Still stand ich dort und sah der Schönheit hinterher, die nun erneut von mir davon schritt. Mein Herz pochte und in mir machte sich eine Wärme breit. Eine Wärme, die sich an fühlte wie eine Umarmung, nach einem kalten, stürmischen Tag. Es war ihr lachen, dass mir dabei durch den Kopf ging und mit was für strahlenden Augen sie zu mir sah, als sie meinen Namen sagte. Ich schüttelte den Kopf und nahm erneut einen großen Schluck der heißen, dampfenden Brühe. Ich hasse Kaffee, aber manchmal gab es Tage da ging es nicht ohne, wie heute. Ohne mich noch weiter in Gedanken zu verlieren, ging also auch ich los zur Schule. Als ich mich wieder in den Klassenraum schlich, fielen mir 2 Jungs auf, die mich herabwürdigend musterten. Soweit ich weiß, waren das ebenfalls zwei Freunde von Jay gewesen. Unwohl neigte ich den Blick nur noch mehr zu Boden und ging zu meinem Platz, zumindest wollte ich das, bevor ich unsanft in jemanden stieß, der mich gerade so noch an der Schulter packte, bevor ich nach hinten fallen konnte. "Heute scheint wirklich nicht dein Tag zu sein, mh?" Meine Augen weiteten sich und ich sah ihr direkt in ihre wunderschönen Augen, wie sie meine sanft musterten. Miss Harper hatte mich gerade so noch aufgefangen, nachdem ich in sie gelaufen war. Dabei entging mir komplett, dass sie mich nun wirklich zu duzen schien. "Tut mir wirklich leid, Miss, das war keine Absicht." Ein beruhigendes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, was mich verlegen zur Seite sehen ließ. "Das sehe ich, aber zu deinem Platz schaffst du es alleine, oder?" Dabei sah sie runter auf ihren Arm, der noch immer auf meiner Schulter lag. Erst jetzt fiel mir auf das ich ihn aus Reflex umklammerte und riss nur noch beschämter meine Hand von ihrem Arm, womit auch sie ihre Hand wieder von meiner Schulter nahm. Zugegeben war es seltsam als sie das tat. Die Stelle fühlte sich nun kalt, gar leer an. Sie ging einen kleinen Schritt von mir weg und durch die Klasse ging ein kurzes Lachen. Miss Harper fragte mich noch, ob alles gut sei, doch ich strich mir einfach durcheinander durch meine kurzen Haare, ehe ich mich endlich auf meinem Platz niederließ und auf die Tischplatte starrte. Verdammt, was sollte das. Was sollen diese Reaktionen und warum habe ich mich, verdammt nochmal, nicht unter Kontrolle! Sonst war ich doch auch immer so locker und verstand jeden Spaß. Frustriert strich ich über meine Narbe, oberhalb der Augenbraue, wie ich es so oft tat, wenn ich in Gedanken versank. Als ich allerdings das Gefühl nicht loswurde, beobachtet zu werden, hob ich meinen Blick prüfend nur, um Miss Harpers Blick einzufangen, die mich neugierig aber auch mit einem Funken sorge, wenn ich es richtig vernahm, zuteil wurde. Für einige Sekunden, sah sie mir einfach entgegen und es fühlte sich so an, als würde sie dabei die dunkelsten Geheimnisse in meinen Augen suchen, was zugegeben nicht gerade wenig wären. Ich brach den Blickkontakt für einen Moment ab, nicht in der Lage, ihrem Blick standzuhalten. Als ich wieder zu ihr sah, zeigte sie mit einer Kopfbewegung an die Tafel, an der ein Arbeitsauftrag stand. Verstehend kramte ich mein Buch raus und schlug die richtige Seite auf, ehe ich anfing sie zu lösen. Nach einer Weile klopfte es an der Türe, der Direktor zitierte Miss Harper vor die Türe, ehe sie alleine, mit ein paar Blättern in der Hand zurückkam. "So meine Lieben, stoppen wir die Aufgaben für einen Moment. Wie jedes Jahr, tritt auch unsere Schule wieder den Frühlingsfesten bei. Dieses Jahr, soll es etwas Musikalisches werden, deshalb teile ich euch nun ein Blatt aus, auf dem ihr mir bitte ankreuzt, ob ihr ein Instrument spielt und wenn ja, welches. Gerne könnt ihr gleich noch eine Musikart, beziehungsweise ein Genre hinzufügen, das ihr spielt oder gerne spielen würdet. Wer nichts mit Musik am Hut hat, kreuzt doch unten einen der organisatorischen Aufgaben an, die er gerne machen will und keine Sorge- Hier kommt keiner ohne Arbeit raus!" Kündigte Miss Harper mit verspieltem grinsen an. Zwar waren nicht alle begeistert, aber jeder nahm es so hin, was wohl schlichtweg an der offenen Art von ihr lag. Sie hatte einfach ein Talent dazu, jeden alleine durch ihre Ausstrahlung zu überzeugen, mitzumachen. Was eine Frau. Sie teilte die Blätter aus, wobei ich mir einbildete, dass sie etwas länger bei mir brauchte, als bei den andern. Ob sie wohl kontrollierte, dass ich auch wirklich im Unterricht mitmachte, schließlich lag mein Lösungsblatt noch auf dem Tisch, wie bei den meisten. Ich nahm das Blatt entgegen und sah es mir an. Tatsächlich waren viele Instrumente aufgezählt, doch vor allem stieß mir der Punkt »Klavier« ins Auge. Auch die organisatorischen Aufgaben, waren vielseitig gewählt, dass wirklich jeder sich einbringen konnte. Die ersten begannen langsam ihre Blätter wieder zurückzugeben, während ich hingegen das Blatt noch immer anstarrte. Klavier. Ich hatte jahrelang gespielt, mit Herz und Seele, doch als ich auszog und mich von meiner Familie abkapselte, ließ ich auch das Klavierspielen hinter mir. Es war einfach mit zu vielen Erinnerungen verbunden. "Lilith?" ertönte es vorsichtig. Sofort schellte mein Kopf hoch und sah in die fragenden Augen von Miss Harper, die vor meinem Tisch stand. "Findest du nichts, denn alle anderen haben ihr Blatt schon abgegeben?" Ich schüttelte den Kopf und kreuzte einfach, irgendeine, der organisatorischen Aufgaben an. "Tut mir leid, ich konnte mich nicht entscheiden, hier." und reichte ihre das Blatt. Etwas misstrauisch, sah sie für den Bruchteil einer Sekunde auf das Blatt, doch ich war dankbar, dass sie es nicht weiter hinterfragte. Der Unterricht war schneller vorbei als gedacht und auch die weiteren Stunden, der anderen Lehrer gingen ungewohnt schnell vorbei. Es klingelte zur letzten Stunde und ich packte mein Zeug zusammen, ehe ich meinen Rucksack schulterte. Als ich die Eingangstüre der Schule erreichte, wurde ich allerdings unsanft nach hinten gezogen und knallte mit dem Rücken gegen die Wand des Flurs. Die beiden Jungs aus dem Deutschkurs von heute Morgen standen nun vor mir. "Dir scheints ja ausgezeichnet zu gehen, Blackwood." Ich rieb mir etwas seitlich den Rücken und zog die eine Seite des Gurts meines Rucksacks wieder über die Schulter, ehe ich angepisst in das herabwürdigende Gesicht meines Gegenübers sah. "Bis gerade war das der Fall, ja." Antwortete ich nur kühl. Der Junge trat einen Schritt näher an mich heran und war nun eine Armbreite entfernt von mir. "Es ist so widerlich mit anzusehen wie eine Mörderin hier, wie das Leben selbst herumläuft und es auch noch wagt zu lächeln." Spuckte er mir vor die Füße und seine Augen, nein, seine ganze Haltung füllte sich mit Zorn. Auch ich baute mich ein wenig mehr auf und zog die Augenbrauen zusammen. "Mörderin? Was bitte ist dein scheiß Problem?" fragte ich angepisst, wobei man auch meine Wut mehr als deutlich hören konnte. Der Junge ging noch einen Schritt vor und packte mich am Kragen meines Pullis, bevor er mich grob noch etwas fester gegen die Wand drückte.
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Deine warme Stimme, im kalten Winter
RomanceIhr Lächeln verblasste und ihre Augen verloren erneut das glitzern, das ich so darin liebte. Eine unruhige Stille schlich sich zwischen uns, ehe sie mich sanft fragte; "Ist es nicht unfassbar ermüdend, ständig stark zu sein?" Stumm sah ich sie an, s...