KAPITEL 13

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"Falsches Alibi vielleicht?"
"Warte, warte, warte. Du erwartest von mir, dass ich dir ein falsches Alibi gebe?"
"Ich erwarte gar nichts von dir. Ich meinte es einfach nur allgemein. Wenn Auba und ich ein Alibi ablegen könnten, wäre es die beste Möglichkeit aus der Sache rauszukommen."
Alessandro stand wütend auf und stellte sich vor mich.
"Marco, weißt du eigentlich, was das für Konsequenzen mit sich bringen würde, wenn die Wahrheit doch irgendwann ans Licht käme?! Für mich und für dich sowieso!"
Mittlerweile schrie er schon regelrecht.
Ich fing an zurückzuschreien.
"Wenn ich kein Fußballer wäre, hätte ich doch alles gestanden und diese Haftstrafe verdient abgesessen. Es ist jetzt einfach so, dass es viel zu spät ist, für die Wahrheit.
Ich hab schon zu viel erreicht um alles wegzuschmeißen.
Weißt du wie viele kleine Jungs mich alles Vorbild sehen? Ich kann sie doch nicht enttäuschen. Und nicht nur die, denk mal an meine Familie, an meine Mannschaft, an meine Freundin!"
Bei den letzten Worten wurde ich leiser.
Auch Alessandro hatte diesen finsteren Blick abgelegt und guckte mich verständnisvoll an.
"Marco, beruhig dich. Noch kann keiner was beweisen."
"Was meinst du?"
"Ich denke, ich helf' dir.
Aber glaub' ja nicht, dass ich es gut finde.
Und dieses Mädchen tut mir einfach so leid. Ihr werdet wahrscheinlich einfach so da rauskommen und was ihr angestellt habt, wird sie ein ganzes Leben lang verfolgen."
Seine Worte brachten mich zum Nachdenken.
"Ich weiß."

"Es wird mich auch verfolgen", sagte ich und guckte auf den Boden.
Alessandro legte seinen Arm um mich.
"Ach Marco, was machst du denn für Sachen?"
"Ich weiß auch nicht. Ehrlich nicht."
"So, jetzt trink."
Ich mischte Cola mit Wodka und nahm zuerst einen großen Schluck.
Ich hatte nun das Gefühl, ein paar Probleme weniger zu haben.
"Chill mal, Großer. Du musst heute noch nach Hause fahren."
"Egal", gab ich schulterzuckend zurück und trank weiter.
Nach dem zweiten Glas bekam ich einen Anruf.
Ich entsperrte mein Handy und sah Kyaras Namen.
Die hatte mir noch gefehlt.
Da ich kein Bock darauf hatte, mir ihr Gemäcker anzuhören, drückte ich sie weg.
"Wer war denn das?"
Alessandro konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Meine Freundin", sagte ich mit monotoner Stimme.
"Warum drückst du sie weg?"
"Weil ich zu viel Stress hab."
"Wenn du meinst. Wie heißt sie denn?"
"Kyara."
"Bild?"
Ich reichte ihn mein Handy.
"Guck. Hintergrund."
"Die ist deine Freundin?", fragte Alessandro überrascht.
"Ja, wieso fragst du?"
"Ich kenn die."
"Woher?"
Da mich das jetzt wirklich interessierte, setzte ich mich gerade hin und guckte ihn auffordernd an, dass er weiterreden sollte.
"Die war heute bei uns im Café."
Dass die zwei sich kannten, beunruhigte mich aus unerklärlichen Gründen.
"Du sagst ihr nichts."
"Doch, ich renn' gleich zu ihr hin und erzähle ihr alles von Adam und Eva bishin zu der Scheiße, die du gebaut hast."
Er wirkte sehr genervt.
"Tut mir Leid, Sandro. Gibst du mir die Cola?"
"Hier."
Ich nahm sie und mischte mir wieder ein Glas.
"Marco, schütte mehr von der Cola rein. Drei Tropfen davon und der Rest Wodka wird Folgen haben."
"Du bist zu fürsorglich."
"Ist ja wohl berechtigt."
"Kann sein. Wie spät ist es eigentlich?"
Alessandro guckte auf sein Handy.
"20.20. Jemand denkt an dich", sagte er und lachte.
"Ich hoffe sie träumt grade."
"Von dir?"
"Natürlich. Digga, ich muss jetzt lo-. Mein Handy. "
Ich guckte auf's Handy. Schon wieder rief mich Kyara an. Ich drückte sie erneut weg.
"Meine Fresse, jetzt muss ich ihr Gelaber zu Hause anhören."
"Ihr wohnt zusammen?!"
"Nein, aber sie hat meinen Schlüssel und wir haben geplant, dass sie eine Woche oder so jeden Tag bei mir ist."
"Du Ärmster."
"Wie auch immer. Ich geh jetzt."
"Sicher? Du siehst so aus als ob du mit ganz viel Mühe stehen könntest."
"Schon gut. Ich schaff das schon. Ciao."
"Tschüss. Und wegen Gericht und so, melde ich mich später. Such dir schon mal einen Anwalt und üb' dein "Ich-bin-süß-Gesicht", könnte dir bei der Verhandlung weiterhelfen."

The Missing Piece - Marco Reus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt