KAPITEL 4

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Felix POV:

Sanft legte ich ihr die Augenbinde an. Sie sah sichtlich genervt von unserem Geheimhaltungsprozedere aus, aber sie ließ mich machen. Als ich ihr das Stück Stoff um den Kopf band, konnte ich nicht umhin, als mich für einen kurzen Moment in ihrem besonderen Geruch zu verlieren. Ich streckte meinen Kopf erst an ihre Haare und bemerkte dabei nicht, wie meine Nase sanft ihren Hals hinunter schnüffelte. Ich fühlte mich wie benebelt, da ich gerade erst frisches Blut zu mir genommen habe und bemerkte, wie sich in ihrer Nähe all meine Muskeln anspannten. Das war der Wolf in mir - ich spürte, wie ein Kampfgeist in mir erwachte, ohne dass sie mich in irgendeiner Form herausgefordert hatte. Es war ihr Duft, ihr Wesen, was in meinem Inneren eine wahnsinnige Unruhe aufgewühlte. Gleichzeitig aber konnte ich nicht von ihr los. Sie zog mich so stark in einen Bann, dass ich auf einmal eine Wärme in meiner Brust spürte, während ich immer intensiver an ihr roch. Felix beruhig dich, du wirst nicht die Kontrolle verlieren. Das Tier in mir kochte, ohne dass Lilly irgend einen Ruck machte, sie ließ sich gefügig von mir die Augen verbinden und schien nachzudenken. Ich verstehe, warum Chan so aufgewühlt war. Ein echter Tiger hier in unserem Haus...

"Nur zur Info - Ich kann spüren, wie du an mir schnüffelst, Köter", knurrte sie mir auf einmal entgegen und riss mich aus meiner Trance. Shit. Ich spürte sofort, wie ich rot anlief und ein kleines " Sorry" stotterte. Peinlich. Ich atmete tief aus und zwang mich, mich zu konzentrieren, als ich sie sanft mit meiner flachen Hand an ihrem Schulterblatt drückte und ihr so den Weg nach draußen wies.

Wir liefen eine Weile durch den nächtlichen Wald, als ich irgendwann die Spannung zwischen uns nicht mehr aushalten konnte. Ich meine mir ist klar, dass sie nach einer solchen Bedrohung angepisst war, aber wieso sollte sie aus Versehen in einen Wolfsbau spazieren?

"Sag mal Lilly... Ich glaube, ich hab mich dir gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin Felix." ich blickte sie an und bemerkte, wie sie schwer ausatmete, doch sie regte keines ihrer Glieder und ging stur schweigend weiter. Unbeeindruckt versuchte ich es weiter. "Chan meinte, du hättest dich zu uns verirrt? Wie kann denn sowas überhaupt passieren? Wolltest du uns ausspionieren?". Sie zuckte kurz zusammen und begann auf einmal abwertend zu grinsen. Ihr Kinn bewegte sich kurz in die Richtung, aus der sie meine Stimme hörte, bis sie es schnell wieder nach oben richtete. Auf einmal spannte sich mit einem tiefen Atemzug ihr ganzer Körper an und sie begann ein wenig zu zittern. Ich beobachtete sie genau, ich hatte zwar keine Ahnung von Tigern, doch sie war nicht der Erste, der mir begegnet ist. Ich fuhr meine Krallen aus meiner Hand an ihrem Rücken und sorgte dafür, dass sie sie deutlich spüren konnte. Meine Brust wurde schwer und ihr Geruch stieg mir auf einmal wieder in die Nase. Ich konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen, als sie ihre Schulterblätter bewegte und mit ihrem Kopf leicht versteckte Bewegungen ausführte. Sie horchte sich um und versuchte, sich zu orientieren, um abzuhauen. "Du willst wegrennen?" lachte ich ihr entgegen "Ich halte dich nicht auf". Sie zuckte und hatte mein Spielchen sofort durchschaut "fuck" grummelte sie leise vor sich hin und lief weiter. Schnell schien sie ihren Plan zu überdenken und sich etwas neues einfallen zu lassen. Es gefiel mir, ihr im Laufen dabei zuzusehen, scheinbar hatte ich viel von Chans Lektionen im Kämpfen und Beute erjagen gelernt. Mein Herzklopfen wurde schneller und ich spürte, wie der Wolf in mir sich wünschte, sie würde losrennen und sich von mir jagen lassen. Das würde meinen Rausch jetzt auf die Spitze treiben und ich hätte ein bisschen mehr Spaß an der ganzen Sache. Als würde meine animalische Natur gegen meine menschliche ankämpfen, begannen meine Glieder sich anzuspannen und nach dem Mädchen vor mir zu sehnen. Ich unterbrach ihr Grübeln mit einem schweren Atemzug und nahm ihr die Augenbinde ab. Wir waren weit genug von unserem Bau entfernt und sie konnte nicht wissen, wo sie sich gerade befindet. Wütend funkelte sie mich an als sie meinen erheiterten Gesichtsausdruck über ihre Abhängigkeit von mir betrachtete. Es tat mir fast leid, eigentlich hatte sie sich ja nicht absichtlich zu uns verwirrt. Achja da wollte ich ja nochmal nachhaken. .. "In dieser Gegend gibt es eigentlich schon lange keine Tiger mehr weißt du.." fing ich an und wollte ihr eigentlich eine kleine Geschichtsstunde geben, als sie die Fäuste ballte und mir entgegen knurrte, "ja weiß ich!". Wow - ein wunder Punkt. Ich konnte die Wut fast greifen, was wohl daran lag, dass in ihr genauso wie in mir ein wildes Raubtier wütete und sich an ihrer Stelle in seinem Stolz angegriffen fühlte. Auf einmal aber begann sie das Gespräch in einem sehr hitzigen, drohenden Ton weiterzuführen.

Inner Darkness - Straykids x OC x Txt x Enhypen  ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt