26 - Annabell

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Während der weiteren Fahrt saß ich stocksteif auf dem Beifahrersitz und dachte nach. Was würde nun passieren? Das Konzept hatte sein Ziel fast erreicht. Das Volk bäumte sich gegen den Präsidenten auf. Der Nachrichtensprecher hatte gemeint die Hungersnot bahne sich erst an. Das war falsch. Sie war schon im vollen Gange. Viele Menschen litten Hunger. Und es war keine Besserung in Sicht. 236 Jahre hatte der Frieden gehalten und nun war ich diejenige gewesen, die den Krieg erneut entfacht hatte. Ich, Gian und mein Vater. Er, der diesem Land Treue geschworen hatte.

Erst bemerkte ich kaum, dass das Aircar gehalten hatte. Aber als ich die Explosionen hörte, schrak ich hoch. Viele Menschen standen vor den Toren zu unserem Anwesen. Sie warfen mit Steinen, brennenden Gegenständen und Feuerwerkskörpern. Einige versuchten, über die Tore zu klettern. Der Anblick verschlug mir die Sprache.

„Warte hier", rief Gian mir über den Krawall hinweg zu. Er war schon aus dem Auto gesprungen. Nun rannte er über die freie Fläche. Aber ich konnte nicht warten. Auch ich stieg aus, rannte aber in eine andere Richtung. Ich kannte einen anderen Eingang. Hinter mir wurde der Lärm immer lauter. Eine Hand legte sich auf meinen Mund. Ich wollte schreien, aber es ging nicht.

„Hör auf!", es war Sven, „Komm mit. Ich helfe dir." Wiederwillig folgte ich ihm, da es nicht anders ging. Er brachte mich zu einem Aircar. Aus seinen alten Augen schaute Sven mich eindringlich an. Ich sah Verletzlichkeit, Angst, aber auch starken Willen in ihnen. Doch das alles erlosch binnen weniger Sekunden. Dann brach er zusammen. Den Schuss hatte ich nicht gehört, kein Wunder bei den neuen Waffen, aber als ich den roten Fleck durch das blütenweiße Hemd sickern sah, wusste ich es. Panisch schaute ich mich um. Dann wurde es schwarz um mich.

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Oh oh, was glaubt ihr, wird jetzt passieren?

Und frohe Weihnachten :)


GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt