Noch nie in meinem Leben war ich so weit gelaufen. Aber nach einiger Zeit waren wir in der Stadt angekommen. Annabell machte mich auf eine Autovermietung aufmerksam. Wir gingen hinein und ein freundlicher Mann begrüßte uns.
Alles ging schneller, als ich gedacht hatte. Annabell unterschrieb als Camilla Underwood ein paar Verträge und uns gehörte für ein paar Wochen ein Aircar.
Wir gingen einkaufen. In den meisten Läden waren die Sachen sehr teuer und ich fragte mich, ob das normal war. Aber auch Annabell runzelte die Stirn.
„Warum die Preiserhöhung?", fragte sie.
„Ach. Es wird immer schwerer, Ware zu bekommen", antwortete der alte Verkäufer, „So etwas habe ich noch nie erlebt." Annabell hielt ihm die Zahlungskarte hin, die gleichzeitig auch da war, um die Menschen zu überwachen. Auf ihr war alles gespeichert, was in seinem Leben passiert war. Alles, was man gekauft und bezahlt hatte. Man konnte immer gefunden werden.
Es dauerte nicht lange und wir waren auf der Autobahn Richtung Norden. Die Sitze waren bequem. Es tat mir gut. Annabell auf dem Beifahrersitz musterte mich skeptisch.
„Und du bist dir sicher, dass du Auto fahren kannst?", fragte sie nach einem weiteren Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige. Ich hatte es im Blut. Noch nie war ich Auto gefahren, aber als ich mich hinter das Lenkrad setzte, spürte ich, dass es nichts besseres gab als das Leder des Lenkrads in meinen Händen zu spüren. Die Wiesen rauschten an uns vorbei wie Schatten ihrer selbst.
„Ich weiß nicht, aber es macht mir Spaß", antwortete ich mit einem leichten Lächeln. In den letzten Tagen war Annabell immer mehr zu einer Freundin geworden. Die Sache mit Lilo hatte sie nicht mehr angesprochen, was ich auch gut fand. Sie war netter geworden. Ich fragte mich, was der Grund dafür gewesen sein konnte. Manchmal schaute sie mich an, als wollte sie mir etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders. Als könnte ich sauer oder genervt von ihr sein.
Die Straße kam mir endlos vor. Immer geradeaus. Ich gab Gas. Das Aircar machte einen Ruck nach vorne und beschleunigte. Ich spürte den leichten Druck, wie ich in den Sitz gedrückt wurde. Es fühlte sich gut an. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, für immer so weiter zu fahren. Erst als ich Annabells Rufe, ich solle verdammt nochmal die Augen wieder auf die Fahrbahn richten, hörte, tat ich das auch. Aber wir waren nicht das kleinste Bisschen von der Bahn abgekommen. Ich hatte es in mir. Das Fahren. Ich befeuchtete meine Lippen mit Zunge und drückte das Gaspedal noch weiter durch.
„Gian, was soll das?"
Ich war wie im Rausch. Im Rausch der unendlichen Tiefe. Das Gefühl. Das Gefühl, alles zu können. Einen Augenblick war ich versucht, auf die Geschwindigkeit zu schauen, aber ich wiederstand der Versuchung. Mein Blick verengte sich.
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Gefangen
Teen FictionJemand hat eine Vision von dir. In der Zukunft wirst du der Welt großen Schaden zufügen. Deshalb sollst du getötet werden, bevor es passiert. Was würdest du tun?