𝑲𝑨𝑷𝑰𝑻𝑬𝑳 𝟖

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Alessa

Ich stehe im Salon am Fenster und sehe hinaus in den blühenden Garten. Leise seufze ich und wende mich zur Salontür um. Langsam gehe ich aus dem Salon und die Korridore nach unten.
»Herrin Alessa, wo wollt Ihr hin?«, ertönt die Stimme einer Dienerin und ich wende mich, mitten auf einer der Treppen stehend, zu ihr um.
»In den Garten«, antworte ich.
»Jetzt?«, fragt die Dienerin überrascht.
Ich nicke. »Weshalb nicht?«
»Weil jemand mit Euch sprechen möchte. Er sagt, es sei dringend.«
»Er?« Überrascht hebe ich eine Augenbraue.
»Aye«, meint die Dienerin.
»Wer ist es?«
»Folgt mir, Herrin«, antwortet die Dienerin. »Er wartet jedoch nicht im Garten.«
Ich folge der Rhea mehrere Korridore wieeer nach oben, ehe sie vor einer mahagonibraunen Tür anhält. Wir befinden uns nun einen Korridor über dem Salon.
Die Dienerin nickt mir zu und ich öffne die Tür langsam. Der Raum hinter der Tür ist achteckig und zwei Stühle stehen bei einem Tisch. Ich drehe mich zur Tür um und schließe sie hinter mir.
Der sehr hochgewachsene Mann, der ebenfalls an einem Fenster steht, hat mich dennoch gehört und dreht sich, mit einem Kelch Wein in seiner Hand, zu mir um.
Für einen kurzen Moment habe ich gehofft, dass es mein Ehemann ist, der inzwischen aus Loraths Talentschule befreit worden und nun schon mit Alivas Freunden eingetroffen ist, um mich jetzt zu überraschen. Doch dem ist nicht so. Es ist nicht Kennard, der mich nun anlächelt.
»Stabsmajor Talion«, stelle ich mit einem höflichen Lächeln fest. Vorerst bleibe ich auf höflicher Distanz, ehe ich auf die freundschaftliche Art übergehen werde. »Ihr wolltet mit mir sprechen?«
»Alessa«, beginnt mein Freund, den Kennard und ich bei unserer Flucht kennengelernt haben und der mir letztendlich dabei geholfen hat, die Reise hierher nach Ravacyn zu überleben. Und in dieser Zeit ist er zu einem engen Freund geworden. »Ich habe dich hierher gebeten, weil es Neuigkeiten gibt.«
»Neuigkeiten? Welche? Geht es um meine Tochter?«, frage ich mit gespannter Stimme.
»Nein«, antwortet Talion, sieht mich aus seinen mitternachtsblauen Augen an und streicht sich sein langes, schwarzes und lockiges Haar nach hinten. »Aber um ihre Freunde und deinen Ehemann.«
»Sind sie in Ravacyn angekommen?«
»Noch nicht. Aber sie sind dabei, die Eíran-Wüste zu umrunden.«
»Ich hoffe«, sage ich mit einem Seufzer, »dass alle bei uns unbeschwert ankommen.«
Der Stabsmajor tritt näher an mich heran und legt mir eine Hand auf die Schulter. »Hab keine Angst, Alessa«, sagt er mit sanfter Stimme. »Ich bin mir sicher, dass Aliva, ihr Vater und ihre Freunde heil hier bei uns ankommen.«

Eine Blüte später findet Talion mich im Garten. Hier wollte ich mich ja ohnehin aufhalten, ehe Talion nach mir gerufen hat.
»Ich dachte mir bereits, dass ich dich hier finde«, schmunzelt er und setzt sich neben mich auf die Bank.
»Ist das so?«, frage ich und hebe eine Augenbraue an.
Talion lacht auf und legt freundschaftlich einen Arm um mich. »Du tust alles, was ich von dir verlange, das weißt du«, erklärt er. »Und ich tue deine Bitten. Ich sende Späher aus, die nach deiner Tochter und den anderen Ausschau halten. Aber jetzt bin ich dran, etwas für dich zu tun. Gäbe es vielleicht etwas, was ich für dich tun kann? Als Befehl, meine ich?«
Ich seufze leise und sehe ihn ernst an. »Da gäbe es tatsächlich etwas, was du für mich im Befehl tun könntest.«
»Und was wäre das?«
»Ich möchte nicht, dass meiner Tochter etwas passiert, wenn sie erst einmal hier ist, ihre Wahrheit und ihre Bestimmung erfahren hat und für das fortlaufende Abenteuer wieder aufbricht.«
»Du sagst mir, dass ich...«
»Aye«, meine ich leise. »Ich befehle dir, Talion, Stabsmajor der einundzwanzigsten Legion Torelias, der Leibwächter meiner Tochter Aliva zu werden.«
»Alessa, dass... Ich nehme deinen Befehl an«, sagt Talion mit einem Lächeln. »Aye, das werde ich tun. Ich werde deine Tochter mit meinem Leben beschützen, sobald sie erst einmal hier ist.«

𝓖𝓮𝓱𝓮𝓲𝓶𝓷𝓲𝓼𝓿𝓸𝓵𝓵𝓮 𝓑𝓵𝓾̈𝓽𝓮 𝟑 - 𝓓𝓲𝓮 𝓢𝓽𝓪𝓭𝓽 𝓭𝓮𝓻...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt