KAPITEL 11

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Marcos Sicht:

"Junge, was willst du von mir?!"

Ich ballte die Hände zu Fäusten und guckte ihn wütend an.

"Was ich von dir will?"

Er lachte bevor er weiterredete.

"Ich will, dass du für die Scheiße, die du gebaut hast, grade stehst, Mann!"

"Mike, die ganze Sache geht mir so am Arsch vorbei. Und selbst, wenn du mich verpfeifen würdest, kann mir keiner etwas. Und weißt du warum?"

Ich legte meine Hände auf meine Hüfte und grinste provokant. 

"Weil es keine Beweise gibt.

Is' doch nicht mein Problem, wenn die Bullen dir auf die Schliche gekommen sind."

Mike guckte mich finster an und hob seinen Zeigefinger. 

"Ich schwöre dir, du kleiner Bastard, falls ich hinter Gittern kommen sollte und du dein vorbildliches, verlogenes Leben weiterführen darfst, lass' ich dein Leben zu Hölle machen."

Ich setzte wieder mein provokantes, falsches Lachen auf.

"Wovon träumst du denn nachts?"

Diesmal ließ Mike sich nicht provozieren. 

"Wie auch immer. Wir sehen uns beim Gericht. Ach ja, vergiss nicht Auba von mir zu grüßen. Er vermisst mich bestimmt."

Nach meinem überflüssigen Treffen mit Mike, stieg ich ins Auto und rief Auba an.

"Auba, wir haben ein Problem. Ich hab mich gerade mit Mike getroffen."

"Welcher Mike?"

"Du weißt Bescheid."

"Warum triffst du dich mit dem?"

Er klang sauer und redete weiter.

"Und überhaupt, ich dachte, dass wir alle mit dieser Sache abgeschlossen haben und jeder seinen eigenen Weg geht."

"Ja, hab ich gedacht. Aber die Bullen haben einen Hinweis bekommen, dass Mike schuldig ist. Und er will nicht als einziger die Scheiße am Hals haben. Es läuft grade ein Verfahren gegen ihn und ich glaub, dass seine Chancen schlecht sind."

"Und was, wenn wir zwei plötzlich nichts gemacht haben?"

Ich hörte ihn lachen und musste grinsen, weil ich sofort wusste, worauf er hinaus wollte.

"Alles klar, dann machen wir das. Aber wir müssen erstmal die richtigen Leute finden", antwortete ich.

"Ey Marco, verplappere dich nicht, ne. Nicht, dass nachher alle aus der Mannschaft und deine Perle über alles Bescheid wissen."

"Mach dir keine Sorgen, ich hab's schon mehrere Jahre geheim gehalten und werd's auch weiterhin tun."

"Alles klar, digga. Ich leg dann mal auf. Hau rein. Wir sehen uns morgen beim Training."

"Ok. Bis morgen."

Nach dem Telefonat mit Auba blieb ich noch im Auto sitzen. Ich beugte mich auf das Lenkrad und fuhr mir mehrmals besorgt durch die Haare.

Was hab ich mir eigentlich gedacht?

Wollte ich ernsthaft mit einer Lüge leben?

Und was, wenn alles ans Licht kommen würde?

Ich würde dann alles kaputtmachen, was ich mir mit eigenem Willen und eigener Stärke aufgebaut hatte.

Ich öffnete das Fenster und stützte meinen linken Ellenbogen daran ab, während ich verzweifelt am Daumennagel kaute.

"Scheiße, Mann, Scheiße!" schrie ich. 

Ich hatte vor allen Dingen kein Bock darauf, dass die Presse von meiner Vergangenheit erfuhr.

Mir wurde schlecht, als ich an die Schlagzeilen dachte, die entstehen könnten, wenn man herausbekäme, was ich für ein Mensch war.

Außerdem dachte ich an Kyara, die Frau meines Lebens.

Die Frau, die, das Recht darauf hatte, die Wahrheit über ihren ihrer Meinung nach "perfekten" Freund zu erfahren. 

Ich liebte sie über alles und wäre bereit alles dafür zu geben, damit sie glücklich war.

Andererseits würde ich sie nicht glücklich machen, wenn ich ihr alles beichten würde. 

Ich schaltete langsam den Motor an und fuhr los.

Allerdings den falschen Weg.

Dieser falsche Weg führte mich aber zu der Person hin, die immer hinter mir stand, obwohl wir seit fast einem Jahr nur selten über's Handy Kontakt hatten.

Diese Person kannte mich gut. Sehr gut.

The Missing Piece - Marco Reus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt