*Knarks*
,,Psst, du bist ja so laut wie ein Elefant auf Trockenholz.", zischte ich Molly zu, während wir versuchten uns aus dem Haus zu schleichen.
Es war 2 Uhr Nachts und meine Eltern schliefen, jedoch konnte man sich nicht darauf verlassen, dass meine Mutter tief und fest schlief.
Ihr Schlaf war so leicht, dass sie bereits ein Kichern im gegenüberliegenden Zimmer wach riss.
,,Sorry.", raunte Molly mir zu.
Ich nickte nur.
Es war für uns beide das beste nicht miteinander zu reden.
Nicht bevor wir außer Hörweite waren.
Somit gingen wir die Treppe weiter hinunter und versuchten so wenig wie möglich Geräusche mit unserem Gepäck zu verursachen.
Wir beschlossen mehrmals zugehen, um nicht auch noch vor lauter Anstrengung die Koffer zu verlieren.
Ich war deshalb froh, dass wir eine lautlose Treppe hatten.
Was für ein Glück aber auch.
Zufälle gibt's...*Klack*
Vorsichtig Schloss ich unsere Haustür auf und wir verstauten unsere erste Ladung Gepäck gut versteckt hinter einem Busch.
Die Nacht war kühl und klar, sodass man die Sterne an dem wolkenlosen Hinmel ohne Probleme betrachten konnte.
Wir gingen zurück um die nächste Ladung Gepäck zu holen.
Vorher achteten ich aber darauf einen Türstopper zwischen die Haustür und den Türrahmen zu legen.
,,Was macht ihr denn hier?"
Ich verharrte.
Oh oh, nicht gut. Ihr wurdet ertappt.
So schien es.
,,Äh, ich wollte mir etwas zu trinken holen, jedoch habe ich nicht die richtige Teesorte gefunden und musste Raja wecken, damit sie mir hilft.", log Molly, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
,,Ah ok. Und warum ist dann die Tür offen?"
Geschockt drehte ich mich um.
Sie stand tatsächlich offen und war nicht angelehnt, wie ich es geplant hatte.
Anscheinend hatte der Wind sie geöffnet.
,,Ich wollte frische Luft holen, während der Tee kocht, deshalb war Raja so nett und hat mir die Tür geöffnet. Natürlich haben wir uns dafür extra warm angezogen", meinte Molly, und zeigte auf unsere Straßenklamotten.
,,Aha ok, macht dann aber wieder zu, es wird kalt. Molly, was willst du denn für Tee?", meinte mein Vater nur und meine Anspannung verschwand so wie sie gekommen war.
Molly ist echt gut im herausreden.
Das stimmt, wusste ich gar nicht.
,,Einen Fencheltee bitte." , antwortete Molly und schien ebenso erleichtert zu sein, wie ich.,,Also dann, macht nicht mehr so lange. Diesmal drück ich noch ein Auge zu.", meinte mein Vater, nahm seinen Satz wortwörtlich und zwinkerte uns zu, verschwand dann aber zu unserem Glück im Bett.
Wenige Minuten später konnten wir ein Schnarchen, aus dem Schlafzimmer meiner Eltern, vernehmen.
Wir schlichen uns wieder hoch in mein Zimmer,holten das fehlende Gepäck und ich hinterließ meinen Eltern eine Nachricht -wir wären campen gegangen zu Mollys Großcousine- danach machten wir uns vollbepackt auf den Weg zur Haltestelle.
Molly und ich hatten am Abend gemeinsam einen Plan gemacht, um Tommy schnellstmöglich zu finden und zurückzukehren als wäre nichts gewesen und wir wären nur campen gewesen.
Und weshalb habt ihr nicht einfach deine Eltern gefragt ob ihr campen gehen dürft?
Weil sie unseren Standort hätten wissen wollen und die Nummer von dieser Großcousine hätten haben wollen.
Außerdem überlassen sie nicht irgendjemand Fremden die Aufsichtsflicht.
Auch wieder wahr.
,,Bor ist das schwer.", beklagte sich Molly.
,,Du musstest ja auch unbedingt einen Rucksack, ein Zelt und zwei Koffer mitnehmen.", warf ich ihr vor.
,,Ja, man muss eben auf alles vorbereitet sein."
,,Jaja, komm. Sonst verpassen wir unsere Bahn."
Am Vorabend hatten wir die Fahrzeiten unserer Züge verglichen und festgestellt, dass wir uns beeilen mussten, wenn wir rechtzeitig losfahren wollen und nicht noch eine Stunde warten wollten.
Wer weiß wie viel Verspätung sie hat.
Das wollen wir mal nicht hoffen.*Knacks*
Ich blieb stehen, wobei Molly fast auf mich fiel.
,,Au- Mensch Raja! Du kannst doch nicht einfach mitten im Weg stehen bleiben."
,, Tut mir leid, ich dachte nur- egal, weiter geht's", meinte ich während ich mich nocheinmal umsah, um zu versichern, dass uns niemand folgte.Wir warteten eine Weile bis unsere Bahn kam und wir am Hauptbahnhof ankamen, dennoch schafften wir alles ohne Zwischenfälle.
,,Komm Molly schneller sonst verpassen wir unseren Zug!", rief ich ihr zu und wedelte mit den Tickets, die wir soeben gekauft hatten, in der Luft herum.
,,Jaja, lauf schonmal vor. Ich muss noch-"
,,Nein! Du kommst jetzt mit. Was auch immer du machen wolltest, mach es im Zug. Wir haben schließlich 6 Stunden Zeit.", rief ich verzweifelt, da ich mir nicht mehr sicher war, ob wir den Zug noch schaffen würden.
,, Ok, komm ja schon."
Endlich kam sie, so gut sie konnte, mit ihrem Gepäck angerannt.
Wir rannten weiter und schafften es in letzter Sekunde noch in den Zug.
,,Puh, jetzt muss ich mich ersteinmal hinsetzen.",schnaufte Molly und machte sich mit ihrem Gepäck auf den Weg zu einem freien Sitzplatz.
Ich folgte ihr und wir fanden einen freien, gemütlich-aussehenden Sitzplatz am Ende des Abteils, dort halfen wir uns gegenseitig beim Verstauen des Gepäcks und machten es uns gemütlich.
Molly döste sofort in ihrem Kissen- und Deckenhaufen ein, während ich mir ihr Handy auslieh, um meinen Opa anzurufen und zu sagen, dass ich ihn mit meiner besten Freundin besuchen würde.
Zum Glück ging er ans Telefon, denn auch wenn es kurz vor 3 war, wusste ich, dass er einen leichten Schlaf hatte.
,,Hallo?"
,,Hallo! Ich bin es deine Enkelin Raja.", sagte ich laut und deutlich, da er schwerhörig geworden war.
Ich fühlte mich auch schlecht, ihn aus den Schlaf gerissen zu haben, da ich wusste, dass ältere Menschen wenig schliefen oder einen schlechten Schlaf hatten.
Doch wir brauchten eine Bleibe, wo wir schlafen konnten.
Denn Molly und ich wollten nicht unsere gesamten Ersparnisse ausgeben und sparen wo es möglich war.
,,Ach du bist es. Warum rufst du denn so spät an?"
,,Ich wollte dich besuchen kommen heute, aber mit einer Freundin, nicht mit meinen Eltern. Sie wollten eine Woche für sich allein haben, deshalb hatte ich vorgeschlagen ich könnte dich besuchen kommen. Sie haben zugestimmt unter einer Bedingung."
,,Und die wäre?"
,,Ich müsste mich melden wenn angekommen bin und wenn ich abreise, den Rest der Woche soll ich mich nicht melden. Ich glaub sie wollen so eine Art zweite Flitterwoche machen.", log ich.
,,Das klingt ja vernünftigt, dass haben deine Eltern auch dringend nötig."
,,Supi, ich und Molly, meine Freundin, sitzen gerade im Zug Richtung München. Wir sind in ungefähr 5½ Stunden da, könntest du uns abholen?"
,,Ich würde gern, aber ich sitze im Altersheim fest. Ich kann aber jemanden besorgen der euch abholt."
,,Oh, in Ordnung. Wir können auch einfach bei deiner netten Nachbarin von früher wohnen. Weißt du noch Tante Patty? So hab ich sie immer genannt.", meinte ich.
,,Sie ist letztes Jahr im November verstorben. Schlaganfall."
Bitte was!? Und das erzählt uns keiner?
Glaub mir Judy, ich bin genauso erschüttert wie du.Ich besprach noch einige Dinge mit meinem Opa, bis ich endlich auflegte, Mollys Handy verstaute und ich schlussendlich zufrieden einschlief.
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Raja auf Reisen
AdventureFeind oder Freund? Wem darf ich trauen und wem nicht? Das fragt sich auch Raja, ein 15-jähriges Mädchen, was beschließt sich auf die Suche nach einem entflohenen Golden Retriever, namens Tommy, zu machen als sie sieht, dass eine große Geldsumme auf...