Kapitel 14: Ewige Freundschaft

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Eine Weile lang starrten sie sich nur an. Keiner bewegte nur einen Muskel und sie bemerkte auch, wie sie die Luft anhielt. Zoey hatte sie zweifellos erkannt, ihre Augen waren ganz geweitet und Scarlet meinte sogar, ihre Unsicherheit und Angst spüren zu können. Hatte sie Angst vor ihr? Sie wusste doch, dass sie ihr niemals etwas antun könnte. Plötzlich wurde sie von ihr am Handgelenk gepackt und auf die Beine gezogen, wo sie direkt in ihre Augen sah und schliesslich in einer Umarmung landete. "Ich wusste doch, dass du niemals eine von denen sein könntest!", hörte sie Zoey glücklich rufen und sie meinte sogar ein Schluchzen zu vernehmen. "Aber... Ich dachte, du wärest wütend auf mich, weil ich dich die ganze Zeit angelogen habe.", brachte sie nur hervor. Zoey löste sich wieder von ihr und wischte die Freudentränen von ihrer Wange weg, ehe sie ihr in die Schulter boxte. "Anfangs war ich das auch, aber später ist mir klar geworden, dass du keine Wahl hattest. Ausserdem bist du doch meine beste Freundin. Da vertraut man sich gegenseitig." Scarlet spürte, wie auch ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie war auf alles gefasst gewesen, aber mit dieser Reaktion hatte sie wirklich nicht gerechnet.

Sie wurde angerempelt, als eine Gruppe von Menschen an ihnen vorbei wollte. "Ich glaube, wir sollten uns einen anderen Ort suchen, wir blockieren ziemlich den Durchgang.", meinte sie daraufhin. "Da wüsste ich was." Wieder wurde sie am Handgelenk gepackt und durch die Gänge gezogen. Zugegeben, fühlte sie sich etwas unsicher, einerseits weil sie keine Orientierung hatte, andererseits kehrte wieder dieses schlechte Gefühl zurück, das sie bei Menschen verspürte, doch sie zwang sich dazu, es zu ignorieren. Jetzt war definitiv der falsche Moment dafür. Tatsächlich verschwand es nach einer Weile und sie liess sich weiterhin durch das verschlungene Netzwerk aus Gängen ziehen, bis sie an einer Metalltür ankamen, die Zoey mit einem Schlüssel öffnete. Ein eisiger Wind schlug ihr entgegen und sie folgte ihr ins Freie. Sie kamen aus einer Felswand und marschierten in einen Wald hinein. Nach einer Weile blieb Zoey einfach stehen und drehte sich zu ihr um. "Hier wird uns keiner mehr stören." "Kommst du öfters hierher?" "Ehrlich gesagt schon. Erinnert mich irgendwie an den Wald in dem wir früher immer gespielt haben." Sie setzte sich hin, was Scarlet ihr gleich tat.

"Ich wette, du willst wissen, wie ich hierher gekommen bin, oder?", fragte Zoey darauf, worauf sie nickte. "Erzähl ich dir auch gleich, aber zuerst will ich wissen, wie du in deiner Tiergestalt aussiehst. Das kannst du doch, oder?" Irgendwie hatte sie das erwartet, aber an Zoey's Stelle hätte sie das auch sehen wollen. "Also gut, aber nicht erschrecken, ja?" Zoey nickte nur und sah sie gespannt an. Scarlet hoffte nur, dass alles mit der Verwandlung funktionierte. Zwar hatte sie das Problem behoben, aber etwas unsicher war sie sich doch. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihr Aussehen. Das Ziehen erschien, doch es wurde nicht schlimmer. Es lief wieder so ab, wie es sollte, was sie erleichtert ausatmen liess. Sie hörte Zoey erschrocken aufatmen und öffnete wieder die Augen. Sie sass als Gepard vor ihr und stellte kurz sicher, dass sie sich auch vollständig verwandelt hatte, was glücklicherweise der Fall war. "Und? Was meinst du?", fragte sie Zoey unsicher, die etwas bleich aussah, dann aber den Kopf schüttelte und sie dann an der Nase an stupste. "Du kannst ja reden." "Natürlich kann ich das!" Sie fuhr sich mit der Vorderpfote über die Nase. "Aber du hast meine Frage nicht beantwortet." Zoey stand auf, lief einmal um sie herum und betrachtete sie von allen Seiten. "Das ist unglaublich! Kannst du so auch laufen?" "Wieso sollte ich das nicht können?" Zum Beweis stand sie auch auf und lief ein paar Schritte. "Am Anfang war das etwas mühsam, aber mittlerweile habe ich keine Probleme damit." Zoey war immer noch fasziniert und strich ihr über den Kopf.

"Kein Wunder warst du immer schneller als ich!", meinte sie plötzlich, "Du hast geschummelt!" "Was? Da wusste ich noch nicht, dass ich so etwas kann!", verteidigte sie sich. Zoey boxte ihr wieder spielerisch in die Schulter. "Als ob. Ich wette, du bist gar nicht mal so schnell." "Ist das eine Herausforderung?" Zoey sagte nichts mehr, sondern eilte ein paar Schritte voraus und streckte ihr die Zunge raus, ehe sie weiter rannte. Scarlet nahm die Herausforderung an und eilte ihr hinterher, rannte aber nicht mit ihrer Höchstgeschwindigkeit, da sie Zoey nicht noch verletzen wollte. Nach ein paar Sekunden hatte sie sie eingeholt und umgestossen, so dass sie beide lachend zu Boden fielen. "Hab dich.", sagte Scarlet und stieg von ihr runter. "Gut, ich nehme das mit deiner Geschwindigkeit zurück. Aber ich muss zugeben, dass deine Gestalt etwas angsteinflössend ist. Immerhin bist du gerade ein Raubtier mit scharfen Zähnen, Krallen und allem was dazu gehört." Sie stand auf und klopfte sich den Dreck von den Kleidern. "Ich würde dich aber nie verletzen wollen!", sagte Scarlet sofort. "Keine Sorge, das glaub ich dir.", meinte sie und streichelte sie am Kopf. "Vor so einem süssen Schmusekätzchen wie dir fürchte ich mich nicht." Scarlet legte schmollend die Ohren an, worauf Zoey lachen musste.

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