12. Ein interessanter Abend
Da nun keiner mehr Ideen hatte, und es auch schon nach neun Uhr war, beschloss Gibbs, dass es für heute genug war und entließ seine Agenten in den Feierabend. McGee verschwand in Abbys Labor, um seine Lieblingsgoth, Palmer und dessen Frau Breena abzuholen, damit besonders Palmer und Breena noch mal richtig ausgehen konnten, bevor sie bald ein kleines Mädchen adoptieren würden. Und diese Nacht sollte beide ablenken, denn beim letzten Mal hatte es ja nicht geklappt, da die Eltern im letzten Moment einen Rückzieher gemacht hatten und das Kind doch hatten behalten wollen. Nun waren die beiden Palmers noch nervöser als beim ersten Mal.Borin verabschiedete sich ebenfalls und verschwand nach Hause.Ausnahmsweise blieb Gibbs mal nicht der letzte im Büro, sondern Emily. Nachdem Gibbs auch gegangen war, ebenso wie alle anderen Agents im Gebäude, und alle Lampen aus waren, saß Emily Cutten noch immer hinter ihrem Schreibtisch und schrieb an einem Bericht.Sie saß im fahlen Licht ihrer Schreibtischlampe, mit Kopfhörern in den Ohren auf ihrem Stuhl und tippte ihren Bericht. Ihre Playlist war voll von P!NK, Bon Jovi und Michael Bublé. So hatte sie schon immer am besten arbeiten können. Auch im College hatte sie stets so gebüffelt, denn sie hatte begonnen, Wissen mit Liedern zu verknüpfen. Doch als sie plötzlich Schritte auf der Treppe hörte, die dann langsam näher kamen, sah sie überrascht auf. Sie hätte nicht erwartet, dass um diese Zeit noch jemand außer ihr hierbleiben würde. Immerhin war es mittlerweile schon fast zehn.Ihre Augen erfassten eine Frau, mit lockigen, hochgesteckten Haaren, die mit gleichmäßigen Schritten und aufrechter Haltung auf sie zukam. „Hey Emily."Also doch. Aufgrund der Dunkelheit war sie sich nicht ganz sicher gewesen, aber wer hatte es sonst sein sollen. „Sarah Porter. Was machst du noch hier?" „Dasselbe könnte ich dich fragen." „Ja, aber ich arbeite hier. Du nicht. Also?" „Ich hatte noch einiges zu erledigen." „Mit Jenny?" „Ja. Sonst wüsste ich auch nicht, dass du hier arbeitest. Wieso hast du mir nichts erzählt?" „Was hattest du noch mit Jenny zu klären?" Emilys eindringlicher Ton warnte den SecNav, besser auf die Frage einzugehen, statt auf ihrer eigenen zu bestehen. „Finanzielles." „Klingt ja wirklich interessant. Seit wann bist du schon SecNav?" „Etwas länger als ein Jahr, würde ich sagen." „Und wie ist der Job so?" „Oh, anstrengend. Einflussreich. Interessant. Ich muss viel zu viele Entscheidungen treffen, aber es ist eben das, was ich am besten kann. Wie kommst du mit Gibbs klar?" „Oh, er ist echt okay! Einige Leute haben mich vorher gewarnt, aber er ist nicht so schlimm. Was denkst du von ihm?" „Wir kommen klar. Am Anfang war er skeptisch, aber wir haben uns arrangiert. Und Jenny hat mir ein paar Tipps gegeben." Sie lächelte. „Wieso bist du denn jetzt noch so spät hier?" „Ein bisschen Papierkram. Geht nicht anders." „Oh doch, du könntest das auch einfach morgen erledigen und wie jeder normale Mensch hier nach Hause gehen." „Bitte, du bist noch hier, und die Tatsache das du was mit Jenny geklärt hast, bedeutet, dass sie immer noch in ihrem Büro ist und vermutlich dasselbe tut wie ich. Papierkram abarbeiten."Sarah wechselte ihre Position von Stehen zu sitzen, und zwar an Ellie's Schreibtisch. Erleichtert streckte sie ihre Füße aus und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Es war ihr deutlich anzusehen, dass der Tag sie ziemlich mitgenommen hatte. Emily war bisher immer in den Genuss der ausgeruhten, gut gelaunten Sarah Porter gekommen, doch immerhin hatten die beiden bereits seit einiger Zeit nicht mehr gesprochen. Studium und Arbeit hatten Emily davon abgehalten, mit ihr zu telefonieren oder zu skypen, geschweige denn, sich mit ihr zu treffen. „Ja, stimmt, Jenny ist auch noch oben. Aber ich wette, sie schläft mal wieder hier." „Tja. Und, wie geht es deiner Tochter?" „Gut. Sie wird bald 11. Und immer anstrengender. Ich meine, kannst du dich an das Alter erinnern?" „Oh mein Gott, das war vor acht Jahren! Weniger. Ich weiß nur noch, dass ich da die siebte Klasse übersprungen habe und in die achte Klasse gekommen bin. Außerdem hat mein Team in dem Jahr die erste kalifornische Meisterschaft gewonnen. In unserer Altersgruppe, selbstverständlich nur." Sie grinste. „Ja, du kleiner Streber." „Hey, ich wette, klein Sarah war auch nicht besser! Oder schlechter, wie man es sieht. Du warst doch garantiert immer Klassenbeste!" „Ja, Klassenbeste, aber ich habe nie eine Klasse übersprungen!" „Das tut mir Leid."Jetzt mussten beide grinsen. Sarah seufzte. „Du solltest nicht hier sein", stellte Emily trocken fest. „Ich weiß. Carol braucht mich, aber ich kann meine Arbeit einfach nicht im Stich lassen." „Solltest du aber. Pass auf, du weißt genau, wie die Geschichte enden kann. Deine Ehe ist so wie so schon am Ende, das weißt du. Dir wird in jedem Fall das Sorgerecht zugesprochen, wenn du nur ein wenig Zeit mit ihr verbringst. Außerdem wird sie sich sonst immer weiter abkapseln, und besonders in dem Alter ist das gar nicht gut. Zumindest nicht für dich."Sarah sah ihr Gegenüber verwundert an. Sie hatte immer gewusst, dass Emily ziemlich schlau war, aber manchmal entsprachen ihre Ratschläge denen, die Mütter geben würden. „Danke Em. Du weißt, du bist bei uns immer willkommen, und du kennst Carol. Sie fragt mich andauernd, ob du mal wieder vorbeikommst." „Klar, ich komme gern noch mal vorbei. Frag einfach, wenn du Zeit hast." „Mach ich." Der SecNav stand auf, und sah Emily auffordernd an: „Du wirst jetzt deinen PC ausmachen, deinen Kram nehmen und nach Hause fahren. Ich warte so lange, bis du das tust." „Meinetwegen."Sie gab nach, machte ihren PC aus, nahm ihren Kram und folgte Sarah in den Fahrstuhl, womit auch die letzte Person aus dem Büro verschwunden war. Nur im Büro der Direktorin brannte noch Licht.
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Unpredictable *NCIS*
FanfictionDas NCIS-Team bekommt nach Ellie Bishop noch einmal Zuwachs - eine junge Agentin mit geheimnisvoller Vergangenheit. Der neue Fall verlangt dem Team und auch alten Bekannten einiges ab, während es zwischen den Teammitgliedern zu Spannungen kommt... ...