9 | herzensmomente

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Schwarz-weiße Bilder, die wir aus einem der vielen Fotoautomaten drucken lassen.

Für die Erinnerung.
Für die Ewigkeit.
Für uns.

Ich auf seinem Schoß - zusammengequetscht auf dem engen Raum - und trotzdessen sehen die Fotos gut aus.

Gut, so wie er mich anlächelt und gut, so wie ich ihn anlächle.

Gut, so wie er Grimassen zieht und gut, so wie ich ihm die Zunge entgegenstrecke.

Gut, wie seine Hand an meiner Wange liegt und gut, wie ich ihm meinen liebevollsten Blick schenke.

Gut, wie er seine Lippen auf die meinen drückt und gut, wie ich noch minutenlang erwidere -

bis wir uns völlig außer Atem voneinander trennen und uns ein nervtötendes Klopfen aus dem kleinen Automaten scheucht.

Eine Fotoreihe für ihn und eine für mich.

Er wird sie als Lesezeichen verwenden;
berichtet er mir stolz, obwohl er sein letztes Buch vor Jahren in den Händen hielt.

Und dann lächelt er breit und verkündet, dass meine Hobbys von nun an auch zu seinen zählen werden.

Und so holt er aus dem grauen Rucksack ein dünnes, italienisches Buch hervor und hält mir einen schwarzen Gelstift entgegen, mit dem ich ihm mit Liebe die letzte Seite signiere und den Schriftzug mit einem schmückend zierlichen Herzchen beende.

"In Liebe, Amber ♡"

Diese Momente beschreibe ich als Herzensmomente.

Denn auch, wenn sie für andere ganz selbstverständlich erscheinen, bedeuten sie für mich die Welt.

Denn eine Person wie er, ist nicht selbstverständlich.
Nicht für mich und niemals.

Denn schon nur nach wenigen Sekunden des Glücklichseins, scheint sich sein Buch, sein Stift, seine Welt und seine Liebe wieder von mir verabschieden zu wollen.

Und ganz gleich ob es nur Hirngespinste sind, die mich aufs Neue in seine Richtung treiben, ich möchte immer wieder zu ihm zurückkehren.

Zu ihm, weil ich mich bei dir wohl fühle.

Doch er geht immer wieder.
Immer wieder.
Immer wieder.

Mit den Worten:

,,Deine Herzensmomente entschwinden dir nicht, nur weil du weiterziehst. Tu es für mich. Versuch es, Kleines."

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