03 🩸 Besuch aus der Hölle

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,,Ihr sperrt mich in einen Kerker, weil ich eine Rose ermordet habe? Und ich dachte, das sei eine friedliche Schule."
Ich hätte mich mühelos gegen diese Maßnahme wehren können. Die Killerrose in Freya Mikaelsons Unterricht hatte nur einen kleinen Teil meiner Kraft beansprucht. Aber einen Schulverweis durfte ich nicht riskieren. Mrs Mikaelson hatte meinen Zauber wieder neutralisiert und mich zu Mr Saltzman geschickt. Dieser reagierte nahezu allergisch auf die Information, dass ich dunkle Magie anwendete.

,,Ist nur eine Sicherheitsmaßnahme, bis wir wissen, wer du wirklich bist." Hope blieb mit verschränkten Armen vor den Gitterstäben stehen.

,,Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß", hielt ich dagegen.

Hope schüttelte den Kopf. ,,Nein, das denke ich nicht. Du tauchst aus heiterem Himmel auf dem Gelände auf und bittest um einen Platz an der Schule. Aber Gepäck hast du keins dabei. Warum?"

,,Ist das ein Verhör, Miss Superpower?", fragte ich amüsiert und sah ihr in die Augen. Für den Fall der Fälle legte ich selbstverständlich eine Geschichte zurecht. ,,Meine Eltern haben die Magie abgeschworen, weshalb ich mir alles selbst beibringen musste. Ich wusste nicht, dass ich mit dunkler Magie herumexperimentiere und bin in einen Streit mit ihnen geraten. Woher sollte ich es auch wissen? Meine Eltern haben mir nie gezeigt, wie es richtig geht. Also haben wir uns gestritten und ich bin abgehauen. Auf diese Schule zu gehen war immer mein Traum, aber Mum hat es verboten", schloss ich meine Erzählung ab. ,,Und nein, es blieb keine Zeit zum Packen. Das hätte meinen dramatischen Abgang ruiniert."

Hope hob die Augenbraue. ,,Aber du hast weiterhin verbotene Magie angewendet."

,,Irgendwas sagt mir, dass du auch nicht gut bist, dich an Regeln zu halten", flüsterte ich augenzwinkernd. Es war keine Absicht gewesen, dieses Desaster zu verursachen. Ich würde daran feilen müssen, die verunreinigte Magie zu unterdrücken. ,,Ich war wütend auf meine Eltern. Da mache ich natürlich genau das, was sie nicht wollen."

,,Es geht hier nicht um mich."

,,Geht es nicht immer um dich?"

Hope wandte sich ab. Schnell streckte ich meinen Arm durch die Gitterstäbe und erwischte ihren Unterarm. ,,Bitte. Ich bin neunzehn und lerne gerade erst, wie ich Magie einsetzen kann. Ich hatte keine tausend Jahre alte Superhexe wie deine Tante, die mir alles beigebracht hat. Das was heute passiert ist, das war das Produkt meiner Unwissenheit."

Ich legte viel Reue in meine Stimme und senkte den Blick. Wachsam blieb ich trotzdem und beobachtete jede noch so kleine Regung. Sekundenlang starrte Hope mich an, als ob sie händeringend eine Antwort suchte.

Mir kam eine Idee. Es musste mir gelingen, näher an Hope heranzukommen. ,,Kannst du mir Nachhilfe geben?"

,,Nachhilfe? Sehe ich aus wie eine Lehrerin?"

,,Sehe ich aus, als wäre ich hochbegabt? Du bist die begabteste Hexe in unserer Klasse. Wenn mir einer beibringen kann, wie ich mit der Erde und sämtlichen anderen Elementen Verbindung aufnehmen kann, dann du."

Hope seufzte. ,,Du klingst, als würde ich mit der Erde reden."

,,Wenn du ihre Telefonnummer hast, gib Bescheid", sagte ich grinsend.

Hope hob die Hände. ,,Also gut. Ich werde mit Mr Saltzman sprechen und ihn bitten, dass du noch eine Chance bekommst. Aber glaub nicht, dass ich dich aus den Augen lasse."

,,Super." Ich setzte mich auf die einzige Sitzmöglichkeit im Raum und ließ die Beine baumeln. ,,Anscheinend bin ich bestens aufgehoben."

•••

Es dauerte ewig. Wie lange brauchte die kleine Tribridin, um dem Schulleiter eine simple Frage zu stellen? Genervt schlenderte ich in meinem Gefängnis auf und ab. Bestenfalls hielten sie mich für einen unbegabten, leichtsinnigen Teenager. Im schlechteren Fall ahnten sie, dass ihnen eine abtrünnige Hexe gegenüberstand.

,,Du bist weit gekommen. Wie es scheint, habe ich genau die Richtige für den Job ausgewählt." Die träge Stimme strotzte vor Ironie. Ich stöhnte genervt. Auch das noch!
Katherine erschien aus dem Nichts vor mir und sah sich in meinem trostlosen Gefängnis um.

,,Hast du nichts besseres zu tun, als mir nachzuspionieren, Katherine?"

Ich wusste, dass Katherine hier auf Erden keine psychische Gestalt mehr bilden konnte, seit Stefan Salvatore sie ins Höllenfeuer zwang. Auf diese Weise konnte sie keinen Schaden mehr anrichten, aber ich zweifelte nicht daran, dass die Königin der Hölle eines Tages doch einen Weg fand. Katherine fand immer einen Weg.

,,Nein", antwortete sie. ,,Eingesperrt von einer kleinen Teenagerhexe. Mal ehrlich, wie schwer kann es sein, ihr ein Messer zwischen die Rippen zu jagen?"

,,Sehr schwer angesichts der Tatsache, dass Hope damit ihre Vampirseite aktiviert und noch mächtiger wird." So weit reichte mein gesunder Menschenverstand noch. Ich wusste, dass Hopes Vampirseite noch schlummerte und im Falle ihres Todes erwachte. Aber als Hexe wusste ich auch, dass kein Wesen wirklich unsterblich war. Hope mochte nicht weit davon weg sein, aber auch sie besaß irgendeine Schwachstelle.

Katherine applaudierte. ,,Sehr gut, du hast deine Hausaufgaben gemacht."

Verflucht, ich könnte sie mit bloßen Händen erwürgen! Schade, dass nur eine Illusion ihrer selbst vor mir stand.

,,Ich werde das schaffen. Aber es wird nicht schneller gehen, nur weil deine Geduld aufgebraucht ist", schnaubte ich.

,,Schön, dann nochmal zum Mitschreiben: du hast nicht ewig Zeit, also finde heraus, wie du die süße kleine Hope Mikaelson tötest. Scheiterst du, finde ich jemand fähigeren für diesen Auftrag. Du bist austauschbar, verstehst du?"

Liebend gern hätte ich Katherine gesagt, dass sie einen anderen Idioten für ihren dämlichen Sonderauftrag suchen sollte. Aber leider stand im Falle meines Scheiterns auch mein eigener Tod an.

Schwere Schritte waren aus Richtung der Treppe zu hören. ,,Verschwinde, Katherine. Fehlt gerade noch, dass uns jemand zusammen sieht", zischte ich in Katherines Richtung.

Katherine tippte auf ihr Handgelenk. ,,Tick, tack, deine Zeit läuft."

Dann löste Sie sich in Luft auf. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Augenblick kamen Hope mit Mr Saltzman im Schlepptau zurück. Die Tribridin sah sich verwirrt um.

,,Mit wem hast du gesprochen?", fragte sie ohne Umschweife. Verdammt. Natürlich hatte sie ein ausgezeichnetes Supergehör. Ich nannte sie ja nicht umsonst Miss Superpower.

,,Mit mir selbst. Ich führe ständig Selbstgespräche, wenn ich aufgeregt bin", log ich.

Mr Saltzman ging glücklicherweise nicht weiter darauf ein. ,,Hope hat mit mir gesprochen. Entschuldige, dass wir dich einsperren mussten, aber im Falle von Fremden handeln wir sehr vorsichtig. Hope und du werdet zusammen trainieren, aber wir müssen das im Auge behalten. Schwarze Magie kann sehr gefährlich werden."

Ich weiß, dachte ich. Ich bin daran gestorben.

,,Das verstehe ich, Mr. Saltzman. Machen Sie sich keine Gedanken. Ich werde mir viel Mühe geben", antwortete ich mit dem freundlichsten erzwungenen Lächeln, welches ich zustande bringen konnte.

Die schwere Tür öffnete sich. In Hopes Ausdruck erkannte ich Spuren von Misstrauen. ,,Ich werde dich nicht aus den Augen lassen", versprach sie.

Ich lächelte und zwinkerte ihr zu. ,,Und ich dachte schon, dass ich dich zum Essen ausführen muss, um deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten, Miss Superpower."

𝘩𝘦𝘭𝘭𝘧𝘪𝘳𝘦 ʰᵒᵖᵉ ᵐⁱᵏᵃᵉˡˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt