KAPITEL 14

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Kyaras Sicht:
Warum zur Hölle drückt er mich?

Langsam spürte ich die Wut in mir hochsteigen. 

Er wollte zwischen sieben oder acht Uhr zu Hause sein.

Mittlerweile war es schon kurz nach neun.
Ich versuchte ihn noch einmal zu erreichen. Vergebens. Er war so süß und großherzig und drückte mich nicht weg - denn diesmal hatte der liebe Herr sein Handy einfach ausgeschaltet.
Ich machte mir große Sorgen.
Ich hatte ja schon längst die Hoffnung aufgegeben, dass Marco eine reine Weste hatte aber irgendwie machte es mich trotzdem kaputt, dass ich jetzt noch die Bestätigung für alles bekam.
Ich spürte Emotionen, die ich zuvor noch nie hatte.
Enttäuschung, Wut, Ungewissheit, Unsicherheit und vor allen Dingen Angst überströmten mich gleichzeitig.
Ich checkte gefühlte Millionen Male mein Handy, um zu gucken, ob Marco mir geschrieben hatte.
Mir war natürlich jedes Mal bewusst, dass es keine Nachrichten von ihm geben würde. Aber ich tat es trotzdem.
Als ich merkte, dass er mir sowieso nicht schreiben würde, legte ich einfach mein Handy zur Seite und ging ins Schlafzimmer.
Mein Blick wanderte automatisch auf unser Foto.
Was wieder unübersehbar war, waren unser Lachen.
Wo war dieser Mann?
Ich nahm das Foto in die Hände und streichelte über Marcos Gesicht.
"Ich liebe dich", flüsterte ich leise.
Keine Sekunde später fing ich an zu weinen und musste an meinen Traum denken, den ich mehrmals geträumt hatte.
"Lieber Gott, mach bitte, dass ihm nichts passiert ist.
Bitte lass ihn...lass in lebendig sein, egal wo er gerade ist", sagte ich.
Ich stand auf stellte mich ans offene Schlafzimmerfenster.
Draußen waren nur noch die Lichter der Laternen.
Ich fing wieder an, an Marco zu denken. Nicht an irgendwelche Ereignisse, die wir zusammen erlebt haben, sondern einfach an Marco.
Ich wurde aus meinen Träumen herausgerissen, da ich einen Schlüssel im Schloss hörte.
Ich ging Richtung Tür als Marco das Haus betrat.
"Hi", sagte er, ohne mich richtig anzugucken.
"Hi?! Darf man wissen, warum du meine Anrufe ignorierst? Du weißt ganz genau, was für Sorgen ich mir mache!"
"N' und?"
"Wie na und?!", schrie ich ihn an.
"Ja. Lass mich jetzt durch."
Ich stellte mich absichtlich vor ihn.
"Marco, wo warst du?"
"Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig."
"Und warum stinkst du so?"
"Lass mich vorbei."
"Marco, ich rede mit dir", sagte ich klar und deutlich.
"Ich hab nix zu sagen. Und mach jetzt Platz", antwortete er und guckte mich auffordernd an.
Ich legte meine Hand auf seine Brust und drückte ihn zurück.
"Marco, betrügst du mich?!"
Er guckte auf meine Hand danach in meine Augen bevor er antwortete.
"Nein."
"Und wo warst du?"
"Bei Nuri."
"Verarsch' mich nicht!", brüllte ich ihn an.
Aber das interessierte ihn nicht sonderlich.
Er drückte mich rücksichtslos zur Seite und ging ins Bad.
Als ich sah, wie er ins Bad lief, fragte ich mich wie er es überhaupt nach Hause geschafft hatte.
Ich sah ein, dass es sinnlos war, mit Marco zu diskutieren.
Er war angetrunken und ich stieße eh auf taube Ohren.
Deswegen zog ich mir meine Schlafsachen an und legte mich ins Bett.
Jeder Versuch einzuschlafen scheiterte. Ich wälzte mich hin und her doch bekam kein Auge zu.
Nach ein paar Minuten hörte ich, dass Marco die Dusche aufdrehte.

Marcos Sicht:

Im Bad schwirrten viele Gedanken in meinem Kopf herum.
Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche.
Das heiße Wasser, dass meinen Körper herunterlief,
ließ mich frei fühlen, einfach sorgenlos.
Ich warf meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
Jeder Tropfen fühlte sich nach Freiheit an.
Kurz bevor ich rausging, wusch ich mir mein Gesicht und fuhr mit beiden Händen durch mein nasses Haar.
Als ich die Dusche verließ,
band ich mir ein Handtuch um die Hüfte.
Das Licht im Schlafzimmer war schon aus aber ich wusste nicht ob Kyara schon schlief.
"Kyara?", fragte ich leise, um sie nicht aufzuwecken, falls sie doch schlief.
"Ja?", flüsterte sie.
"Nichts."
Ich öffnete den Kleiderschrank und suchte nach Boxershorts.
"Marco, mach das Licht ruhig an", sagte Kyara.
"Ok."
Ich schaltete das Licht an und fand schon eine Boxershorts.
Ohne lange zu überlegen lief ich zum Bett und ließ das Handtuch fallen, bevor ich mir die neue anzog.
"Wow", sagte Kyara und grinste.
Ich guckte nur verlegen nach unten und lachte.
"Wenn du meinst", antwortete ich und schaltete das Licht wieder aus.
"Ich geh' was trinken, ja?"
Statt etwas zu sagen, streckte sie ihre Hand aus.
Ich tat es ebenfalls. Sie nahm meine Hand und drückte einfach so einen Kuss darauf.
"Ich liebe dich", sagte ich leise und drückte sie an mich.
Sie war so toll.
"Ich liebe dich auch", antwortete sie.
Ich stand auf und ging die Küche. Diesmal entschied mich für eiskaltes Wasser.
Ich lehnte mich an die Fensterbank und fing wieder an nachzudenken.
Allein für Kyara lohnte es sich zu lügen. Sie verdiente nur das Beste.

The Missing Piece - Marco Reus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt