich sie informieren, dass sie jeder Zeit dieses Gespräch abbrechen können. Wir werden unser vollkommenes Verständnis Ihnen gegenüber haben falls Ihnen die Fragen zu unangenehm werden."
Erneut begann ich zu nicken.
Schon schnappte sich die Polizistin ihren Notizblock während die Frau Frau Zucks  Kaffeetasse auf den Tisch stellte.
Nun wurde es ernst.
Raja, ich will ja nichts sagen und dich auch nicht entmutigen aber mir ist schlecht.
Schnell erhob ich mich und sah mich nach der nächstgelegenen Möglichkeit um mein Frühstück zu befreien.
Erneut.
Wie damals.
Da: ein Blumentopf.
Ich stürzte auf ihn zu.
Währenddessen war die Polizistin aufgesprungen und zu mir geeilt.
Tröstend streichelte sie mir den Rücken.
Die andere Frau war herausgeeilt und kam mit Opa und Somchai zurück, welche nun ebenfalls zu mir eilten.
Ich viel einen von Ihnen in die Arme und begann in trostloses Geheule auszubrechen
,,Schhh, Raja. Isdt schon ok."
Ich merkte wie jemand begann beruhigend meinen Rücken zu streicheln und ein Gefühl der Geborgenheit überkam mich.
Schon nach einigen Minuten der Stille löste ich mich und sah Somchai dankbar in die Augen.
Die Frau reichte mir ein Taschentuch.
Auch mein Opa und Frau Zuck kamen herein.
Anscheinend wahren sie kurz herausgegangen.
,,Komm Raja, wir fahren Heim."
,,Aber Opa. Ich bin jetzt bereit auszusagen. Schließlich bin ich nicht umsonst hierhergekommen."
Der Mut hatte sich neu erfasst und ich begab mich zurück auf meinen Sessel.
Auf dem Glastisch weilte immernoch mein Wasserglas.

Raja auf Reisen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt