eins

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„Frau Doktor Klien, es wurde grad eine Platzwunde am Kopf eingeliefert, welche genäht werden muss. Der Patient soll unter Alkoholeinfluss gestürzt und mit dem Kopf aufgekommen sein. Ansonsten sind seine Werte stabil und es liegt kein zwischenzeitlicher Bewusstseinsverlust vor.", einer der Pfleger kam in den Pausenraum gelaufen, während sie darauf wartete, etwas zu tun. Normalerweise war sie nicht in der Notaufnahme stationiert, doch der für heute eingeteilte Arzt, welcher auf ihrer Station arbeitete, war kurzfristig ausgefallen und sie war die einzige, die einspringen konnte. Sie stand auf, richtete ihr Namensschild und folgte dem Pfleger in das Behandlungszimmer. „So Herr... äh" - „Moser.", flüsterte man ihr zu. Dankend nickte sie einmal. „So Herr Moser, Ich bin Frau Doktor Klien, ich werde Ihre Wunde nähen, damit dort nichts passiert, was dort nicht passieren soll und damit die Narbe kaum zusehen bleibt. Erstmal mach ich noch ein paar Tests, um sicher zu gehen, dass sonst alles im grünen Bereich ist"
Freundlich lächelte sie ihn an, führte die Test durch und ging danach zum Waschbecken um sich ihre Hände zu desinfizieren und sich Handschuhe anzuziehen. Währenddessen legte ihr der Pfleger die Utensilien zum Nähen bereit. „Warte mal, darf ich kurz Rauchen gehen, bevor du anfängst?" Sie drehte sich um. Der Patient hielt einen Joint hoch und lächelte, als wäre es etwas ganz normales. Ihre Assistenz und sie tauschten belustigt Blicke aus. „In 10 Minuten sind Sie entlassen, dann können sie rauchen gehen. Bis dahin müssen Sie sich jedoch gedulden.", gab sie grinsend wieder.
Sis vergaß so oft, wie lustig es in der Notaufnahme an einem Freitagabend werden kann.
Nickend steckte er den Joint wieder weg und setzte sich gerade hin, damit sie an seiner Wunde arbeiten konnte.
Sie legte die Instrumente weg, brachte ein Pflaster über die genähte Wunde an und zog ihre Handschuhe aus. „Jetzt sind wir fertig, jetzt müssen Sie einmal zum Empfang, um ihre Krankenkarte abzuholen und dann können sie gehen. Falls irgendwelche Komplikationen eintreten sollten, kommen sie bitte sofort zurück, ansonsten wünsche ich eine schnelle Genesung und dass wir uns nicht allzu schnell hier wieder begegnen.", sie stemmte ihre Hände in ihre Seiten und blickte zu ihm hinunter. Dieser stand auf, kam auf sie zu und gab ihr eine feste Umarmung. „Vielen Dank Frau Doktor Klien. Ich will mich bei dir revanchieren, geh mit mir aus." Schnell zog er einen Zettel mit seiner Nummer raus. „Schreib mir, Süße", flüsterte er, öffnete die Tür und ging. Perplex schaute sie auf den Zettel. „Eins muss man ihm lassen, er weiß, was er will und wie er es bekommt.", sagte der Pfleger und verließ den Raum, welchen er soeben aufgeräumt hat.

Es sind seit dem Patienten 4 Stunden vergangen. Mathea verlies das Krankenhaus und setzte sich in ihr Auto. Es war ein schwarzer Mercedes E 200 Cabriolet, welchen ihr Vater ihr zum Doktortitel schenkte. Aus ihrer Tasche nahm sie ihr Handy und den Zettel, den ihr der Patient gegeben hat. Konzentriert tippte sie die Nummer ab, speicherte sie ein und ging in einen neuen Chat mit ihm.

Hey, ich hab dir heute Nacht eine Wunde genäht und du hast mir deine Nummer gegeben.

Zögernd steckte sie Zettel und Handy wieder weg und startete das Auto.
Die Straßen Hamburgs waren ruhig, wenige Autos und komplette Stille. Nicht einmal das Radio schaltete sie ein, diese Stille hatte fast schon etwas meditatives.
Als sie zuhause ankam, saß sie wieder noch etwas im Auto. Sie freute sich, denn endlich fing ihr lang ersehnter Urlaub an. Sie könnte endlich wieder zu ihren Eltern fahren, denn diese hat sie mindestens seit einem halbe Jahr nichtmehr sehen können. Während sie sich über ihren Besuch weiterhin Gedanken machte, klingelte ihr Handy.
Es war ihr Patient. Auch wenn nur zögerlich, nahm sie den Anruf an.

Klien, Hallo?

Hallo, ich bins, der dem du die Wunde genäht hast, wie heißt du nochmal?

Mathea

Ok, sehr gut. Also, wie siehts bei dir Morgenabend aus, sollen wir Essen gehen?

Zögernd überlegte sie sich eine Antwort. Eigentlich erwarten ihre Eltern sie schon Samstagabend, da sie schon begannen, für Sonntag einen Ausflug planten.

Ich habe die nächsten 5 Tage keine Zeit, ich fahr morgen gegen 12 zu meinen Eltern.

Dann komm ich mit.

Empört stieg sie aus und schloss das Auto ab, da es langsam kühler wurde. Wieso sollte er mit ihr zusammen zu ihren Eltern fahren? Andererseits nervte ihre Mutter sie damit, dass wenn sie bei ihrem nächsten Besuch keinen einen Mann anbringt, sie Mathea enterben würde.

Gut, sei um 12 am Krankenhaus, ich muss dort noch was abgeben.

Danach war ihr Gespräch so gut wie beendet. Allmählich bereute sie ihre Entscheidung, jedoch hatte sie auch die Streitereien mit ihrer Mutter satt, der Klügere gibt ja schließlich nach.

Nun machte sie sich dran, Klamotten zu packen. In ihrer Pause stellte sie einen Plan zusammen, was sie alles mitnehmen würde. Diese Dinge legte sie auf ihr Bett, um dann abzuschätzen, welche Tasche sie nehmen würde. schnell sprintete sie in die Abstellkammer und nahm eine Reisetasche raus.
„Mathea, bist du dir sicher, dass du diese Tasche für die Klassenfahrt willst? Die sieht aus, als würdest du geraden aus dem Gefängnis kommen."
Wenn ihre Mutter sie mit dieser Tasche sehen würde, würde sie Mathea ohne weiteres überlegen enterben.
Zumindestens kam es so rüber.
Die gesamte Zeit, die sie ihre Klamotten einpacken, grinste sie teuflisch, schon fast einschüchternd. Sie liebte es, das schockierte Gesicht ihrer Mutter zu sehen, wie sie mit einem Mann an der Seite und ihrer Reisetasche in der Hand vor der Tür stehen würde.
Diese Situation in der Realität zu erleben, war ab diesem Zeitpunkt ihr absoluter Traum.

Gebaut auf LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt