11. Ein Drink

1K 35 1
                                        

         11. Ein Drink

Hinter Borin kamen Tony und Ellie Schulter an Schulter in den Club und nahmen an der Bar Platz. Borin setzte sich daneben, während Emily und McGee sich noch ein wenig im Club umsahen, der bereits gut gefüllt war, dafür, dass es erst 19 Uhr an einem Montagabend war.

Der Barkeeper bemerkte die neuen Gäste und kam als erstes zu Tony und Ellie, die friedlich nebeneinander saßen und sich unterhielten.

  „Hey, na, wie geht's? Seid ihr beiden zusammen? Die Pärchen-Happy Hour hat grade angefangen, also, was darf es sein?"

  „Ein paar Antworten, wenn es geht. Special Agents DiNozzo und Bishop, NCIS." Sie zeigten ihre Ausweise.

  „Oh, Bundesagenten! Was wollt ihr denn hier?"

  „Hat nichts mit dem Laden zu tun, sondern mit einem ermordeten Navy-Soldaten. Lucas Gordon, kennen Sie den Mann?"

  „Ja, klar Leute, Gordon is'n echt cooler Vogel. Soweit ich weiß gehört ihm ein Boot im Hafen drüben. Und er wurde ermordet?"

  „Jap, auf seinem Boot. Davor war er noch hier. Wissen Sie, ob irgendwer dabei war?"

  „Ja, da war tatsächlich jemand bei ihm. Eine Frau, echt heiß!"

Ellie zückte ein Foto von Jeanne Reling und hielt es dem Barkeeper hin: „Sah sie so aus?"

  „Nein, definitiv nicht. Das war eine Blondine, ziemlich jung. Nicht das ich davon hier wenige zu Gesicht bekommen würde, aber an die kann ich mich erinnern, weil ich sie nach ihrem Ausweis gefragt hatte. Aber sie war 22, also keine Probleme für mich. Ihr Name war irgendwas wie Lola, oder..."

  „Kayla?"

  „Jap, genau das war's! Die beiden hatten dann einen heftigen Streit, und diese Kayla ist abgehauen. Gordon hat bezahlt und ist dann auch weg. Wie schrecklich, sich am letzten Tag seines Lebens mit seiner Freundin zu Streiten!"

  „Ja, so ist es nun mal."

  „Wie heißen Sie?"

  „Dave. Und bitte, sagt einfach du. Okay?"

  „Klar, Dave. Können wir noch mal auf die Frage vom Anfang zurückkommen und ich als Antwort geben: Zwei Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt?"

  „Aber klar doch, Agent!"

  „Bitte, der geschäftliche Teil ist vorbei, ich bin Tony, das ist Ellie."

Borin sah zu Emily und McGee, die sich ganz offensichtlich sehr wohl im Club fühlten, und deshalb ein wenig mittanzten. Sie musste Grinsen. Gibbs hatte sich schon eine verrückte Truppe angelacht, dass musste sie zugeben. Aber selbst konnte sie mithalten.


Sie tippte Ellie an, nickte einmal, verschwand dann von der Bar und sammelte auf ihrem Weg zum Ausgang Emily und McGee ein.

Vor der Tür des Clubs sah Borin die Beiden an und erläuterte ihre Erkenntnisse: „Lucas war mit seiner Freundin hier. Der Barkeeper meinte, die Beiden hätten sich gestritten und seien dann einzeln verschwunden. Aber das bedeutet nicht, dass die Freundin ihn nicht umgebracht hat.

Ich würde sagen, McGee, Sie fahren wieder ins Büro und erstatten Gibbs Bericht, Emily und ich fahren noch mal zu Kayla Johnson. Okay?"

  „Ja, klar!", stimmte Emily zu, und auch McGee nickte.

Die beiden rotblondhaarigen Agentinnen mussten dieses Mal nicht lange fahren, denn sie waren ja bereits in Norfolk.

Kayla Johnson war allerdings nicht besonders erfreut, die beiden Bundesagentinnen vor ihrer Tür vorzufinden.

  „Was wollen Sie denn schon wieder hier?"

  „Wir hätten da noch ein paar Fragen. Können wir reinkommen?"

  „Ja, wenn's sein muss!"

  „Na dann."

Dieses Mal setzte sich auch Borin auf die Couch gegenüber von Kayla Johnson, und beobachtete die junge Frau.

  „Miss Johnson, waren Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit Gordon Lucas im Heaven's Club?"

  „Ja, wieso?"

  „Weil der Barkeeper meinte, Sie hätten sich mit ihm gestritten."

  „Und da denken Sie automatisch, ich hätte ihn ermordet?!"

  „Naja, das ist naheliegend. Und es ist schließlich oft genug die eifersüchtige Freundin oder Ehefrau."

  „Eifersüchtig? Weshalb sollte ich das gewesen sein?"

  „Sagen Sie mir nicht, dass Sie nicht auch den Verdacht hatten, dass Lucas eine Affäre mit Jeanne Reling hatte."

  „Okay, gut, ich hatte vielleicht den Verdacht..."

  „Und worüber haben Sie sich mit ihm gestritten?"; schnitt Emily ihr gekonnt das Wort ab.

  „Ist ja gut, es ging darum. Er hat es auch noch zugegeben! Ich habe sofort mit ihm Schluss gemacht und bin abgehauen!"

  „Und wo waren Sie zwischen fünf und sechs Uhr morgens?"

  „Zu Hause. Ich habe über zwei Stunden mit einer Freundin telefoniert."

  „Okay. Aber wieso haben Sie uns das nicht schon viel eher gesagt?"

  „Ganz einfach, ich wollte nicht, dass er anderen als schlechter Mensch in Erinnerung bleibt. Verstehen Sie das?"

  „Ja. Ich hätte vermutlich dasselbe getan", meinte Emily mitfühlend.

Borin beobachtete, wie die junge Agentin mit der Frau umging. Sehr ruhig, mitfühlend, aber dennoch professionell. Kaum jemand  hatte das so schnell drauf.

  „Gut, vielen Dank, Miss Johnson. Hoffentlich finden wir den Mörder jetzt."

  „Okay. Ich hoffe es. Dann kann ich endlich abschließen. Denn egal was er getan hat, ich liebe ihn immer noch."

  „Gute Nacht, Miss Johnson", verabschiedeten Emily und Abby sich höflich und gingen still nebeneinander er durch den Vorgarten zu ihrem Wagen.

Zurück im Büro war McGee damit beschäftigt, seine Tastatur zu malträtieren, und Gibbs unterschrieb irgendwelche Akten, sah aber auf, als Borin und Cutten wiederkamen.

  „Was hat die Freundin gesagt?"

  „Er hat ihr gegenüber zugegeben, dass er eine Affäre mit PO Reling hatte. Sie hat mit ihm Schluss gemacht und ist verschwunden. Während der Tatzeit war sie zu Hause, zumindest nach ihrer Aussage, und hat mit einer Freundin telefoniert", fasst Borin schnell die wichtigsten Fakten zusammen.

  „Okay. McGee?"

  „Ja Boss?"

  „Überprüfe bitte die Telefondaten von Kayla Johnson am Sonntag zwischen vier und sieben Uhr."

  „Wird gemacht."

Nach einigen Minuten Stille verkündete McGee schließlich: „Ich hab's! Sie hat am Sonntag zwischen halb 5 und viertel nach 7 mit einer Freundin telefoniert. Von zuhause aus, das hat das GPS-Signal bestätigt."

  „Verdammt!", ließ Borin vernehmen. Sie hatte Kayla Johnson für eine gute Verdächtige gehalten, doch nun war es sehr unwahrscheinlich, dass sie es getan hatte.

Unpredictable *NCIS*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt