Auf dem Heimweg, machte sich langsam das Schuldgefühl bemerkbar, dass ich Miss Harper belogen hatte. Dabei wollte ich einfach aus dieser Situation flüchten, denn warum auch immer, war mir das Gespräch unglaublich unangenehm. Ich raufte mir etwas durcheinander die Haare. Was sollte dieser Abgang von mir überhaupt? Ein Seufzen entwich mir. Ich meine, je nachdem, wie man es sieht, hatte ich sie ja nicht vollkommen belogen, schließlich arbeite ich wirklich im Sunrise nur eben nicht heute. Ich bog in die Straße, neben dem Park und lief zu einem kleinen Mehrfamilienhaus. Darin angekommen, lief ich zur Erdgeschosswohnung und sperrte sie auf. Vertrautes ruhiges heim! Fast schon befreiend ließ ich meinen Rucksack von den Schultern rutschen und schmiss meine Schuhe gleich noch hinterher. Unmotiviert schlenderte ich in die Küche, wo ich mir erstmal was zu essen machte. Zwar lebte ich nun schon 2 Jahre alleine und habe viel dazu gelernt, vor allem, was das Kochen angeht, da es inzwischen ein Hobby wurde, doch an das Essen meiner Mutter reichte es noch lange nicht ran. Als ich fertig war, mit essen, räumte ich die Küche wieder auf und schmiss mich auf die Couch. Miss Harper, hatte uns als Hausaufgabe einen Aufsatz verfassen lassen, indem wir Erwartungen und Wünsche, für das restliche Schuljahr aufschreiben sollten. Natürlich sollte dieser Rechtschreiblich perfekt sein um unsere Fähigkeiten bzw. Stand in Deutsch herauszufinden. Über die Schulter sah ich in den Flur, in dem mein Rucksack noch immer lag und seufzend lehnte ich mich zurück. Ein Nickerchen wird schon nicht stören, schließlich könnte ich danach erholt den Aufsatz schreiben. Insgeheim war mir bewusst, dass ich damit schon beschlossen hatte, diesen nicht zu schreiben, einfach weil ich keinen Kopf und erst recht keine Motivation dazu hatte. Ehe ich mich versah, klappten auch schon meine Augen zu und ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Mit einem Mal reißt es mich aus dem Schlaf. Mein Wecker. "Verdammt!" fluchte ich noch völlig verschlafen und es kostete mich einiges an Überwindung, mein Handy nicht gegen die nächstbeste Wand zu knallen. Völlig genervt schaltete ich meinen Wecker aus und schaute was los war. Meine Augen weiteten sich. Ich hatte komplett durch gepennt. Das war nicht mein Wecker für den Abend, sondern mein Wecker für die Schule. Ohne noch lange zu überlegen, sprang ich regelrecht auf und huschte unter die Dusche, bevor ich mir schnell was zum Anziehen herauspickte, meinen Rucksack schulterte und erneut loslief. Das fühlte sich so unglaublich surreal an, schließlich war ich doch gerade erst heim gegangen. Auf dem Weg zur Schule bog ich noch schnell in einen kleinen Supermarkt ein, der auf dem Weg lag um mir Kaffee, sowie ein Frühstück zu holen und um den Schultag zu überleben noch 2 Energies. An der Kasse stellte ich alles völlig fertig aufs Band und gähnte ausführlich. "Das nenne ich mal ein ausgewogenes Frühstück." ertönte es plötzlich hinter mir, mit sanfter gar verspielter Stimme. "Lange Schicht gehabt?" Ich fuhr erschrocken herum, das war sie ohne Zweifel. Allein nach dieser sanften Stimme wusste ich schon, dass sie es ist, aber ihr nun außerhalb der Schule entgegenzusehen fühlte sich nur noch surrealer an, als dieser ganze Tag sowieso schon war. "Miss Harper." Entfuhr es mir einfach völlig perplex und ich starrte sie einfach einen Moment an. Kurz musterte sie mein Gesicht und ihr verspieltes Lächeln schwächte ab und wurde zu einem schlichtweg höflichen. "Sie sehen fertig aus, Miss Blackwood." Kurz entfuhren mir sämtliche Gesichtszüge und etwas tief in mir zog sich schmerzlich zusammen. Das war wohl das aufmerksamste, das ich seit langem gehört hatte und ohne es zu merken, zierte ein schwaches Lächeln meine Lippen. Ein wohl sehr einsames Lächeln, denn indessen, verschwand ihres vollkommen. "Ja, das kann man wohl so sagen." Antwortete ich ruhig, bevor sich jemand neben uns räusperte. Die Kassiererin, die wohl endgültig die Geduld verlor und ihren Job weiter machen wollte. Ich drehte mich schlagartig um und bezahlte meine Sachen, bevor ich mich bei der Dame an der Kasse entschuldigte und aus dem Laden schritt. Der gewohnte kalte Windzug zog mir durchs Gesicht und ich nahm erstmal einen großen Schluck, des dampfenden Kaffees in meiner Hand. Miss Harper trat aus dem Laden heraus und blieb neben mir stehen, ehe auch sie sich erstmal einen großen Schluck ihres dampfenden Getränks genehmigte. "Ich hoffe, dass es bald ein wenig wärmer wird." Sagte sie mehr mit dem Wind, als wirklich zu mir. Ich sah zur Seite und musterte sie etwas. Sie war wirklich etwas größer als ich, vielleicht einen halben Kopf. Lockige braune Haare mit blonden Strähnen, die sie wirklich interessant wirken ließen. Ein Farbspiel, das sehr zu ihr passte. Ihre Augen strahlten in einem hellen braun. Doch fiel das Licht richtig, färbten sie sich in ein wunderschönes Grün, das an den blühenden Wald erinnerte. Ihre Augen, ja, sie sah mich an, wie ich sie völlig ungeniert musterte. Ich räusperte mich und sah beschämt zur Seite. "Tut mir leid." Murmelte ich direkt. Ein Kichern, nein, ein herzliches Lachen kam von meinem Nebenmann. Verwirrt sah ich auf und auch, wenn ich mit dieser Frau nichts am Hut hatte, zog diese Frau mich mit der Art wie sie hier stand und so voller Herz lachte, Nein, wohl eher wie sie sich hier köstlich über mich amüsierte, mich völlig in ihren Bann. Was ein wunderschönes Lachen diese Frau doch hatte. Es fühlte sich an, wie eine warme Umarmung für die Seele und ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen während ich sie dabei beobachtete. "Sie sind schon niedlich, Miss Blackwood." Sagte sie, als sie sich langsam einkriegte und mit dem amüsieren fertig war. Dabei ging sie einen Schritt weiter, wohl sich selbst bewusst, dass die Zeit langsam drängte und der Unterricht bald begann. "Also dann, bis in 15 Minuten in meinem Unterricht!" Erinnerte sie auch mich, dass ich langsam los sollte, in einem gespielt strengen Ton. "Miss Harper?" Fragte ich und tatsächlich blieb sie für einen Moment stehen, um sich neugierig zu mir umzudrehen. "Würden sie mich bitte einfach Lilith nennen? Ich fühle mich immer so seltsam, wenn man mich mit Familiennamen anspricht." Bat ich sie, doch sah ich bei meinem letzten Satz an ihr vorbei. Sie schien kurz zu überlegen, ehe sie sich wieder von mir weg drehte. "In Ordnung, Lilith." Und mit diesen Worten in der Luft ging sie ihren weg weiter in Richtung der Schule. Mein Herz raste, aber was sollte das? Es fühlte sich an, als hörte ich meinen eigenen Namen zum Ersten mal.
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Deine warme Stimme, im kalten Winter
RomanceIhr Lächeln verblasste und ihre Augen verloren erneut das glitzern, das ich so darin liebte. Eine unruhige Stille schlich sich zwischen uns, ehe sie mich sanft fragte; "Ist es nicht unfassbar ermüdend, ständig stark zu sein?" Stumm sah ich sie an, s...