Chapter 1

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Polizei und Krankenwagen waren schnell eingetroffen und standen auf der Straße. Liam blieb anfangs etwas abseits stehen, er konnte sich das alles nicht mit angucken. Er wurde von einem Sanitäter vor Ort untersucht, ob er eventuell einen Schock davon getragen hatte. Doch zum Glück war bei ihm alles in Ordnung, er bekam nur eine Decke um die Schultern gelegt. Ein Polizist kam zu ihm um ihn zu befragen. Liam nahm die Decke von sich, ihm war eh nicht kalt. „Gut, Mr. Payne das war es dann auch schon.“, bedankte der Polizist sich, als er mit der Befragung fertig war. Liam sah wie das Mädchen auf eine Liege gelegt, und sie dann in den Krankenwagen geschoben wurde.

„Wartet.“, rief Liam, er lief zu den Sanitätern.

„Darf ich bitte mitfahren?“

„Eigentlich ja nicht, aber von mir aus. Steig ein Junge.“, der Sanitäter klopfte Liam auf die Schulter und er stieg zusammen mit ihm nach vorne in den Wagen. Mit Blaulicht raste der Krankenwagen über die Straßen Londons in Richtung Krankenhaus. Der Wagen hatte noch nicht ganz gehalten und da sausten auch schon die Sanitäter mit dem Mädchen + Liege in die Notaufnahme. Liam stieg schnell aus und rannte ihnen hinterher. Sein Herz klopfte wie wild gegen seine Brust. Bitte nicht sterben. Alles wäre seine Schuld, wenn sie jetzt sterben würde. Er hätte das Auto früher bemerken sollen. Er war wütend auf sich selber. Warum hatte er sich auch von ihren Blicken so einfangen lassen? Er lief ihnen die großen Gänge hinterher, bis zu einer bestimmten Türe. Er wurde von einer Krankenschwester geboten draußen zu warten. „Sie können sich auch setzen.“, sie zeigte auf die paar Sitze die vor der Tür waren. Völlig außer Atem setzte sich Liam tatsächlich auf einen der Stühle. Er versuchte gleichmäßig zu Atmen, aber diese verdammte Krankenhausluft ließ es nicht zu. Es war stickig hier drin und Liam öffnete sich die Sweatshirt Jacke, darunter trug er noch ein schwarzes T-Shirt. Deshalb mochte er es draußen, nachts herum zu laufen, wenigstens ist dort die Luft nicht so schrecklich wie hier. Als sein Brustkorb sich wieder einigermaßen ruhig hob und sank, schaute er auf die große Türe ein paar Meter weg von ihm. Erst jetzt sah er das Schild was ihn kräftig schlucken ließ. – NOT OP - Betreten nur für Personal! – 

(….)

Nervös  ging Liam den Gang auf und ab. Ungeduldig wartete er darauf, dass endlich ein Arzt heraus kam, vergeblich. Auch nach fast einer halben Stunde, noch immer nichts. Andere würden sich jetzt wieder hinsetzten, aber er war nun viel zu nervös. Er hielt sich die Hände vors Gesicht und rieb seine Augen, ein bisschen müde war er schon, aber daran konnte er jetzt nicht denken. Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Die Krankenhausluft bereitete ihm Kopfschmerzen, seit seiner Kindheit konnte er diesen Geruch nicht leiden. Er massierte seine Schläfen, er hatte mal gelesen, dass dann die Kopfschmerzen schneller weg gehen würden. Plötzlich ging die Türe des Not OP Saals auf. Endlich! 

Liam stürmte zu dem Arzt hin, der raus kam. Erschrocken fuhr er hoch, als Liam ihn direkt ansprach. „Geht es ihr gut?“, der Arzt war völlig überrumpelt und musste sich einen kurzen Moment sammeln. „Tut mir Leid, es sieht nicht gut aus.“, dann verschwand der Arzt auch wieder und ging den Gang entlang. Liam starrte ihm hinterher. Shit! Wütend trat Liam gegen die Wand, alles war seine Schuld. Er versuchte sich zu beruhigen und setzte sich wieder hin, er fuhr sich durch die Haare. Nach ein paar weiteren Minuten öffnete sich wieder eine Türe, schnell fuhr er hoch. Eine Frau und ein Mann kommen schnellen Schrittes den Gang hinunter auf ihn zu. Als sie vor ihm ankam, reichte sie ihm die Hand. 

„Du bist bestimmt Liam?“, die Frau zitterte, ihre Stimme klang besorgt und relativ leise. Ihre Augen knall rot.

„J-ja..“, Liam stotterte etwas und schaute ihr in die Augen. Genau, die gleichen Augen wie ihre Tochter Also musste es ihre Mutter sein. Langsam ließ Liam die Hand der Mutter los. 

Sollte ich ihnen sagen, dass es nicht gut aussieht? Der Vater nahm seine Frau in den Arm. Beide waren mit den Nerven am Ende, das sah er ihnen an. 

(…)

Liam gähnte. „Junge, du kannst auch nach Hause gehen. Ruhe dich etwas aus.“, der Vater schaute ihn etwas besorgt an. „Nein, nein, ich bleibe hier.“, Liam reißt sich zusammen und schüttelt die Müdigkeit von ihm ab. Dann öffnete sich die Türe erneut. Ein Arzt kam direkt auf die drei zu. „Sind sie Mrs. Roades?“, die Mutter nickte sofort.

„Ihre Tochter hat die OP gut überstanden, aber wir müssen sie trotzdem auf die Intensivstation bringen. Sie ist noch nicht grade sehr stabil. Ein Glück, dass sie noch lebt. Folgen sie mir.“, sagte der Arzt. Man sah die Erleichterung in den Gesichtern und sie folgten dem Arzt. Vor seinem Büro angekommen gingen ihre Eltern mit rein, Liam blieb draußen stehen. Er war schließlich kein Familienmitglied.

Nach einer Weile kamen sie wieder heraus, beide machten keinen fröhlichen Eindruck. Der Arzt verabschiedete sie noch. „Und?“, eigentlich wollte Liam diese Frage nicht stellen, aber die Neugier überkam ihn. „S-sie liegt jetzt im Koma. Sie hat ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.“, man sah wie gefasst ihre Mutter war, Tränen stiegen ihr in die Augen. Liam schluckte. „D-das tut mir Leid.“, er flüsterte, da der Kloß in seinem Hals einfach zu groß war. Nun lag sie im Koma, so gut wie tot. Manche würden ihren Kindern sagen, dass sie ganz tief und fest schläft, aber im inneren stirbt sie. Ziemlich langsam, dafür aber ohne Schmerzen. Liam konnte nur hoffen, dass sie ihre Augen noch mal öffnete und sich nicht aufgibt.

„Wenn du möchtest kann ich dich nach Hause fahren, heute dürfen wir eh noch nicht zu ihr.“, der Vater schaute Liam fragend an.

„Ja, das wäre sehr nett.“, Liam nahm sein Angebot dankend an und sie gingen durch das Krankenhaus zum Ausgang. Draußen angekommen atmete Liam einmal tief durch, endlich wieder kühle Luft um ihn herum. Am Auto angekommen, setzten sie sich rein. „Wo wohnst du?“ Liam sagte ihm die Straße und er gab sie in das Navi ein.

„Sir, ich-“, doch er unterbrach Liam.

„Nenn mich Alec, Junge.“, Liam lächelte. Er fand es irgendwie süß, dass er ihn immer ‚Junge’ nannte.

„Ok, Alec. Ich muss mich dafür entschuldigen, schließlich war ich bei dem Unfall dabei. Nur.. ich konnte sie nicht retten und-“, wieder unterbrach er Liam.

„Junge, das war nicht deine Schuld. Gebe dir bitte nicht die Schuld dafür, das ist Blödsinn. Clary hat sich früher schon immer leicht von anderen Sachen ablenken lassen.“, Alec sprach in einem ruhigen Ton. Clary. Liam musste Lächeln, als er ihren Namen das erste Mal hörte. Er passte gut zu ihr. Er kannte sie nicht wirklich, aber die paar Minuten in denen er sie gesehen hatte, konnte er es bewerten. 

„Mach dir bitte nicht zu viele Gedanken darüber.“, sagte Alec und unterbrach Liams Gedanken. „Sie hat einen schönen Namen.“, Liam sprach es einfach aus, auch wenn es vielleicht ein bisschen unangenehm war, doch Alec lächelte darauf nur stolz.

„Ja, eigentlich heißt sie ja Clarissa, aber man darf sie bloß nicht mit diesem Namen ansprechen, ansonsten wird sie sehr schnell sauer.“ Clary ist eh besser.

Liam schaute wieder auf die Straße, bald waren sie da. Draußen war es noch immer recht dunkel. Liam schaute auf die Uhr im Auto 5:04 Uhr. Aus dem Navi sprach die Frau „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Alec parkte das Auto am Straßenrand. Er drückte Liam noch einen Zettel mit der Zimmernummer von Clary in die Hand.

„Vielen Dank fürs fahren, ich werde sie morgen auf jeden Fall besuchen.“, versicherte Liam ihm und stieg aus. Alec winkte ihm noch und fuhr dann los.

Liam schloss die Türe seiner Wohnung auf. Zum Glück sind keine Fotografen in der Nähe Drinnen angekommen schmiss er seine Jacke auf das Sofa und ging erstmal zum Kühlschrank. Sein Magen knurrte, er schob sich eine Tiefkühl Pizza in den Ofen. 20 Minuten später piepte der Backofen. Mit der Pizza verschwand Liam oben in sein Schlafzimmer. Er stellte den Teller auf sein Bett und zog seine Jeans aus und schmiss sie auf den Boden. Nachdem er die Pizza verdrückt hatte, bekam er Durst. Zum Glück stand noch eine Flasche Wasser auf seinem Nachttisch. Er stellte den Teller weg, trank noch etwas und legte sich dann unter seine Bettdecke. Doch nach einiger Zeit wurde es ihm zu warm. Mit einem Satz sprang er aus seinem Bett und riss das Fenster auf. Dann kuschelte er sich wieder in seine Bettdecke und schloss seine Augen. Sein Schädel pochte wie wild, aber er war viel zu müde um noch einmal auf zu stehen, um sich eine Tablette zu holen. Dann viel er in einen tiefen, aber ziemlich unruhigen Schlaf. 

no heart, no love? | l.pWo Geschichten leben. Entdecke jetzt