𝐱𝐯. i don't want this to end

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»Es ist vielleicht etwas weit, aber ich hab dir die beste Aussicht versprochen.«, lächelte ich breit und brauchte nur Sekunden, um mich in die Aussicht über unsere Heimat zu verlieben. »Es kann New York bei Nacht sicher nicht toppen, dennoch muss man es einmal gesehen haben.«, fuhr ich fort und drehte mich anschließend zu ihm. »Was hältst du davon?«, fragte ich ihn. Statt den Ausblick hinter mir zu genießen, starrte er mich mit einem undefinierbaren Blick an.

»Wunderschön.«, antwortete er und brachte mich damit leicht zum Schmunzeln.

»Pedro, dafür müsstest du schon dahin schauen.«, verdrehte ich meine Augen und streckte meine Hand nach ihm aus. »Da ich heute Pedro kennenlernen durfte, möchte ich gerne deine Frage beantworten. ¿Quién es la maravillosa y única Alejandra?«, schmunzelte ich und spürte die Wärme an meiner Hand, nachdem er meine Hand annahm und näher zu mir trat. »Alejandra ist ein einfaches Mädchen aus Teneriffa, das gerne Nächte hier verbracht hat.«, sprach ich von mir in der dritten Person und holte mein Handy aus meiner Tasche, um darauf die Taschenlampe anzuschalten. »Während meine Eltern völlig krank vor Sorge waren und schon fast täglich nach ihren Kindern gesucht haben, saß ich oft hier mit meinem Bruder und meine Schwester.«, erzählte ich ihm und hielt das Licht auf die Stelle im kleinen Häuschen, das hier als Aussichtspunkt diente und einen perfekten Blick über unsere Stadt gab.

»Ein Bruder und eine Schwester. Du bist dann wohl die Jüngste, oder?«, fragte er mich und bemerkte durch die Reihenfolge unserer Namen, dass ich das letzte Kind im Nest war. »Carmelita, Dido y Alejandrini. Alejandrini?«, laß er vor und lachte leicht, als er den letzten Namen nannte.

»So hatte mich mein Vater früher immer genannt. Alejandrini, das chaotische Kind.«, erinnerte ich mich an die vielen Momente mit meinem Vater, der mich insgeheim Alejandrini umtaufen lassen wollte. »Unter meinen zwei älteren Geschwistern, überspannte Alejandrini deutlich den Bogen und konnte sich sehr viel  leisten. Dumme Sachen, wofür mein papá oft Partei ergriff. Sie ist noch ein Kind, hatte er zu Carmen gesagt. Sie wird die Dinge bald begreifen, Diego. Sie wird zu einer hervorragenden Frau heranwachsen wie Carmen und deine mamá, hatte er zu Diego gesagt. Es würde jedoch nichts daran erinnern, mich weiterhin Alejandrini zu nennen.«, fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über die eingeritzten Namen. »Der Name bedeutet mir sehr viel.«, murmelte ich und seufzte leicht.

»Alejandra, du musst mir nicht–«

»Ich muss es nicht.«, unterbrach ich ihn und stimmte ihm zu. »Aber ich möchte es gerne, da es ein Teil von mir ist und du wissen solltest, wer ich wirklich bin.«, lächelte ich und atmete zum Schluss aus. »Ich bin bei weitem nicht so wunderbar und oder einzigartig wie deine Eltern behaupten. Wie jeder andere auch, habe ich Macken.«

»Jeder ist einzigartig.«, erwiderte er darauf und schaute mir in die Augen. »Auch du, Alejandra. Und es ist sicher kein Geheimnis mehr, dass du dazu noch wunderschön bist.«, machte er mir erneut ein Kompliment und ließ mich verlegen zur Seite schauen.

»Du brauchst mir keine Komplimente machen, Pedro.«, murmelte ich und setzte mich ins Häuschen. »Wie wäre es, wenn wir die Sterne am Himmel beobachten und nebenbei die Stadt im Blick behalten bis meine Tante in etwa einer halben Stunde ihren Kontrollanruf beginnt?«, schlug ich vor und hatte nichts gegen so ein Ende zu unserem Abend. »Es sei denn, du hast was anderes im Sinn.«, gab ich ihm die Möglichkeit Einspruch zu erheben.

»Nein, nein. Hört sich toll an.«, antwortete er und schaute mir abwechselnd in die Augen und auf meine Lippen. Nicht sicher, ob ich seinen Blick tatsächlich richtig deutete, biss ich mir auf die Unterlippe und schaute über unsere Stadt, die die Dunkelheit mit ihrem Licht erhellte und mich gleichzeitig erinnerte, warum ich mich nicht außerhalb Teneriffa vorstellen konnte. »Woran denkst du?«, fragte er mich nach einiger Zeit in der Stille.

»Daran, warum ich Teneriffa nicht verlassen kann.«, antwortete ich ihm ehrlich. »Ich liebe es hier.«, lachte ich leicht und fand es schon fast peinlich, mich nicht außerhalb der Insel vorstellen zu können. »Es heißt immer, dass man die Welt entdecken und sein Horizont erweitern sollte, solange man jung ist und die Zeit dafür hat. Aber ich? Nichts! Paris, Amsterdam, Madrid? Ich hab irgendwie gar kein Interesse.«

»Glaub mir, in Madrid hast du auch nichts verloren.«, verzog er leicht sein Gesicht und brachte mich zum Schmunzeln. »Ein anderes Land zu sehen ist echt befreiend, musst du wissen. Einfach einmal aus dem Alltag herauskommen und in einem anderen Land einen klaren Kopf fassen. Ich liebe es hier, aber hätte ich mir keinen Ruck gegeben, würde ich heute nicht in Barcelona wohnen und für Barcelona spielen, weißt du?«, erzählte er mir. »Nach Barcelona zu ziehen ist tatsächlich das Zweitbeste, was mir passieren konnte.«

»Das Zweitbeste nur?«

»Das Erstbeste wäre das hier.«, sagte er und bevor ich richtig reagieren konnte, spürte ich seinen Finger unter meinem Kinn und meinen Kopf zu ihm drehte. Sekunden später lagen seine Lippen auf meinen.

Da der Kuss für mich sehr plötzlich kam, erwiderte ich den Kuss zuerst nicht und musste erst einmal realisieren, was er tat. Als die Realisation dann endlich kam, ließ ich mich darauf ein und erwiderte ihn. Er hielt nicht für sehr lange an – Vielleicht für fünf Sekunden bis  ich mich aus dem Kuss löste und ihn mit großen Augen anschaute. »Ich mag dich. Und ich weiß, dass es noch nicht so wirklich ein uns gibt, aber... Komm mit nach Barcelona! Ich meine, du kannst das Stipendium für das Auslandssemester annehmen, Fer und mich nach Barcelona begleiten, ¿no?«, fragte er mich und schaute mich mit hoffnungsvollen Blicken an. »Ich möchte nicht, dass das zwischen uns endet, wenn ich zurück muss.«, sagte er und griff nach meiner Hand, die ich sofort anschaute.

»I-Ich..«, stotterte ich leicht und wusste nicht, wie ich nun darauf antworten sollte. »Ich mag dich auch.«, sagte ich schon fast irritiert und konzentrierte mich mehr darauf, worum er mich da eigentlich gebeten hatte. Er wollte, dass ich ihn und seinen Bruder begleitete.

Immerhin wirkte er mit meiner Antwort, die nicht wirklich eine Antwort auf seine Frage war, nicht unzufrieden zu sein und schwieg anschließend. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und auch die Schmetterlinge in meinem Bauch machten sich bemerkbar. Auch wenn ich versucht hatte mein Persönlichkeit von vor ein paar Jahren wieder aufzunehmen, scheiterte ich kläglich an Pedro González.

Derjenige, der mir mit seinem Abgang wohlmöglich mein Herz brechen konnte.

𝐜𝐚𝐧𝐚𝐫𝐲 𝐢𝐬𝐥𝐚𝐧𝐝 • pedriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt