𝐱𝐢. disculpe

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»Du solltest dir darüber keine Gedanken machen. Wenn der nächste Bus erst in zwei Stunden kommt, wenn du den Bus in fünf Minuten nicht kriegen solltest, dann ist meine Antwort klar.«, lachte ich auf und sah meine Arbeitskollegin mit einem müden Lächeln an. »Dafür hab' ich eine Sache gut bei dir, ja?«, machte ich ihr klar und verabschiedete mich anschließend bei ihr, bevor ich mich wieder der Schließung des Lokals widmete.

Nach unserer Schicht sollten meine Arbeitskollegin Carla und ich den Laden schließen, bevor wir uns in der Dunkelheit voneinander verabschieden und anschließend nach Hause fahren konnten. Da Carla schon ein Stück weiter wohnte und der Bus um die Uhrzeit zu unregelmäßigen Zeiten fuhr, wollte ich sie noch den letzten regulären Bus kriegen lassen – Auch wenn ich nur ungern alleine im Laden stand – besonders um die Uhrzeit – wollte ich hinterher nicht Schuld dafür sein, sie einen Entführer auf dem silbernen Tablett serviert zu haben. Dementsprechend schloss ich die Türen bereits ab, wischte grob die Tische und auch den Fußboden ab. Während es immer später wurde und die Temperaturen tatsächlich in der Nacht auf Teneriffa sanken, stand ich irgendwann in einem Hoodie an der Theke und zählte das eingenommene Geld von heute.

»¿Por qué no? Der nächste Bus kommt in etwa zwei Stunden und bis dahin will ich sie nicht an der Haltestelle alleine stehen lassen. Ich zähl' gerade auch noch schnell das Geld und bin dann auch weg.«, schickte ich die Sprachnachricht in die Gruppe meiner Freunde, die mich durchaus nicht verstanden und sich die Frage stellten, ob ich etwas eingenommen hatte. Keiner von ihnen hätte Carla früher nach Hause fahren lassen, um nicht alleine abschließen zu müssen. Aber da ich wusste, dass Carla es nicht mal eben sehr kurz nach Hause hatte und in den letzten fünf Stunden ihren Sohn von ihrer Nachbarin beaufsichtigen lassen hatte, konnte ich es wunderbar mit meinem Gewissen ausmachen.

¿Alguien puede decirle que es una idea estúpida?«, kam eine Audio von Fede zurück, der mit meiner Idee kein bisschen einverstanden war. »Was jetzt, Alejandra? Während Clara jetzt schön in ihrem Wohnzimmer sitzt, bist du alleine im Laden und zählst das Geld. Wie kommst du denn nachher nach Hause?«

Da eine Diskussion mit ihm nur zwecklos wär, antwortete ich gar nicht mehr auf seine Nachricht und musste erneut das Geld zählen. Da meine Gedanken schon lange nicht mehr um das Geld kreisten, musste ich immer wieder neu zu zählen beginnen und legte anschließend eine kurze Pause ein, als ich mich weiterhin verzählte. So schrieb ich in die Gruppe, dass es ein bisschen später bei mir wurde und ich mich melden würde, wenn ich hier durch war. Während ich das Gleiche meiner Tante schrieb, die mich in einer Minute mit über zehn Nachrichten bombadierte, gab sich der Anruf Banner im Chat zu erkennen.

Es war nicht Fede, was ich eigentlich erwartete. Pedro, der sich nun seit einer Woche und ein paar Tagen nicht gemeldet hatte, meldete sich plötzlich telefonisch bei mir. Ohne großartig zu überlegen, drückte ich ihn mit einem Tippen auf dem Bildschirm weg und schrieb weiter die Nachricht an meine Tante zu Ende.

»Autsch.«, ertönte es plötzlich hinter mir und konnte die Stimme dem Anrufer zu, der es bis vor wenigen Sekunden bei mir versucht hatte. Da ich mit ihm nicht wirklich gerechnet hatte, zuckte ich bei seiner Stimme kurz zusammen. »Du ignorierst meine Anrufe?«

»Anruf.«, korrigierte ich ihn und tippte weiterhin auf meinem Handy herum. »Du hast mich nur einmal angerufen und wer sich über eine Woche nicht melden kann, kann auch ein paar Minuten länger warten.«, entgegnete ich in einem ruhigen Ton und schickte die Nachricht ab.

»Und es tut mir leid, dass ich mich länger bei dir nicht gemeldet habe.«, entschuldigte er sich bei mir, was ich ihn kaum abnahm. »Telefonieren funktioniert beidseitig, musst du wissen.«, konterte er und grinste mich an, als ich meinen Kopf schnell zu ihm drehte. »Aber das ist hier nicht das Thema. Es tut mir leid, Alejandra.«

»Ich bin dir nicht böse.«, teilte ich ihm mit und vergrößerte den Abstand zwischen uns, in dem ich um die Theke herumlief und mich auf die gegenüberliegende Seite stellte. »Vielleicht hab' ich ein bisschen mehr erwartet, aber vielleicht übertreibe ich auch einfach nur.«, zuckte ich mit meinen Schultern und lächelte leicht. »Ist auch nicht weiter schlimm. Du hast einen vollen Terminkalender, auch in deinem Urlaub, und ich–«

»Ich hab mich nicht gedrückt, falls du das behaupten möchtest.«, unterbrach er mich.

»Ich behaupte nichts.«, sagte ich daraufhin. »Was auch immer es der Grund ist, es ist in Ordnung.«

Meine unbeirrte Art schien ihn wohl zu verwirren, da er mich mit Skepsis musterte und hinter meinen Augen versuchte durchzublicken. Aus meinem Augenwinkel heraus sah ich mein Bildschirm aufblitzen und erkannte, dass Fede versuchte mich zu erreichen. Auch Pedro schaute auf mein Bildschirm und zählte in seinem Kopf plötzlich zwei Sachen zusammen.

»Fede.«, sprach er den Namen auf dem Bildschirm aus. »Sicher der Kerl, dessen Spiel du dir beim letzten Mal angeschaut hast. Nicht?«, fragte er mich in einem Ton, der mir einen leichten Schauer verpasste. »Niemand, der mir das Wasser reichen kann.«

»Ok.«, verdrehte ich meine Augen und nahm mein Handy anschließend von meinem Tisch. »Immerhin meldet er sich bei mir.«, holte ich zum Seitenhieb aus und stopfte das Geld in das kleine Täschchen. »Schau, Pedro. Ich bin nicht böse auf dich oder versuche dich mit Fede zu ersetzen. Du hast Urlaub und kannst tun und lassen wonach dir ist, ¿vale?«

»Was ist, wenn ich gerade dich möchte?«, kam es wie aus einer Pistole geschossen aus ihm heraus und schaute mir direkt in die Augen. Seine Blicke fühlten sich leicht unangenehm an, weshalb ich meinen Blick senkte und mich anschließend räusperte. Gerade verschwendete er nur seine Zeit und auch meine, da es immer später wurde. Ohne ein Wort wollte ich einfach an ihm vorbei und das Geld ungestört im Backoffice zählen wollte. »Dreh' mir nicht den Rücken zu, Alejita.«, hauchte er mir ins Ohr, als er mich am Handgelenk zurückzog und mich an seine Brust drückte. »Ich möchte nur mit dir auf ein Date und mit niemandem sonst.«

»Dann solltest du es auch deutlich machen, Pedro.«, entgegnege ich und spürte die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. »Ein Mädchen lässt man nicht über eine Woche warten, man es ausführen möchte.«, lehrte ich ihn und konnte mir dabei das Grinsen nicht verkneifen, was er wohl deutlich heraushören konnte.

»Dann lass es mich wieder gutmachen.«, sagte er und und strich mein Haar hinter mein Ohr. »Gib diesem Fede sein Hoodie zweiter Klasse zurück und zieh' dir für morgen Abend dein bestes Kleid an. Ich hol dich um Acht ab.«

»Ich muss morgen arbeiten.«

»Meinen Eltern gehört der Laden hier. Stell dich darauf ein, dass du morgen nicht arbeiten musst.«,entgegnete er daraufhin und brachte mich leicht zum Lachen. »Ich meine es ernst.«

»Yo se.«, nickte ich wissend mit dem Kopf und löste mich aus seinem Griff. »Lässt du mich nun den letzten Teil meiner Arbeit erledigen?«, fragte ich ihn und blickte ihm in die Augen. »Ebenso gehört der Hoodie nicht Fede, sondern meinem Bruder.«, ließ ich ihn wissen und klopfte ihm auf die Brust. »Wie auch immer du hier reingekommen bist, schließ bitte die Tür ab.«

𝐜𝐚𝐧𝐚𝐫𝐲 𝐢𝐬𝐥𝐚𝐧𝐝 • pedriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt