9🌸: Viele Lügen

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Der nächste morgen begann ruhig.
Ich wälzte mich in meinem Bett und mummte so vor mich hin. Wieviel Uhr war es? Ich hatte keine Ahnung. Wirklich. Ich erinnerte was gestern passiert war, oder ob es nur ein Traum gewesen sein mag.
Ich sah mich an. Ich war frisch geduscht, aber hatte meine Unterwäsche vergessen anzuziehen. Jap, es ist wirklich passiert. Das mit Jeremiah und mir ist wirklich passiert.
Ich zögerte hinunter zu gehen, weil ich wusste sie waren alle schon wach und aßen. Ich war in Gedanke, bis Belly vor meiner Tür stand und einfach so hereinplatzte.
,,Guten Mor- du bist schon wach?" sie wollte gerade anfangen dieses ,,Guten Morgen" laut los zu schreien und wollte wohlmöglich auf mein Bett springen, so wie sie es immer tat, wenn sie mal bei mir übernachtet hatte.
Ich packte mir an den Kopf.
Ich stöhnte, ,,ja, wieviel Uhr ist es denn?"
Belly sah mich fragend an.
,,es ist genau Frühstückszeit.. die anderen sind alle schon unten, die fragen sich wo du bleibst. Komm schon" sagte Belly und lächelte.
,,Ja. Ja ich zieh mir was an. Gib mir fünf Minuten" stöhnte ich erneut und legte mich in mein Bett.
,,fünf Minuten" schrie sie, während sie die Treppen hinunter rannte. Man konnte es im ganzen Haus hören, ihre Schritte. Das alte Holz knackste enorm.
Dann stand ich aber wirklich auf. Ich suchte mir etwas perfektes, aber normales zum anziehen.
Meine Haare trug ich zu einem Dutt, sodass soe beim Essen kaum stören konnten. Es wäre peinlich, ein Haar in den Mund zu kriegen, dass dann in meinem Rachen stecken bleiben würde.
Es passierte mir oft, jetzt sowieso weil sie ein ganzes Stück gewachsen sein mögen.

Ich ging ausschnaufend nach unten.
Ich lies mir nichts anmerken und grinste einfach nur, weil ich Susannah und Laurel zuerst bemerkt hatte, wie sie da standen und irgendetwas zubereitet hatten.
,,Da ist ja unsere Langschläferin" murmelte Susannah mit einem Riesen grinsen vor sich hin. Sie drückte mir eine Tasse Kaffee, der unglaublich frisch duftete. Echte, echte Bohnen. Garantiert. Ich lächelte sie an. Sie war immer so liebevoll und nett zu jedem. Das machte Susannah aus.
,,Danke" flüsterte ich mit einer kleinen ,,Danke-Grimasse" zu Susannah. Ich schmollte ein wenig.
Ich trank einen Schluck. Mit einem ,,mhm" regte ich Susannah ein Kompliment an.
Sie lächelte vor sich hin.
,,Beck macht den besten"
Laurel strich mir über meinen Rücken.
Ich nickte, ,,Das hat sie mir bewiesen" sagte ich.
Doch der Moment hielt kurz. Taylor und Belly saßen am Tisch, aßen etwas und grinsten mich an.
Mein Blick wanderte zu jemanden. Zu Jeremiah, der genussvoll einen Happen nach dem anderen von seinem Frühstück nahm und mich dabei genau beobachtete.
Ich wurde nervös. Meine Fantasien hatten wieder einen freien Lauf. Wir waren doch gestern hier. Hier waren wir gestern und hatten es verdammt nochmal getrieben. Es war ein unangenehmes Gefühl. Sehr unangenehm.
Ich setzte mich.
,,Wart ihr gestern noch wach?" fragte Taylor mich mit vollem Mund.
Ich blickte erschrocken.
Ich sah kurz zu Jeremiah rüber, der mir keinen Blick abgab.
Ich zögerte mit der Antwort kaum, aber ich stotterte. Mit zittriger Stimme antworte ich ihr.
,,Wir?" und trank.
,,Ja. Du und Jeremiah wart die letzten unten?" sagte sie.
Ich zuckte mit den Schultern.
,,Ich bin gleich nach euch in's Bett gegangen" sagte ich ohne jegliche Anmerkungen.
Ich blickte aber Taylor kaum in die Augen.
Ihre Augen waren auch gar nicht Richtung meiner. Sie blickte an mir vorbei und zog eine Augenbraue nach oben. Ich musterte ihren Blick und sah in die Richtung des Winkels.
Laurel die sich bückte.
Ich wollte sehen was sie dort tat.
,,Wer lässt seinen Bikini in der Küche herumliegen?" sagte sie mürrisch mit verzogener Miene.
,,und einen kaputten, dazu" setzte sie.
Meine Augen öffneten sich weiter und weiter. Jeremiah grinste in seinen Teller hinein, aber es war so ein grinsen, dass nur er wahrnehmen konnte.
Ich wusste in diesem Moment nicht was ich tun, sagen oder machen sollte.
Es war demütigend, peinlich und diese Filme spielten sich immer wieder erneut in meinem Kopf ab.
,,Wisst ihr wem der gehört?" fragte Laurel und sah uns alle am Tisch an.
Ich pustete langsam aus.
Taylor und Belly wussten genau, dass es meiner war.
,,gestern... gestern war ich noch kurz schwimmen, ich wollte den Pool mal ausprobieren, damit ich besser schlafen kann. Das hilft mir immer.. irgendwie. Ich glaube ich hatte ihn dort vergessen, als ich mich schnell umziehen wollte, ich wollte ein paar frische Klamotten von oben holen, aber bin dann wahrscheinlich dort eingeschlafen"

Es sprang mir einfach so heraus. Diese Ausrede war so schlecht, dass ich mich schon danach schämte. Ich sah an Jeremiahs Miene, wie er laut loslachen wollte.
An Taylors auch. Belly sah nur konzentriert und müde aus. Sie widmete sich den ganzen nicht. Aber ich kannte sie, sie wusste genau was im Busch war. Nur machte sie das nie öffentlich. Ich bereitete mich schonmal auf die einzelnen Nachfragen vor.
Laurel nickte.
,,Nicht schlimm, ich räum das weg. Belly und Taylor haben sicher noch einen auf Reserve für dich" zwinkerte sie zu mir und den Mädels.
Ich lächelte.
,,Danke, Laurel. Ich habe auch noch einen auf Reserve" antworte ich.

Wir waren alle fertig und halfen noch beim Tisch abräumen.
,,Ich hatte gar nichts von Conrad gehört, schläft er noch?" fragte ich Belly, die für den Abwasch zuständig war. Taylor, die noch den Tisch abwischte antworte auf meine Frage schneller, als Belly, ,,Er schläft nicht, er sitzt draußen, am Pool und starrt in die leere." sie sagte das ironisch.
Belly presste ihre Lippen aufeinander.
,,Es ist nur, es ist so eine komische Stimmung, seitdem wir hier sind... mit den Jungs"
Nach dem ,,mit den Jungs" fing ich an schneller die Teller trocken zu wischen.
,,Es war schon immer so eine komische Stimmung zwischen Conrad und mir, jedes Jahr wenn ich nach Cousins zu Susannah kam"
Sie schmollte kurz.
,,Weißt du was. Ich rede mit ihm, aber nur wenn du das willst, Belly. Ihr wisst ich bin für euch da" ich drehte mich so um, sodass ich beide ansah.
Taylor kam her, umarmte mich.
,,Wir sind auch für dich da" sagte sie ganz zufrieden und stolz. Ich nickte ruhig und starrte dann auf den Boden.
Ich sah dann doch rüber zu Belly, die mich ansah und nickte.
,,Ich bin mir sicher, dass es nichts ändern würde, aber du kannst es versuchen. Vielleicht öffnet er sich bei dir mehr" ihre Stimme klang verletzt.
,,Ich gebe mein bestes, versprochen" stolz und liebevoll umarmte ich Belly. Wir umarmten uns alle drei.

Ich hielt mein Wort und ging hinaus zu Conrad, der immer noch mürrisch da saß. seine beiden Beine hingen im Wasser und er starrte auf irgendetwas. Ich wusste nicht was es war, aber als ich kam, versteckte er dies. Er musterte mich.
Er sah kurz her aber dann auch wieder schnell weg.
,,Hey" sagte ich in einem leisen Ton und setzte mich neben ihm. Ich tat das gleiche, was er mit seinen Füßen getan hatte. Einfach so im Wasser umherhängen.
Man hörte nur das Wasser für einen kurzen Moment platschen. Bis ich mich räusperte und loslegte.
,,Was tust du hier, wieso bist du nicht mit Steven und Jer.. Jeremiah mitgefahren, sie sind raus zum Strand" ich sah ihn verzweifelt an. Sein Blick in die Leere machte mich irgendwie traurig. Er sah so voller Wut und Hass aus. Er wirkte aber auch traurig.
Er fuhr sich durch die Haare.
,,Keine Lust" murmelte er.
Ich nickte und pustete langsam meine Luft aus, sodass fast keine mehr enthalten war.
,,Aber du liebst es doch-„
Er unterbrach mich.
,,Wieso bist du hier, Ashley" er sah mich jetzt an.
Seine Augen waren gerötet und voller Trauer, als hätte er den ganzen Tag damit verbracht sich das Chlor in die Augen zu gießen.
,,Du weißt, dass du Belly verletzt" fing ich an.
Er lachte und schüttelte seinen Kopf den er fallen lies.
,,Wieso" wiederholte ich.
,,Wir werden nie wieder nur Belly und Conrad sein, die friedlich miteinander reden, lachen oder weinen wenn wir uns Titanic ansehen oder zusammen Karten oder Wahrheit oder Pflicht spielen, weil einer von uns dann auf den anderen losgeht und wir in einer Tragödie enden"
Ich hörte ihm zu.
,,Weil du weißt, dass sie dich liebt" sagte ich und sah ihn genau an. Ich packte seinen Arm langsam.
Er sah genau zu, wie ich es tat.
Ich schüttelte ihn.
Conrad nickte.
,,Ich weiß es, seitdem sie zehn Jahre alt war"
Ich sah ihn geschockt an.
,,Wieso behandelst du sie dann so, als wäre es dir egal?" fragte ich.
,,Mir ist es egal" antworte er.
Ich grinste und schüttelte den Kopf.
,,Verarsch mich nicht Conrad" sprach ich langsam.
,,Tu ich nicht" wiederholte er sich zweimal.
Er wirkte jetzt nervös.
Ich lies seinen Arm los.
,,Wenn du.. das gleiche empfindest, rede mit ihr" begann ich langsam.
,,Aber stoß sie nicht weg... und wenn du wirklich nichts empfindest für sie.. dann sag es ihr nicht.. es würde sie nur noch mehr verletzten. Aber vermassle ihr den Sommer nicht"
Ich bewegte mein Unterkiefer hin und her und schluckte öfters.
Er nickte.
,,Ich krieg das hin" flüsterte er.
Ich grinste ihn an und er mich auch.
Ich stand auf und ging wieder rein. Von drinnen sah ich, wie er wieder etwas in der rechten Hand hielt.

Ich wünschte, ich wüsste was es war.

The Summer with her |Jeremiah Fisher| FF - The Summer I Turned Pretty Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt