zwei

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„Papa? Ich wollte dir nur sagen, dass ich jetzt auf dem Weg bin. Ja, rechnet in 5 Stunden mit mir. Ich hab auch eine kleine Überraschung. Gut, bis dann. Ich hab dich auch lieb.", Gestresst legte Mathea auf und fuhr auf den Parkplatz des Krankenhauses. Sie nahm einen Umschlag vom Beifahrersitz und blickte auf die Uhr. In fünf Minuten würde sie einen komplett Fremden 500 Kilometer zu ihren Eltern mitschleppen, damit sie ihrer Mutter eins reinwürgen könne.
Als sie aus dem Auto ausstieg, begann sie ihre Idee jedoch zu überdenken, sie konnte doch nicht ihre Eltern in solch einem Thema belügen, außerdem wusster er noch nichts von seinem Glück. Wie würde er es wohl aufnehmen?
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das dort nicht dein Auto ist oder?" Schreiend drehte sie sich um. Hinter ihr stand ihre Begleitung. „Doch, das ist meins.", widersprach sie ihm und lief zum Eingang. „Ich hätte nicht erwartet, dass du hier auftauchst." - „Du siehst, ich stehe hier vollkommen lebendig.", er grinste, während Mathea und er auf den Aufzug warte. Sie schüttelte ihren Kopf und stieg in den Fahrstuhl.

„Ich bin nur kurz hier, um einen Antrag abzugeben, könnten Sie den bitte Doktor Freitag geben?" Nickend nahm ihr eine Pflegerin den Umschlag ab und verschwand um die Ecke.
Zufrieden ging sie zurück zu ihrem Auto. Sie kramte aus ihrer Tasche den Autoschlüssel, öffnete dieses und den Kofferraum. Dort stellte sie ihre Handtasche, aus der sie ihr Handy und Portemonnaie herausnahm, sowie seine Reisetasche hinein. Doch bevor sie einsteigen konnte, beobachtete sie ihn, wie er rauchte. Es roch jedoch nicht nach Zigaretten, eher süßlich. „Du kannst doch nicht hier kiffen, bist du bescheuert?" - „ Ne, ich bin John" Empört stand sie ihm gegenüber. Jedoch bekam sie nur ein freches Lächeln zurück. John drückte den Joint aus und verstaute den Rest in einem Tütchen.
Sie drehte sich zurück zum Wagen und stieg ein. Dabei bewegten sich ihre langen braunen Haare geschmeidig mit. Hätte sie nicht die Tür zugeschlagen, würde John dort noch immer stehen.

„Knall die Tür nicht so, das ist kein Panzer!"

Ein kalter Schauer überzog ihren Rücken, trotz einer Temperatur von 26 Grad. Wie sehr sie die Kommentare ihrer Mutter hasste.

Schlussendlich öffnete sie das Dach und nahm sich ihre Sonnenbrille. Diese war schon mindestens 15 Jahre alt. „Wie alt ist diese Brille bitte? Die ist total im Arsch.", kam es vom Beifahrersitz. „ich habe sie seit 15 Jahren, sie ist mir wichtig und erfüllt ihren Zweck. Außerdem verbinde ich mit ihr schöne Momente in meinem Leben, also rede niemals so über diese Brille.", gab sie genervt zurück. Doch gleichzeitig begann sie in Erinnerungen zu schwelgen. „Erzähl mal" Sie atmete durch. „ 2. Mai 2005, ich war 14. Meine Freunde und ich wollten unbedingt in meinen 15. Geburtstag feiern, meine Eltern wollten jedoch zu meinen Großeltern fahren, irgendwo in den Spreewald, um dort den 70. Geburtstag meiner Oma zu feiern. Mit dieser Oma stehe ich bis heute auf Kriegsfuß. Jedenfalls stellte ich mich 2 Tage vor diesem Datum krank, damit ich nicht mit muss und meinen Geburtstag feiern konnte. Mein Vater war sehr verständnisvoll, aber meine Mutter merkte, dass ich etwas im Schilde führte. Meine Vater bekam sie dann überredet, mich allein zu lassen und pünktlich um 19 Uhr standen meine damaligen besten Freunde auf der Matte, zusammen mit Alkohol. Mein 15. Lebensjahr begann mit meinem ersten Besuch in der Ausnüchterungszelle auf dem Polizeirevier. Während ich dort in anderen Dimensionen schwebte, behielt ich strickt diese Sonnenbrille auf. Außerdem würden dazu noch mein erster sexueller Kontakt mit einem Mann und mit irgendwelchen Drogen dazukommen.", sie blickte zu John hinüber, welcher ihr schockiert zuhörte. „Dafür, dass du dir früher die Birne abgeschossen hast, hast du jetzt einen ganz schönen Stock im Arsch.", antwortete er und grinste belustigt. „Bis vor 2 Jahren habe ich noch in Berlin gewohnt. Nach meinem Abi zwang mich mein Vater dazu, mich in einer anderen Stadt niederzulassen und überwies mir 10 Tausend Euro im Monat, ein ganzes Jahr lang. Sagen wir es so: Berlin hat mich damals zu einem anderen Menschen gemacht; ich war teilweise eine Woche lang komplett zugedröhnt. Das hat auch meine Studienwahl erleichtert, da ich mich high an der Charité beworben habe und direkt genommen wurde.", erwiderte Mathea und sah John mit einem gespielt arroganten Lächeln an, woraufhin er nur lachte. „Wie reich muss deine Familie denn sein, dass du jeden Monat 10 Tausend Kröten gekriegt hast fürs nichts tun?" - „Mein Vater hat für mich ein Konto eröffnet, auf dem 120 Tausend Euro waren, damit ich genau das machen kann, was er nicht konnte. Aber wir haben trotzdem 2 Häuser an der Elbe und mehrere Häuser zum Vermieten"

Es vergingen 4 Stunden der Konversation, welche sich hauptsächlich um Mathea drehten, da John immer gekonnt um sich herumreden konnte. Es lag nurnoch eine Stunde Fahrt vor ihnen, und sie hatte immer noch kein Wort über ihren Plan verloren. Sie fuhr auf einen Rastplatz, parkte ihr Auto, stieg aus und ging zum Kofferraum. Dort nahm sie aus ihrer Handtasche eine Zigarette und ein Feuerzeug. Diese zündete sie sich an. Verwundert sah ihr John dabei zu, zog jedoch den Rest seines Joints aus seiner Tasche und rauchte ihn. „John, ich hab dich nicht ohne Grund mitgenommen, wer würde schließlich einen Fremden nach nichtmal 24 Stunden des ersten Aufeinandertreffens mit zu seinen Eltern nehmen.", während sie abaschte, sah sie ihm eindringlich in seine Augen. "Fuck", murmelte er kaum verständlich. In diesem Moment fühlte er sich wie hypnotisiert von ihr. „Du musst wissen, meine Mutter hat mir nach meinem letzten Besuch indirekt gesagt, dass sie mich nicht mehr sehen möchte, wenn ich bei meinem nächsten Besuch ohne männliche Begleitung antanzen würde. Das heißt, du und ich müssen für die nächsten Tage mehr oder weniger so tun, als wären wir zusammen oder so. Es wäre auch vollkommen in Ordnung würdest du-„ - „Ich mach's"
Schockiert starrte sie ihn an. Hatte sie vielleicht zu sehr den Rauch seines Joints eingeatmet? „Ne, wirklich. Du hast mir meine Platzwunde genäht, die ich mir im Vollsuff zugezogen habe. Dafür geb ich dir jetzt was zurück.", sagte John in tiefster Ruhe. Mathea hingegen platzte förmlich vor Aufregung. „Es ist mein Job, hätte ich das nicht genäht, wäre ich jetzt arbeitslos oder so.", sie lachte, jedoch eher peinlich berührt. Daraufhin lachte er und schmiss den leeren Rest seines Joints weg. „Ich würde trotzdem deine chirurgischen Fähigkeiten kritisieren, weil ich dich grad beim Drogenkonsum beobachtet habe."

Gebaut auf LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt