3🌸: Lagerfeuer

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Die Dämmerung hatte begonnen. Der Sand war kühl und angenehm. Ich hörte schon das Meer rauschen und sah nur einen Abschnitt des Horizonts. Wenn man versucht hatte, bis an das Ende des Meeres zu blicken, hatte man keine Chance. Man sah nur diesen Teil des schwarzen Randes, das dass Meer von sich gab. Das schwarze Gewässer, wo eine Welle nach der anderen an das Ufer schwemmt.

Genauso hatte es sich eben angefühlt.
Ich sah die Menschenmenge Jugendlicher. Welche saßen um die Runde des großen Lagerfeuers und welche standen einfach nur da oder betranken sich. Sie sahen alle so aus, als hätten sie eine menge Spaß.
Und das hatten sie auch. Die Plastikbecher lagen alle kreuz und quer auf dem Sand verteilt.
Die Paare die sich fast aufgefressen hatten, versammelten sich um das Feuer. Meine Blicke auf sie waren dementsprechend. Lautere Musik ertönte und die Stimmung war wirklich gut. ,,Belly hat Mom dir das überhaupt erlaubt?'' Hinter uns begann eine dunklere, ruhigere Stimmung zu sprechen. Steven, der anfing aus seinem Getränk zu schlürfen. Es roch verdammt nochmal stark nach Alkohol. Das war klar. Belly zog eine ernstere Miene. Sie blickte Steven schiefer an. Wenn das mal etwas neues wäre, wäre ich überrascht. Sie zoffen sich täglich wegen unnötigem Scheiß. ,,Hast du vorhin nicht zugehört? Habt-alle-heute-Abend-Spaß'' Belly buchstabierte diesen Satz von Laurel klar und deutlich leise. Provozierend blickte sie Steven ins Gesicht, dass nach voller ärger aussah. ,,Wir brauchen sicher keinen Beschützer, Steven'' ich zuckte mit meinen Wimpern, wie ein Fächer und grinste ihn ebenso provozierend an. Nun standen wir alle da. ,,Na gut, ihr habt recht, wenn das so ist. Ich bin nicht allein hier, Jer und Conrad gibt es auch noch, vielleicht sollten die beide mal auf euch aufpassen, wenigstens habe ich dann keinerlei Schuld, wenn euch etwas zustößt'' Steven nahm seinen letzten Schluck aus seinem Becher und warf ihn in das Lagerfeuer, dass durch den Alkohol wenige Sekunden aufschlug. Das Feuer hatte nun eine riesige Größe erreicht. ,,Ihm ist wirklich nicht mehr zu helfen. Er bräuchte wirklich jemanden der an seiner Seite ist und ihn runter bringen soll'' ich war wütend. Ständig kam er mit seinen bescheuerten Sätzen und Vorwürfen. Belly sah mich von der Seite an und grinste. Sie neigte ihren Kopf und fing an mit ihren Füßen den Sand zu streicheln. ,,Glaub mir, diese Person würde mir richtig leid tun'' sie schmunzelte. Ich grinste. ,,Lass uns jetzt Spaß haben, wir haben jetzt schon genug Minuten verschwendet'' ich packte sie an der Schulter und wir rannten los, wir rannten einfach in die Menschenmenge, die tanzten. Wir nahmen uns einen Drink nach dem anderen und fühlten uns zu nichts verpflichtend. Wir hatten einfach Spaß und das war das was Laurel uns für diesen Abend gewünscht hatte. Für uns gab es keine Regeln.

Wir tanzten und tanzten.

Als wir tanzten, war die gesamte Menschheit um uns herum. So empfand ich es zumindest nicht. Keiner sah uns zu, ich fühlte mich so, als wäre ich komplett allein hier. Alleine tanzend. Ich blickte durch die Menschenmenge und erkannte bekannte Gesichter. Während ich meinen Rhythmus weiterführte, blickte ich in die Augen von Jeremiah Fisher, der mich anstarrte. Ich verlor mich irgendwie. Jetzt hatte ich wirklich keine Ahnung mehr, wo ich mich wirklich befand. Ich erkannte Conrad, der sich auf dem Sand mit einem Mädchen befand. Ich sah das grinsen und plötzlich fingen sie an sich wortwörtlich abzuschlecken. Ich nahm dies alles nicht wahr. Belly befand sich direkt neben mir. Ihr Blick war starr. Enttäuschend. Und ich war nur sauer. In mir sprodelte alles. Wie konnte er.

,,Belly" sagte ich in einen leisen, schwachen Ton. Ich konnte sie kaum erkennen so sehr hatte der Alkohol seinen Naturellen lauf in mir schon fortgeschritten. Belly stand da. Sie stand einfach da, wie sie es vorhin auch tat.
Ihre Augen gläserten sich und sie fing an davon zu rennen. Ich konnte nicht schneller reagieren. Sie war weg. Einfach weg. ,,Belly" rief ich noch ein letztes Mal in die Menge. Die vielen Jugendlichen hatte mir mein Blickfeld auf sie vernichtet. Ich sah sie nicht mehr. Ich sah nur Conrad, der die Situation auch bemerkt hatte. Er rannte ihren Weg ab. Er war ebenso weg. Und ich stand da. Bis ich selber wegrannte. Ich drängte mich mit aller Kraft durch die Menschen, die um mich herum waren. Ich wollte nur hier raus kommen. Raus aus dieser demütigen Situation.
Ich rannte einen längeren Weg weiter auswärts heraus. Dennoch war ich am Strand. Eine kleine Hütte war über mir zu sehen. Daneben Tische. Ein Restaurant, dass wahrscheinlich schon geschlossen war. Ich setzte mich nur noch erschöpft auf die Veranda.
Ich blickte auf das Meer hinaus. Es war der einzige angenehme klang, denn ich gerade hören konnte. Mein Kreislauf hatte sich ein wenig verbessert, aber noch nicht zu verbessert.
Ein Knacksen von den alten Holzboden ertönte hinter mir. Ich drehte mich langsam um.

Jeremiah.

Er sah mich an und grinste.
,,Wenn ich manchmal nachdenken muss, komme ich auch hierhin" sagte er, setzte sich langsam neben mich. Meine Augen beobachteten jede kleine Körper Bewegung von ihm. Das einzige woran ich denken musste, war wie Scheiße ich wahrscheinlich in diesem Moment aussah. Rötliche Augen und zerzaustes Haar.
Schlimmer kann es nicht gehen.
Ich grinste, erwiderte seinen Augenkontakt den er mir schenkte.
,,Ich weiß nicht mal wo ich gerade bin.. wo Belly ist.. wo ist sie" Ich schloss meine Augen.
,,Ich sah euch alle drei nur wegrennen, aus welchem Grund auch immer, sie wegrannten" sagte er, während er näher zu mir rutschte.
,,Er weiß doch gar nicht, wie sehr er ihr bedeutet" meine Stimme wurde zittriger.
Jeremiah blickte mich an, als würde er wirklich nichts davon ahnen, dass Belly gerade verletzt wurde. Wirklich verletzt wurde.
,,Ich weiß, dass sie auf Conrad steht. Und das schon eine längere Zeit"
Sagte Jeremiah.
Ich sah ihn an.
,,Du wusstest es?" fragend blickte ich schwer in seine Meerblauen Augen, worin ich mich widerspiegelte.
Er nickte. Er wusste es.
,,Klar wusstest du es" ich lächelte und schüttelte den Kopf.
,,Das wird schon wieder" er beugte seinen Arm um mich herum. Zog mich an sich.
Und schon wieder sah ich ihn an. Meine Kontrolle war dieses Mal komplett weg.
,,Sie sollte es Conrad endlich sagen" flüsterte ich. Meine Stimme klang wie gebrochen.
,,Wie kommst du darauf, dass er keine Ahnung hatte" Jeremiah zuckte mit seinen Schultern.
Fragend blickte ich zu ihn hinauf.
,,Jeder würde es sofort merken"
Ich nickte.
,,Es sollte nicht unsere Angelegenheit sein..es-„
Ich unterbrach ihn.
,,Sie ist meine Beste Freundin, es ist genauso meine Angelegenheit, wenn es ihr schlecht geht"
Die Stille überkam uns beide.
,,Du hast recht. Er ist genauso mein Bruder und keiner von uns weiß wirklich nicht was los mit ihm ist. Er redet kaum über seine wahren Gefühle..."
Ich nickte.
Grinsend sagte ich: ,, das habe ich bemerkt"
Wir sahen uns wieder an und fingen beide an zu grinsen.
,,Ich will einfach nur das dieser Sommer schön wird. So wie Belly es mir immer erzählt hatte"
,,Das wird er" sagte Jeremiah und drückte mich fester.
Er strich mir eine Strähne aus den Haaren, sah mich an.
,,Können wir über dich reden, wir kennen uns kaum?"

,,Das können wir"

Dann saßen wir da. Völlig allein. Mit dem Meerausblick vor uns. Die Vögel, die sich eine gute Nacht wünschten, waren direkt über uns.

The Summer with her |Jeremiah Fisher| FF - The Summer I Turned Pretty Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt